Sonntag, 24. November 2013

Der Zahn der Zeit


Ich habe gestern die Glühweinsaison eröffnet und mir eine Platte von einem wahrscheinlich nicht mal volljährigen Engländer gekauft, der beatlesähnliche Musik macht. Offenbar bin ich alt. Warum? Ich favorisiere Oma-Getränke, deren übermäßiger Konsum mir nicht mehr bekommt (heute wohl keine feste Nahrung vor 18:00 Uhr) und kauf noch Platten und kenn die Beatles.

Schon neulich kam ich nicht umhin festzustellen, dass Nachbarschaftsgeräusche mich mittlerweile nerven. Ich fing an Phantasien zu entwickeln, die jeder Spießer im Kampf gegen die ungeliebten Nachbarn auffährt. Ich bin auch noch uncool (geworden). Aber zu meiner Entschuldigung: Die hört keine Musik, sondern Dr. Alban.

Und neben alt und uncool will ich peinlich nicht auslassen: Die neue Platte läuft nun rauf und runter und ich gebe wieder Küchenkonzerte und überlege mir, was ich werden könnte, wenn ich groß bin - bei vollständiger Verdrängung, dass der Zug längst abgefahren ist. Aber nichts ist belebender als die Vorstellung, dass noch alles möglich ist. So wehre ich mich weiter gegen die Ernsthaftigkeit. Und die Peinlichkeit hält sich in Grenzen: Mich sieht ja keiner.

Sonntag, 17. November 2013

Eine Runde Mitleid


Beim besten Willen kann sich da kein Funken Mitleid einstellen, selbst wenn (oder gerade weil?) sich der Präsident eines nicht ganz unbekannten Fußballklubs mittels sämtlicher Medien derart bemitleidet, heult, sich als Opfer darstellt und sich öffentlich hingerichtet fühlt. Eine im wahrsten Sinne des Wortes jämmerliche Berichterstattung. Geht's noch? Mir dabei jedenfalls immer schlechter. Ich fühle mich verarscht, wenn jemand sich durch eine Selbstanzeige vor der Strafverfolgung drücken will und dann weder versteht noch einsehen kann, dass dies nicht das Mittel ist, sich reinzuwaschen, gerade wenn der Eindruck entstanden ist, dass diese Anzeige nur erfolgt ist, weil die Person ohnehin kurz davor war aufzufliegen und schnell noch ihren Arsch retten wollte. Gut, ich steck da nicht drin und kenn nicht alle Fakten, doch angewidert bin ich trotzdem. Vor allem, weil ich nicht verstehe, was der Mann zu jammern hat?! Denn offensichtlich ist man in seinem Bundesland der Meinung, besonders auch in seinem Fußballklub, dass er ein total super Vorbild ist und er Chef bleiben darf. Ich würd mal sagen, der hat seine Schäfchen im Trockenen, wo man doch hört, wie viel Unterstützung da von allen Seiten kommt - eine Unterstützung, die sich so manch wirklich arme Supermarktverkäuferin nur erträumen kann, nachdem sie dabei erwischt worden ist, zu Unrecht einen gefundenen Pfandbon im Wert von ein paar Cent eingelöst zu haben. 

Gleiches Recht für alle? Manche Menschen sind einfach gleicher. Da ist die Grenze fließend, der Täter wird zum Opfer und aus Unrecht wird Recht. Faire Prozesse? Die Verfolgung solcher Angelegenheiten ist das Abbild unserer Gesellschaft: Die, die nichts haben, ständig für alles zahlen und zur Rechenschaft gezogen werden, und auf der anderen Seite Geldsäcke, die sich aus allem freikaufen können und in dieser Gewissheit handeln. Wenn das die Pfeiler einer funktionierenden Gesellschaft sind, dann funktioniert diese Gesellschaft offenbar nur für einen kleinen Teil ihrer Angehörigen. Es würde so manchem nicht schaden, mal darüber nachzudenken, wie wertvoll denn sein eigener Beitrag an diese Gesellschaft ist und dass nicht nur man selbst die Gesellschaft ist, an die man Beiträge zahlt.

Justitia ist blind. Ich hoffe nicht so blind, als dass sie nicht in der Lage ist, Unrecht von Recht zu unterscheiden. Und das werden wir dann sehen.

Montag, 11. November 2013

Alle Jahre wieder


Ich dachte, ich hätte am Sonnabend die U-Bahn in die Stadt genommen, doch es war wohl die Zeitmaschine. Wie sonst ließe sich Folgendes erklären??!
 

 

The same procedure as last year?  The same procedure as every year!

Ja, ich weiß, für diese Zitate ist es auch zu früh, aber….
 

 
 

Donnerstag, 24. Oktober 2013

Am Rande der Belastbarkeit


Entschuldigung, aber hat Hamburg über Nacht seine Einwohnerzahl verdoppelt??? Ich habe schon seit einiger Zeit das Gefühl, dass es immer mehr Menschen werden, die sich in die Busse quetschen, die in immer längeren Staus stehen, aber was mir heute Morgen an der U-Bahn passiert ist, das hatte ich auch noch nie. Ich passte nicht mehr rein!! Und das, obwohl davor nicht mal eine Bahn ausgefallen ist. Und um die Zeit kommen sie alle fünf Minuten. Als ich dann endlich doch irgendwie zu meinem Fahrziel vorgedrungen bin, sah ich hinüber zur Bushaltestelle und traute meinen Augen kaum. Da standen schon wieder so viele Menschen, die konnten unmöglich in einen Bus passen. Stehen wir kurz davor, die Stadt wegen Überfüllung zu schließen? Oder löst sich das Problem zeitnah von selbst, denn ich habe das Gefühl, dass mit der Zahl der Menschen auch die Aggression steigt?! Nachmittags im Bus stand ein Mann kurz davor den Bus auseinanderzunehmen, so hat er sich aufgeregt, dass das Gefährt nicht vorwärtskommt und auch er nur einen Stehplatz erwischt hat. Er brüllte in sein Handy, dass er sofort aussteigen werde, dann treffe man sich eben nicht, in seinem Urlaub habe er echt Besseres zu tun. Zu der verschreckten Dame neben sich sagte er, um Entspannung bemüht: Keine Angst, ich lauf nicht Amok oder so! Aber so ganz sicher war ich mir nicht, als ich kurze Zeit darauf erleichtert, an meiner Haltestelle angekommen, aussteigen konnte. Bisher haben sie in den Nachrichten noch nichts gesagt. Wollen wir das Beste hoffen.

Freitag, 18. Oktober 2013

Lass stecken!!!!!!!!


An jedem Arbeitsplatz gibt es mindestens eine bedauernswerte Person. Wobei der Grat zwischen Bedauern und Verabscheuen schmal ist. Ohnehin nervlich gerade kaum belastbar, tendiere ich bei unserer Büroschlange gerade zu Letzterem.

Die Schlange in sich versucht sie gut zu verbergen, denn vordergründig empfiehlt sie sich täglich aufs Neue als Mitarbeiterin des Monats. Sie fehlt nie. Mir fehlt sie auch nicht, wenn sie doch mal fehlt, weil Jahresurlaub einfach noch nicht abgeschafft wurde. Ich habe das Gefühl, da arbeitet sie aber dran, denn immer wieder bringt sie Beweise, dass die Arbeit ein Spaziergang ist. Für sie. Ungefragt übernimmt sie tausende Aufgaben. Ohne sie würde der Laden zusammenbrechen. Versteht sich von selbst. Sie mischt sich überall ein, insbesondere in Arbeitsfelder, für die sie gar nicht zuständig ist. Wer will das so genau nehmen? Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Da wird an fremde Schränke gegangen, auf Kollegenbildschirme geschielt und in Akten geschnüffelt. Sie kann auch gut mit dem Chef. So berät man gern das ein oder andere Mal hinter verschlossener Tür.

Es gibt Tage, da kommt auch sie nicht umhin, etwas zu jammern, aber wenn dies ein anderer tut, dann wird er abgebügelt, denn eins ist ja wohl klar: Hast du einen schwierigen Fall zu bearbeiten, dann hat sie gerade noch einen viel schlimmeren auf dem Tisch liegen. Hattest du eine schwere Kindheit, dann ist sie quasi im Vorhof der Hölle groß geworden. Sie muss jeden Wettbewerb gewinnen, und manchmal bin ich irritiert, woraus man alles einen Wettbewerb machen kann. Was muss dieser armen Frau denn wirklich passiert sein, dass sie das braucht und mit Mitte fünfzig derart nach Aufmerksamkeit schreit??? Immer Bewunderung benötigend und stets bemüht, andere dumm dastehen zu lassen. Sie, die Belastbare, die einzig Funktionierende. Da bietet man gern mal der krebskranken Kollegin, die unter der Arbeitslast ihres Schreibtisches zusammenbricht, Hilfe an, um am nächsten Tag einer anderen zu erzählen, wie luschig die Kranke ist, und dass sie den Anforderungen ja kaum gerecht werden kann. Ja, wer ist nicht gern von Menschen umgeben, die aus vollem Herzen Hilfe leisten?

Im Vertrauen sagt sie Dinge, um dir wiederum welche zu entlocken, um diese dann bei Bedarf gegen dich zu verwenden und natürlich anderen im Vertrauen zu erzählen - oft an die jeweilige Situation und den Bedarf angepasst. So schnell kann keiner gucken, wie ihm das Wort im Munde umgedreht wird. Und kommt man drei Sekunden nach ihr morgens bei der Arbeit an, dann wird man schon mit Mahlzeit begrüßt - als hätte man sich ausgeschlafen.
Dann passierte heute das Unglaubliche: Sie machte einen Fehler! Sie, die Unfehlbare. Die Rechtfertigung war schnell gefunden, nachdem zunächst aber intensiv geprüft wurde, ob ICH mich nicht irrte. Weil nicht sein kann, was nicht sein darf!

Wer es so nötig hat, der hat gewonnen!!! Ja, du bist die Beste, obwohl du die größten Hürden nehmen musstest. Ich bewundere dich!! Denn wie kannst du es mit dir aushalten?? Wie anstrengend muss dieses Leben sein?? Aber: Du gehst mir auf den Sack!!!!!  Meine Schwester sagte mal, sie habe eine Kollegin, die ihr weniger leidtue, als dass sie sie aufrege. Jetzt weiß ich, wie sie das gemeint hat.

Thank god, it's Friday...

Sonntag, 13. Oktober 2013

Sonstiges


Neulich fragte mich jemand, was für einen Blog ich denn schreibe. Mmh. Wie soll ich das hier denn kategorisieren? Aus Spaß an der Freude? For people who like to connect with other people? Unnützes Wissen? Freizeitaktivitäten? Ist ja eher wie mein Leben und lässt sich nicht beherrschen oder in eine Schublade pressen. Ich kann von allem ein bisschen und nichts so richtig gut. Und will ich das überhaupt? Nö! Fest steht, es ist ein NonFood-AntiBastel-NichtMode-KeinPolitik-OhneWirtschaft-KaumReise-WenigGarten-Blog. Bin ich auch hier wieder Sonstiges?

Aber das kann morgen schon wieder ganz anders aussehen. Und vielleicht nutze ich meine sinnfreie Zeit dann fürs Werkeln und kann kaum an mich halten, dies für mich zu behalten und pflastere diese Seite nur so mit Anleitungen voll, wie man sein Heim dekoriert. Da kommt mal drauf klar!

Oder ich bleibe weiter die Meinung, nach der keiner gefragt hat! Sonstiges.

Montag, 30. September 2013

Tote Hose

Gerade hat sich die Finanzberaterin Inge beim Radiosender meiner Wahl Die Toten Hosen gewünscht. Wer hätte denn vor zwanzig Jahren darauf Wetten abgeschlossen? Und bedeutet dies, dass bei den Toten Hosen nun auch tote Hose ist? Insgeheim habe ich ja schon länger den Eindruck, dass sie - na ja, sagen wir mal - eher nach Pur klingeln als nach Punk. Der geht jedenfalls nicht mehr ab, wovon ich mich eben dann auch noch einmal überzeugen durfte, denn Inges Wunsch wurde erfüllt. Ist das jetzt gut oder schlecht? Der normale Lauf der Dinge? Erwachsenwerden? Immerhin hätte ich - vor dem Schlafzimmerspiegel meiner Mutter stehend und mit der Stopfnadel meine Ohren durchbohrend - auch niemals gedacht, dass ich eines Tages regelmäßig morgens (!) aufstehen würde und einer Erwerbsarbeit nachgehe und der einzige Protest darin besteht, einmal im Jahr vor dem Schlafengehen das Zähneputzen zu vergessen. Spaß macht das jedenfalls nicht. Genauso wenig wie das Lied, das ich eben von den Hosen im Radio gehört habe.

Sonntag, 15. September 2013

Morgen, ohne guten


Wie man es sich als neue Nachbarin gleich mal so richtig verscherzen kann, darin erprobt sich gerade die Frau, die über mir einziehen will. Aaaaahh. Der Sonntagmorgen jedenfalls stand ganz im Sinne der Schadensbehebung. Wie eigentlich schon die ganze letzte Woche.

Es fing damit an, dass ich irgendwann abends mal gesehen hab, dass hinter dem Fernseher eine Menge kleingerieselter Putz liegt. Ohne irgendeine Erklärung, wo der jetzt herkommt. Menschen mit meiner Anlage zum Kopfkino denken natürlich gleich an Monsterinsekten, die die Wand zersetzen oder ähnliches. Aber kein Surren oder Flügelschlag zu hören. An der Decke nichts zu sehen. Gut, weggewischt und erst mal ein paar Tage nichts.

Am Donnerstag war es wieder da, das Häufchen. Am Freitag stellte ich fest, dass es auch in der Küche eins gibt. Am Samstag stand im (ich nenn es mal...) Mehrzweckzimmer eine Pfütze. Als jemand, der beruflich mit psychisch kranken Menschen arbeitet, war mir da sonnenklar: Jetzt hab ich es auch, eine noch nicht näher definierte psychische Störung. Denn ohne jegliche sinnvolle Erklärung sehe ich Dinge, die nicht sein dürfen, nicht wahr sein können. Es beunruhigte mich, aber nicht so sehr, als dass ich nicht richtig gut und lang geschlafen hätte.

Doch als ich heute Morgen vom Bett auf das Sofa im Wohnzimmer wechseln wollte, da hörte ich es rieseln. Es kam aus der Decke, an der Stelle, wo die Heizungsrohre durchlaufen, und wäre es nur der Putzriesel gewesen, hätte ich mich wohl gefreut, aber diesmal kam auch noch so etwas wie eine graue Brühe raus. Nicht viel, aber genug, um mich anzukotzen. Daraufhin sah ich mich gezwungen, mich anzuziehen, was ich sonntags eigentlich nicht vor dem Mittag tue, und mich der neuen Nachbarin vorzustellen. Geöffnet hat allerdings ein junger Mann, offensichtlich zur Renovierung der Butze angeheuert, der mir erklärte, dass es ihm sehr leid tue, aber man versuche, die Raufaser von den Wänden zu reißen und dafür wohl u.a. auch zu viel Wasser an die Wände gespritzt hat. Er werde sich jetzt vorsehen. Das will ich ihm raten! In Anbetracht meiner zahlreichen Neurosen ist ein Zustand, in dem es möglich ist, dass jederzeit wieder etwas herunterrieseln oder tropfen kann, nicht lange auszuhalten und könnte doch noch dazu führen, dass ich die schwere psychische Störung auspräge, die ich die letzten Tage bei mir schon vermutet habe.

 

Samstag, 7. September 2013

Anti-Well

 
Heute Morgen fand ich ihn. Gesucht habe ich natürlich etwas völlig anderes, nicht den Gutschein fürs Spa. Wenn ich ehrlich bin, habe ich nicht mal eine konkrete Vorstellung, was ein Spa überhaupt sein soll. Ich weiß auch nicht, was Menschen in einem Wellness-Urlaub machen. Das hört sich immer ganz nett an, aber wenn ich es mir genau überlege, habe ich Angst davor, dass man ständig irgendeinem Programm unterworfen ist (ich höre immer Anwendungen), was für Entspannung sorgen soll, bei mir dann aber das Gegenteil bewirken würde. Ich habe von meiner Schwester vor einigen Jahren zum Geburtstag mal einen Gutschein für Wellness bekommen und habe mir dafür eine Massage ausgesucht, weil ich mit allem anderen auf der Liste noch weniger anfangen konnte. Was soll ich sagen? Ich fühlte mich total anti-well. Die Frau, die massierte, war mir nicht sonderlich sympathisch und hat mich von oben bis unten eingeölt, inklusive Haaransatz - mit dem Resultat, dass ich nach 1,5 Stunden körperlicher Totalanspannung, die ich im Papierschlüpfer auf der Liege verbrachte, begleitet von krampfhaften Gesprächsversuchen der Massierenden, dann mit triefend fettigem Haar das Gebäude verlassen musste. Duschen war nicht. Nur für Mitglieder. Ich fühlte mich in diesem Zustand nicht in der Lage öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen und klingelte bei einer Freundin, die zum Glück in der Nähe wohnte und zu Hause war, mit der Bitte schnell mal duschen zu dürfen. Ein Jahr später bekam ich von einer Freundin wieder so einen Gutschein - weil ich Erholung so dringend nötig hätte. Ja, darunter versteht wohl jeder etwas anderes. Mit mir jedenfalls nicht nochmal. Und so liegt er immer noch unbenutzt hier rum, steht im Weg und hindert mich daran, das zu finden, was ich eigentlich suche.

Montag, 2. September 2013

Sachverständig nichts verstanden


Manche Dinge versteh ich einfach nicht. Heute, zum Beispiel, da donnert mir eine Kollegin einen neuen Fall auf den Tisch. Natürlich eilig. Um zu prüfen, wie eilig es denn wirklich ist, hab ich schon mal die Akte quergelesen. Ich zitiere aus einem Gutachten, für das sich die Begutachtende stattlich bezahlen ließ: Ein zutraulicher, insgesamt aber verunsichert wirkender Hase, welchen sie vor einem Monat auf dem Fischmarkt gekauft habe, saß unter ihrem Schrank.

Also, das wirft doch einige Fragen auf! Wieso begutachtet die beauftragte Ärztin denn das Haustier des Menschen, den sie eigentlich untersuchen soll? Ich muss noch hinzufügen, dass es keinesfalls nur bei diesem einen Satz blieb. Dem Hasen wurden von fünf Seiten des Gutachtens eineinhalb gewidmet, ohne dass sich mir ein Sinn erschließt, schon gar keiner, der zielführend auf die Beantwortung der Fragestellung zusteuert, nämlich den Hilfebedarf der Person aus medizinischer Sicht einzuschätzen. Und wie soll ich mir denn bitte einen Hasen vorstellen, der sowohl zutraulich als auch verunsichert ist? Also, wenn irgendjemand so einen Hasen hat, der über diese Fähigkeit des Multitaskings verfügt, den bitte ich dringend um Übersendung eines Beweisfotos.

Was mit der armen Frau ist, um die es geht, werde ich morgen mal selbst überprüfen. Bei dem Hasen jedenfalls liegt weder Fremd- noch Eigengefährdung vor. Da bin ich schon mal beruhigt.

Sonntag, 11. August 2013

Blaues Wunder


Für eine Zugfahrt kaufte ich mir vor einigen Tagen ein Buch von der - so die Welt am Sonntag - "Spezialistin für den schlauen Frauenroman". Was soll ich sagen? Da ist es wohl schlecht um die Frauen bestellt oder die Definition von schlau hat sich verändert. "Eine köstliche Komödie über die Suche nach dem Glück.", so wie die Mitarbeiter der Cosmopolitan behaupteten, habe ich jedenfalls nicht gefunden. Liegt da vielleicht eine Verwechslung vor?

Ich bin nun auf Seite 150 und es ging noch um überhaupt nichts anderes, als um die Unzufriedenheit der weiblichen Hauptfigur mit den eigenen körperlichen Unzulänglichkeiten und die (dämlichen und erniedrigenden) Versuche diese zu beheben. Das alles natürlich mit der Hilfe eines schwulen besten Freundes. Und alle sind der Überzeugung, dass das Liebesglück im Allgemeinen vom Aussehen abhängt. So wird alles unternommen, um dem Auserwählten hinterher zu hecheln und ihn zurück zu erobern, wobei anzumerken ist, dass die mit ihm geführte Beziehung, wenn man sie denn überhaupt so nennen darf, ganze zwei Wochen Bestand hatte, die Hauptfigur aber so leidet, als hätte sie eine 80jährige Ehe zu verarbeiten und sich in einem nicht nachvollziehbaren Liebeskummer suhlt. Nebenbei geht sie einem Beruf nach, der zwar unspektakulär klingt, aber - gemessen an ihren im Buch getätigten Ausgaben - unglaublich viel Geld einbringen muss. Sollte ich auch anfangen in einem Reisebüro zu arbeiten? Von mehr als einer Nebentätigkeit kann man im Übrigen wirklich nicht ausgehen, denn obwohl sie vollzeitbeschäftigt ist, verbringt die Frau die meiste Zeit des Arbeitstages damit, in ihrem Selbstmitleid zu ersaufen, wenn sie nicht gerade Sekt trinkt.

Und als ich gedacht habe, dass es eigentlich nicht mehr schlimmer kommen kann, gebar eine Bekannte der Hauptfigur ein Kind, das sie auf den Namen Claire taufte. Erst in der Kirche bei der Taufe sei dann aufgefallen, dass das Baby die Last des vollständigen Namens Claire Grube trage. Ja, nee, ist klar. Als ich 8 Jahre alt war, ist mir Claire Grube auch schon mal begegnet - genau wie ihre Freunde Axel Schweiß und Mario Arner. So ein Schwachsinn.

Frauen, die solche Bücher geil finden, stehen auch auf George Clooney und Leonardo DiCaprio - Männer, die offensichtlich beziehungsunfähig sind und über die sie sich dann einbilden, sie würden sich eines Tages für immer fest binden, wenn sie erst die Richtige gefunden haben - in den meisten Fällen natürlich die Einbildende. Das sind Bücher für Frauen, die als Kind schon Prinzessin werden wollten, schöne Kleider begehrten und mit der Glaskugel spielten - und heute noch auf den Prinzen warten, der all ihre Probleme löst.

In meiner Kindheit wurde mir eingetrichtert, wie wertvoll Bücher seien und dass man diese auf gar keinen Fall wegschmeißt. Ich denke, nun - in der Generation Casting und Gehirnverlust - hätte auch meine Oma nichts dagegen, wenn ich die nichtssagende Pubertätsgeschichte einer 32jährigen im Klo herunterspüle.

Sonntag, 21. Juli 2013

Gerupftes Huhn


Was für ein Wochenende! Es ist überstanden. Nur wie? Die Mutter brach über mich herein. Über uns. Zuerst ließ sie eine Wasserflasche in der Küche explodieren. Gut, für Zwanghafte wie mich eine mittlere Katastrophe, aber noch nicht weiter schlimm. Die schlechtgelaunte Schwester, die dann erschien - komm ich auch mit klar. Der Sommer ist zu heiß? Nicht für mich. Die IGS, eine überteuerte Veranstaltung, also known as Gartenschau - weder viel Garten noch viel zu schauen. Kann ich auch mit leben. Aber dann das. Ich hob den Hörer von Tiffys Körper ab und was musste ich erblicken? Schlonz. Mein befelltes Telefon, meine geliebte Fernsprecherin ist irreparabel beschlonzt! Und Mutti, die das Telefon kurz zuvor benutzt hat, behauptet DAS WAR ICH NICHT, DAS WAR SCHON SO! Nie im Leben.

(Vorher) Voller Anmut und Eleganz...
Trotz aller Bemühungen, die ich unternahm, die unbekannte Schlonzsubstanz aus dem Fell zu entfernen - es gelang einfach nicht und es blieb nur die Amputation. Meine Tiffy sieht nun aus wie ein gerupftes Huhn. Und dann der Vorschlag meines Freundes, der sich ohnehin weigert sie zu benutzen, weil es unmännlich sei, dass es doch sowieso Zeit wäre, endlich ein "ordentliches" Telefon zu kaufen. Nein, danke! Ich bin Sozialpädagogin. Ein Telefon mit Behinderung entsorge ich nicht. Und was heißt hier überhaupt ordentliches Telefon kaufen, wenn ich ein gerupftes Huhn mit Stil haben kann?!
 
... (Nachher) ein gerupftes Huhn mit Stil!
 

Freitag, 5. Juli 2013

Willkommen bei A+ *

*Name von der Redaktion geändert

Seit einiger Zeit ist es nicht mehr möglich, an mein Emailpostfach meines Telefonanbieters zu gelangen - genau genommen, seit dem Zeitpunkt, zu dem mein Anbieter von einem anderen verschluckt wurde. Es hat Tage gebraucht, um es immer wieder zu versuchen und um jeweils auch immer wieder die Startseite zu finden, von der aus man es dann noch einmal versuchen kann. Alles gescheitert! Trotz Beachtung sämtlicher Hinweise in Foren, die schon voll mit diesem Problem anderer verzweifelter Kunden sind: Nichts!! Mein größtes Erfolgserlebnis war, dass ich es geschafft habe, mich einzuloggen, um dann enttäuscht festzustellen, dass das Postfach über Stunden im Modus "Wird geladen" erstarrt und überhaupt nichts geladen wird.

Ich wollte um Lösung des Problems bitten, aber der direkte Weg ist ja nichts für A+: Die Telefonleitungen ständig besetzt oder auf Warteschleife gestellt. Dass die Internetseite an Unübersichtlichkeit kaum zu übertreffen ist, merkt man spätestens dann nochmal, wenn man sich aufgrund der schlechten telefonischen Erreichbarkeit dazu durchringt, das Kontaktformular auszufüllen, um den Kundenservice auf dieser Frequenz zu kontaktieren. Da verfestigt sich schnell der Eindruck, dass A+ gar keinen Wert auf Kontakt legt, denn ich wette, die Hälfte der Menschen, die das versuchen, ist erstens nicht richtig für das Ausfüllen des Formulars ausgebildet und die andere Hälfte total angenervt und schmeißt hin. Die drei, die sich doch durchbeißen, müssen ungefähr 80000 Fenster durchlaufen, Daten eingeben, die im Hinblick auf das Problem irrelevant sind, und ihr Problem in eine Kategorie einordnen, die es gar nicht gibt. Und, hat man es dann doch geschafft, alles auszufüllen, kommt der Hinweis auf die Hilfeseiten und das Online-Portal, mit denen man seine Probleme doch gefälligst selbst lösen könne. Wenn man anklickt, dass gerade dies nicht gelungen ist, kommt der nächste Fenster- und Ausfüllmarathon. Hallo??  Ich hätte es gleich wissen müssen!! Als mein Anbieter zu A+ mutiert ist, hatte ich schon ein schlechtes Gefühl und erinnerte mich sofort an den Handyvertrag, den Catrinel im Studentenwohnheim laufen hatte, wo angeblich ihre A+Homezone war und sie kostenlos telefonierte, A+ dann aber zum Ende des Monats trotzdem voll abrechnete.

A+ hat mir nun auch zurückgeschrieben. Eine Antwort, die nichts mit meinem Problem zu tun hat. Ich glaube, ich will auch nichts mehr mit A+ zu tun haben.

Samstag, 29. Juni 2013

Die bedauerliche Abwesenheit des Sommers


An Tagen wie diesen rolle ich mich direkt vom Bett auf die Couch - Na gut, vorher noch in die Küche zur Kaffeemaschine, kurz ins Bad und dann ins Wohnzimmer. Die Heizung mindestens auf Stufe 3 gestellt (man will ja im Sommer nicht erfrieren) und Tiffy direkt neben das Sofa. Wer will denn aufstehen, wenn das Telefon klingelt? Dass überhaupt was klingelt, ist zu laut. Darum würde ich auch nie auf die Idee kommen, mir am Wochenende einen Wecker zu stellen. Terminfrei!!!!! Ich habe an solchen Samstagen nicht mal ein Date mit meiner Dusche. Das einzige, was mich vom vollendeten Glück abhält, ist die Aussicht, heute noch einmal vor die Tür zu müssen, um irgendetwas Nahrhaftes zu besorgen – und, dass Tiffy vielleicht wirklich klingeln könnte, verursacht durch Leute, die ich nicht sprechen will. Aber wenigstens muss ich dafür nicht aufstehen, weil Tiffy sich ja bereits flauschig an mich kuschelt. Auf jeden Fall ist mit Mutti zu rechnen, die erfahren möchte, was es bei UNS denn heute zum Mittag gibt. UNS gibt es schon Ewigkeiten nicht mehr, jedenfalls nicht zusammen in dieser Wohnung. Es gab nur bisher nicht die richtige Gelegenheit, dies meiner Mutter mitzuteilen oder ich habe es irgendwie vergessen. Ganz abgesehen davon, dass ich auch früher niemals Mittag gekocht habe, denn mein Mittag ist Frühstück, quasi Frittag. Und genau um Drölf Uhr, also gegen Frittag, ruft dann mein Privatfranzose an, dessen Auszug ich bisher nicht öffentlich kundtat. Kurze Zeit später habe ich dann Druckstellen und Rücken und Nacken, denn so bequem ist mein Sofa nicht. Zur Erholung ein kleines Nickerchen. Wie herrlich, dass ich keinen Hund habe. Wie furchtbar, wenn ich nicht nur wegen des Einkaufes die Wohnung verlassen müsste, sondern auch um Gassi zu gehen und das mehrmals täglich. An solchen Samstagen mache ich - wenn es irgendwie vermeidbar ist - nämlich gar keine Nützlichkeitsdinge. Da wird auch der Wohnungsputz ersatzlos gestrichen. Und wenn schließlich das Pflichtmaß an Konversation erfüllt ist, schraube ich Tiffy auf lautlos. Vielleicht benutze ich sie nachher noch einmal, um doch nicht mehr einkaufen zu müssen. Wieso bestelle ich mir nicht einfach eine Pizza? Gut eingeteilt und mit viel Schlaf zwischendurch reicht die bis Montagmorgen. In diesem Sinne: Ein erholsames Wochenende.

PS: Ist das eigentlich schon eine Sommer-Depression? Ist die Sonne leer? Wird sie jemals wieder kommen? Und führt Vitamin-D-Mangel zur geistigen Umnachtung, wie hier zu beobachten, wenn aus Draußen-Menschen lahme Couch-Bewohner werden…?

Dienstag, 18. Juni 2013

Die Pest ist überall

Ich gehe immer allein zu Konzerten. Die letzten Male, die ich in Begleitung erschien - tja, danach waren die jeweiligen Beziehungen einfach nicht mehr dieselben. Andere Menschen neigen eher doch nicht so zum Ausdruckstanz oder zur Hingabe im Allgemeinen. So muss ich mich über niemanden ärgern, der einen Stock im Arsch hat und mir den Abend versaut. Doch weit gefehlt. Die Pest ist überall!
Es ist gestern wie heute, dass ich Menschen nicht verstehe, die zu einem Rock-Konzert gehen, um dann die ganze Nacht regungslos auf ihrem Stuhl zu verharren. Aber seit gestern Abend kenne ich eine noch viel schlimmere Art: Die, die sitzen bleiben und nur aufstehen, um mit ihrem hochgehaltenen Smartphone und dickem Oberarm die Sicht zu versperren.
Das Bürschchen neben mir jedenfalls hat nur an seinem Smartphone herumgespielt, fotografiert und gefilmt, gepostet und Kommentare kommentiert und dann jeweils den Apparat an seine drei gelangweilten Begleiterinnen weitergereicht, die anstatt auf die Bühne zu schauen, die unmittelbar vor uns aufgebaut war, aufs Gerät starrten oder wahlweise andere Menschen, die offensichtlich mehr Spaß hatten als sie selbst, auszulachen.
Die waren überhaupt nicht bei der Sache. Wenn der Rock 'n Roll nicht schon tot war, dann wurde er spätestens durch soziale Netzwerke ermordet. Nichts geht doch über den Moment, den man selbst erlebt hat, wo weder Vergangenheit noch Zukunft eine Rolle spielen. Die coolen Kids sollen zu Hause bleiben, wenn sie mir nur im Weg stehen wollen. Ich empfinde Mitleid, insbesondere für all diejenigen, die über zwei Stunden ein super Konzert verpasst haben, weil sie ununterbrochen damit beschäftigt waren, die total beschissenen Fotos zu machen, die heute tausendfach im Internet zu finden sind. Die besten Bilder sind im Kopf. Mein Kopf ist voll und auf den Bildern erkennt man sogar was!

Sonntag, 16. Juni 2013

Erkenntnis des Tages


Es ist wohl wahr: Fahrradfahren verlernt man nicht. Das hat schon meine Oma behauptet und sie soll auch dieses Mal völlig richtig liegen. Nachdem ich mich vor einiger Zeit um meine mecklenburgischen Kompetenzen sorgte und unter anderem befürchtet hatte, ich könnte ohne Stützräder nicht mehr Fahrrad fahren, weil ich es in Hamburg aufgrund von großstädtischer Unspaßigkeit und fehlendem Freiraum einfach nicht tue, konnte ich mir heute - während sich die heimische Krabbeltier- und Insektenwelt auf mir austobte - das Gegenteil beweisen. Ich kann's! Und dabei kam mir auch noch DIE Erkenntnis: Was in der Großstadt Megaplakatwände sind, geziert mit sexy Unterwäschemodels, die dazu veranlassen, Auffahrunfälle zu verursachen, sind im Dorf unbekannte Radfahrerinnen, die dringend identifiziert werden müssen. Madonna könnte sich nicht mehr angestarrt fühlen, wenn sie aus dem Haus geht! Vielleicht bin ich doch nur im Urlaub für das Landleben geschaffen, denn ich befürchte, in einem ordentlichen Dorf kann man 80 Jahre lang leben und ist immer noch die Zugezogene oder Neue. Ich weiß, wovon ich spreche. In diesem Sinne: Good to be back. Moin Moin Hamburg!

Donnerstag, 13. Juni 2013

Die bedauerliche Abwesenheit eines Füllers mit blauer Tinte

 
Ich denke darüber nach ein Buch zu basteln. Ich fühle mich genauso berufen wie der Rest der Republik. Aufgrund meiner absoluten Inkompetenz und Ahnungslosigkeit Verlagen gegenüber zu treten, bin ich deshalb heute mal wieder meiner Hassliebe, der Internetrecherche, zum Opfer gefallen und habe dabei so manch Widersprüchliches erfahren, aber vor allem, wie wichtig es sei, das Anschreiben an einen Verlag mit einem echten Füller mit blauer Tinte zu unterschreiben (unbedingt!). Vita (bis vor kurzem wusste ich nicht mal, was das sein soll) und Anschreiben sollen darüber hinaus aufklären, wer ich bin und was ich überhaupt vom Verlag will - aber immer schön auf das Schreiben bezogen. Das heißt, ich habe für Verlagsmitarbeiter überhaupt keine Vita und kann mir das Anschreiben somit sparen, denn ich kann ja (noch) nichts vorweisen, außer der Tatsache, dass ich schreibe und es seit Jahrzehnten tue.

Vorausgesetzt, die Ratschläge kann ich ernst nehmen, so interessiert es weder Verlage noch sonst jemanden, dass ich blogge und mit 11 Jahren mal mit einer der schlechtesten Horrorgeschichten der Welt einen Wettbewerb unserer Landkreisbibliothek gewonnen habe. Gewinn: Schallplatte von Brenda K. Starr, die so bekannt ist wie ich.

Nach all den Ratschlägen bin ich sicher, dass ich es nur falsch machen kann, aber was ich vom Verlag will, ist ja wohl klar: Die sollen mein Exposé lesen, auch wenn ich jemand ohne Füller und ohne blaue Tinte bin!

 
 
 

Samstag, 25. Mai 2013

Nö!


Eine Freundin, die immer auf meiner Seite war, hat sich von ihrem Freund zum Geburtstag ein E-Book schenken lassen. Bäh, wie unromantisch. Das habe sie zunächst auch gedacht, aber nun sei sie bekehrt. Innerhalb kürzester Zeit wurde dann aufgerüstet. Nun muss das Wohnzimmer ungefähr so aussehen, wie bei Bill Gates das ganze Haus. Die Technik entwickle sich so rasant, wenn man sich nicht ein bisschen damit auseinander setzen würde, dann habe man spätestens in 20 bis 30 Jahren verloren. Was hat man dann eigentlich verloren? Seine Freiheit, Geheimnisse oder einfach das eigenständige Denken, wertvolle Lebenszeit?

Ich führe ja nach wie vor heiße Beziehungen zu echten Büchern. Aber ich bin da im Kopf auch nicht flexibel, was technische Errungenschaften angeht. Neulich ist mein Fernseher, der jahrzehntelang treue Dienste geleistet hat, nach kurzer Krankheit verstorben und ja, ich hätte fast geheult. Dann habe ich mir einen neuen Fernseher gekauft und dann habe ich wirklich geheult, weil es überhaupt gar kein Fernseher ist, sondern so etwas wie ein Computer. Ich will doch einfach nur mal Tagesschau gucken, und das Gerät wollte aber irgendwelche Angaben, Eingaben und Downloads, noch ehe es überhaupt irgendwie loslegte. Wann ist das denn passiert, dass der ordinäre Fernseher abgeschafft wurde???

Ich liebe die Einfachheit!! Darum bin ich ja auch nicht smart genug für ein Smartphone. So wie ich hoffentlich mal eine der wenigen Menschen sein werde, die keine Plastikmöpse und Schlauchbootlippen oder Arschimplantate haben – oder noch schlimmer (!) ein Arschgesicht, indem Fett aus dem solchen direkt in mein Gesicht verpflanzt – wird; so werde ich hoffentlich auch die Frau sein, die allein den Weg findet oder atmen kann, ohne vorher ein Gerät einzuschalten.

Was den Fernseher betrifft, so habe ich es geschafft, ihn zu bedienen und sogar Sender sortiert. Es hat einen Monat gedauert.  Rest in Peace my Röhrenfernseher! Du warst viel schöner und hast mir nicht so viel Zeit gestohlen, visuellen Direktkontakt mit echten Menschen zu haben, die mir am Herzen liegen. Als wäre dafür nicht schon der Job verantwortlich!

Mittwoch, 22. Mai 2013

Landei


Ich hätte es niemals für möglich gehalten, aber ich bin der Stadt überdrüssig. Löste vor einigen Wochen noch jeder Umzug von Verwandten, Bekannten und Freunden selbst an den Stadtrand absolutes Unverständnis aus, wie man freiwillig so nah an den Arsch der Heide rücken kann und sich selbst von der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben fernhalten möchte, so kurz davor war ich gestern mir dort eine Bleibe zu akquirieren. Eigentlich ist es ja so: Je länger ich in der Stadt wohne, desto weniger kann ich mir vorstellen, wie man im Dorf überleben kann - ohne Bus und Bahn und ohne andere Infrastruktur, ohne Yoga, Cafés, die Uni und was weiß ich - und das alles auch noch bei einem Übermaß an sozialer Kontrolle durch die Dorfältesten und Dorftratschen.
Dann schrieb mir eine Freundin, die da immer noch wohnt, dass sie ein neues Fahrrad hat und damit immer ganz viel durch das Naturschutzgebiet fährt. Stundenlang. Da wurde ich ganz neidisch. Stundenlang. Ich dachte an die Weltumsegelungen, die wir als Kinder auf dem Fahrrad unternahmen. Da hätte ich auch mal wieder richtig Lust drauf. In Hamburg macht Fahrrad fahren überhaupt gar keinen Spaß – nicht, wenn man Weite gewohnt ist, denn man kommt gar nicht zum Fahren vor lauter Ampeln, Menschen und Autos. So staubt mein schönes Fahrrad aus Karl-Marx-Stadt im Keller ein. Jaaaa, zusammen Fahrrad fahren - so wie früher. Kann ich überhaupt noch Fahrrad fahren?? Auto fahren kann ich ja auch nicht mehr!! Mir gehen in der Großstadt doch langsam meine mecklenburgischen Kompetenzen verloren. Das schmerzt.
Wo war ich am glücklichsten? In der Übersichtlichkeit. Wem mache ich was vor? Ich bin ein Landei.
Es gibt Leben fernab des Trubels.

Sonntag, 12. Mai 2013

Wunderbare Zeiten

Es grault mir schon vor dem Tag, an dem mein zukünftiges Kind fragt: Mama, warum hast du nie Fotos von mir auf Facebook gepostet? Liebst du mich denn gar nicht? Wer will denn da mit Datenschutz, Privatsphäre und Stasi 2.0 kommen, wenn sich das Kind ungeliebt fühlt? Oder kaum vorstellbar, wenn mein eventuell einmal existierender 13-jähriger Sohn plötzlich Viagra nehmen will, weil er nicht achtzig Mal am Tag drei Mädchen parallel gangbangen und ich ihn einfach nicht überzeugen kann, dass das völlig normal ist, weil die Handyfilmchen seiner Schulkameraden was ganz anderes zeigen. Wer hört in der Pubertät schon auf seine Eltern? Und ehe ich mich versehe, sitzt mein Baby ohne Schulabschluss im Linienbus und fährt an die Jersey Shore, weil ich ihr zur Einschulung kein Smartphone geschenkt habe, mit dem man zum Mars skypen kann. Und da lässt sie sich dann komasaufend von allen Mitbewohnern pimpern, um anschließend bei Teen Mom mitzumachen. Und das alles noch vor Erreichen der Volljährigkeit! Oh Gott, sind in die ganzen Berechnungen, was Kinder kosten (die ich eigentlich verabscheue), schon mögliche Kautionen und Anwaltskosten einbezogen? Ich mein nur, falls meine kleine Prinzessin mal im Suff über jemanden drüber fährt, weil die Lindsey Lohans und Paris Hiltons der Gegenwart (und wahrscheinlich Zukunft) das ja auch ständig so machen, ohne dass eine wirkliche Konsequenz folgt, außer noch mehr Geld zu verdienen. Und spätestens dann ist es wohl auch schon Zeit für Celebrity Rehab. Puh! Könnte ich das aushalten? Kommt man als Mutter (oder Vater) gegen gesamtgesellschaftliche Dummdreistigkeit und Verblödung an? Oder auch gegen Alkohol- und Zigarettenwerbungen, die Coolness versprechen und selbst auf Internetseiten für Jugendliche mitten im Film eingespielt werden? Mir soeben selbst passiert, als ich mich auf viva.tv verirrte und was nachschaute; und ehe ich die eigentliche Information erhalten habe, kam erst mal Bacardi-Oakheart-Werbung. Hallo??? Liegt die Zielgruppe von VIVA nicht irgendwo zwischen 11 und 20 Jahren?
Wenn Kinder wirklich die Investition in die Zukunft sind, läuft doch irgendetwas grundlegend falsch. Vielleicht müsste man das gesamtgesellschaftliche Investment da noch mal überdenken, denn mit der Art und Weise, wie mit der Ressource umgegangen wird, kann ja niemand ernsthaft eine rosige Zukunft erwarten. Schon gar nicht für den Nachwuchs selbst.
Kann es einem als Elternteil überhaupt möglich sein gegen so viel Dämlichkeit in der Welt anzustinken? Wie groß ist die Chance, dass das eigene Kind nicht doch den Verlockungen und den Ansprüchen und Erwartungen der Gesellschaft zum Opfer fällt und sich mit 12 Jahren eine Brustvergrößerung oder Schwanzverlängerung zum Geburtstag wünscht? In einer Gesellschaft, die sich entweder zu Tode arbeitet oder von selbiger nichts wissen will. Eine Gesellschaft, die Vorbilder ungestraft Steuern hinterziehen lässt, während die Supermarktkassiererin bei einem fehlgebuchten Pfand-Bon im Wert von 1,50 € schon gefeuert wird. Eine Gesellschaft, in der nur noch das Image zählt, nicht der Inhalt. Arbeit lohnt sich für den Normalbürger nicht - weder materiell noch in Bezug auf sonstige Wertschätzung. Darum will auch niemand mehr anderen den Arsch abwischen oder Häuser bauen. Darum wollen alle Model, Sänger oder It-Girl werden. Und wenn das nicht klappt, Bescheißer.
Ich erwarte eine rosige Zukunft. Eine, die schon begonnen hat. Eine Welt, in der die Ergebnisse einer Fit-for-Fun-Studie, als wissenschaftlich relevant angepriesen werden oder am Dammtor-Bahnhof auf Großplakaten mit Nackten für einen Swinger-Klub geworben wird. Ich bin begeistert! Also, wenn wir da nicht wissen, worauf es wirklich ankommt. Pädagogisch wertvoll. Als erziehungsgeeignet empfohlen.
Neulich sagte eine Freundin zu mir, wer zu viel darüber nachdenkt und nebenbei auch noch auf den richtigen Zeitpunkt wartet, der bleibt kinderlos. Das würd ich so unterschreiben - bei gleichzeitiger Erleichterung heute nicht mehr jugendlich zu sein, auch wenn ich es mir allzu gerne einbilde!

Samstag, 4. Mai 2013

Aloha


Ja, nun ist es offiziell! Alle, die mich länger kennen, haben es schon immer geahnt oder zwischen den Zeilen gelesen: Für ordinäre Erwerbsarbeit bin ich nicht geeignet. Und nun ist der Ofen ganz aus, nachdem ich meine wahre Bestimmung gefunden habe. Ich habe keine Zeit für Arbeit. Ich bin auf der Suche nach der perfekten Welle. Wieder gelandet, muss ich allerdings feststellen, dass Hamburg nicht Lanzarote ist und ich friere, obwohl der Frühling sich momentan wirklich bemüht. Und Wellen - Ja, die sind in Hamburg auch nicht gerade zu Hause. Schon gar keine, auf denen man reiten kann. Genau das hab ich nämlich gerade gelernt oder es zumindest versucht.

Wellenreiten ist harte Arbeit und ein idealer Test, um die eigene Fitness zu bestimmen. Um meine ist es nicht besonders gut bestellt, wie ich feststellen musste. Wenn man in Hamburg den angeblich dunkelsten Winter seit 43 Jahren überlebt hat und von einer Erkältung zur nächsten Mandelentzündung stolpert, Rücken, Kopf und Magen hat - dann kackt man zunächst eher ab, weil das noch in den Knochen steckt. Zwischenzeitlich war ich mir in meinem Surf-Camp-Bett liegend so manche Nacht auch nicht mehr sicher, ob ich nur die Vorstellung vom Surfen toll finde und einem Mythos verfallen bin oder ob ich das Surfen an sich wirklich liebe. Die Frage beantwortete sich jeweils am nächsten Morgen und immer wieder gleich: Ich will! Ich will! Ich will! So sehr ich es zwischenzeitlich gehasst habe, so verschmolzen bin ich, wenn ich eine Welle erpaddelt habe und sie mich mitnahm.

Kaum in Deutschland gelandet, hab ich den PC hochgefahren und recherchiert, wie und wo ich schnellstmöglich wieder ans Meer komme. Das muss Liebe sein, auch wenn ich die Sache an sich noch nicht annähernd gut beherrsche, was in meinem Umfeld für Verwunderung sorgt, denn dazu bin ich noch von Kopf bis Fuß mit blauen Flecken übersät, die meinen Freund vermuten lassen, dass ich hinter seinem Rücken eine Ringkampfausbildung gemacht habe.

Aber: Sinnsuche abgeschlossen. In meiner Arbeit ist er mir sowieso nie begegnet und an den Konformitätserwartungen im Leben fast zu ersticken? Nein, danke! Ihr könnt mich mal! Es ist alles weg, wenn ich surfe. Da bin ich synchron mit allem und es sind keine Fragen offen.

Büro? Nerv. Ich will mir meine Surfmentalität erhalten. Gestern hatte ich eine Telefondiskussion mit meiner Schwester über das Leben im Süden. Meine Pläne kommentierte sie damit, dass da zwar schönes Wetter sei, aber man weniger Geld habe. Aber was brauch ich denn Geld, wenn ich schon da bin? Sie meinte, fürs Alter. Hä???

Ich jedenfalls bastele an meinem Ausstieg und bis dahin esse ich Urlaubsessen*!

 

 

* Urlaubsessen: Essen, das es im Urlaub gab, wie zum Bsp. ein lecker Salat mit Avocado - erinnert mich an Lanzarote. Und heute? Vielleicht kauf ich mir nachher ne Melone. Die gab's da auch!

Donnerstag, 4. April 2013

Pinnwand des Grauens



Als Kranke hat man ja unglaublich viel Zeit, sich die selbige totzuschlagen. Oder sich von unnützen Aktivitäten benebeln zu lassen, so dass man sich schließlich selbst mehr tot als lebendig fühlt. So geschehen am heutigen Tag. In Ermangelung sinnvollerer Aufgaben habe ich mich stundenlang durch soziale Netzwerke bewegt. Und ich kann nur sagen: Danke für die Information!
 
 
 
 

 
 
                                              
 
 
Bedauerlicherweise teilen sich die Leute nicht nur auf ihren eigenen Seiten mit, sondern geben ihren Senf noch bei anderen zum Besten. So ist der Übergang vom sozialen zum asozialen Netzwerk fließend. Es ist ja in zu Allem und Jedem eine Meinung zu haben. Da wird kommentiert bis zum Erbrechen. Hirnlos. Sinnfrei. Entbehrlich. Manchmal weiß ich nicht, ob ich wirklich konsequent für Demokratie bin, solange noch kein Kraut gegen Dummheit gewachsen ist.


 
 



Mittwoch, 3. April 2013

Pfadfinder


Wandlung, Aufbruch, Alternative, Falschheit und Selbstkritik

Mal wieder krank. Nachdem ich festgestellt habe, dass ich Assi-TV im Moment nicht mal im Fieberwahn ertrage, ich mir keine Antworten auf wichtige Lebensfragen ergoogeln kann und selbst Klatschzeitungen mich dieses Mal desinteressieren, habe ich angefangen aufzuräumen. Denn, wie sagt mein Kalender so schön: Reinigung im Außen ist zugleich Reinigung im Innen. Und die hab ich wieder dringend nötig. Neben dem Brett vorm Kopf, welches ja in Krankheitsphasen nicht so ganz unüblich ist, bin ich auch sonst völlig asynchron mit meinem Tag, wenn nicht sogar Leben. Auch das nichts Neues.

Da drängte sich mir das Wahrsage-Set, das ich beim Aufräumen fand, geradezu auf.  Man klammert sich ja an jeden Strohhalm. Bisher eher nicht, denn gleich als ich es geschenkt bekommen habe, verschwand das Set im Schrank. Aber nun? Schaden kann es wohl kaum! Na ja, vielleicht aber doch: Immerhin ist mir aus meinem nahen Umfeld eine Person bekannt, die sich dreißig Jahre lang geweigert hat, sich scheiden zu lassen, weil eine Wahrsagerin ihr erzählte: Der Mann kommt zurück! – Was bis heute ausgeblieben ist und im Grundsatz immer unwahrscheinlicher wird, da man sich über dreißig Jahre lang mit Prozessen zermürbt. Die Nerven liegen blank. Meine auch.

Völlig inkompetent in Bezug auf das Kartenlegen studierte ich erst einmal die Anleitung. Ist ja einfach! Zunächst muss sich eine Frage überlegt werden, allerdings keine, die lediglich mit Ja oder Nein zu beantworten ist. Ein Leichtes! Fragen habe ich genug! Den Kartenstapel gut durchgemischt, sind dann fünf Karten zu wählen, die mit dem Deckblatt nach oben zeigen und in einer bestimmten Reihenfolge  in das kleine Kreuz gelegt werden. Nach und nach werden die gezogenen Karten dann umgedreht. Karte Eins stünde für das, was die betreffende Person gerade kennzeichnet, also mich. Was hab ich gezogen? WANDLUNG. Karte Zwei würde Auskunft darüber geben, welche Aspekte gedanklich gerade vorherrschen. Und ich so: AUFBRUCH. Karte Drei sei als Verdrängungskarte zu bezeichnen und weise auf Aspekte hin, die ich nicht sehe oder wahrhaben wolle. ALTERNATIVE. Karte Vier gebe darüber Auskunft, warum die Situation so ist, wie sie zurzeit ist. Antwort: FALSCHHEIT. Karte Fünf orakelt, wie sich die Situation unter den gegebenen Umständen wohl entwickeln werde. Und hier ein großes Fragezeichen: SELBSTKRITIK. Enttäuschung. Selbstkritik ist für mich nicht annähernd die Antwort auf meine Fragen. Oder soll das heißen, dass ich keine Fragen hätte, wenn ich selbstkritischer wäre? Noch selbstkritischer werden, würde als nächsten logischen Schritt Suizid bedeuten. Also, das lassen wir mal lieber. Aber kein Wahrsage-Set ohne Deutungstext und dieser klärt auf: Manchmal versuchen wir, uns selbst klein zu halten, trauen uns bestimmte Dinge nicht zu (...). Oder aber das genaue Gegenteil ist der Fall, nämlich die Selbstüberschätzung oder Fehleinschätzung von Risiken. (...)  Wohl eher Ersteres.

Was hat es gebracht? Letztendlich machen die Karten nur das deutlich, was ohnehin schon in einem schlummert und womit man sich bereits auseinandergesetzt hat. Sie liefern Stichworte, die auf Interpretation warten, keine Antworten. Das Leben bleibt das, was ich draus mache.

PS: Vielleicht ignoriere ich die Alternativen, die mir geboten werden, wirklich: Zwei Menschen klingelten gerade bei mir und wollten über den richtigen Pfad sprechen. Gott wird es richten, ALLES. Ich lehnte dankend ab, was sie bedauerten. Auf dem Auge will ich weiter blind bleiben. Ich habe nichts dagegen, denn mein Pfad ist das nicht.

Mittwoch, 27. Februar 2013

Augen auf bei der Berufswahl

Na, das wär dann auch geklärt. Nacktmalen ist nichts für mich. Schon gar nicht in Kombination mit einer Flasche Rotwein, wie ich am Montagmorgen feststellen musste. Ich ahnte noch nichts Böses, denn Sonntagabend hatte ich echt Spaß. Aber als Montag dann um 6:00 Uhr der Wecker klingelte und ich - kaum aus meiner Schlafkoje gekrochen - lauter Bilder auf dem Boden sah, schämte ich mich fremd. Denn das konnte unmöglich von mir stammen! Tat es doch. Ich hatte in der Nacht von Sonntag zu Montag offensichtlich circa 8 Werke geschaffen. Butter bei die Fische: Augen auf bei der Berufswahl! Von dem ausgehend, was ich gestern in die Tonne geschmissen habe - naja, da hab ich wohl mit geschlossenen Augen gemalt oder mir mein nicht vorhandenes Talent schön gesoffen. Das Trinken an sich wiederum hatte nicht nur negative Auswirkungen in Bezug auf die Einschätzung meines Talentes, sondern mir darüber hinaus einen eher unangenehmen Arbeitsmontag beschert. In meinem Alter verträgt man ja nichts mehr. Wie auch immer. Die NEON (Ausgabe 3/13), die heute eine Freundin an mich weitergab, fährt auch mit einigen Tipps auf:
München Zwei etwa 17-jährige diskutieren im Ghettoslang, wie es bei ihnen nach der Schule weitergeht. "Ey, für ein Gramm kriegst du fünfzig Euro. Mit Drogen kannst du paar tausend Euro im Monat machen." Der andere scheint nicht überzeugt: "Nee, ich glaub, ich studier bei der Bundeswehr." Annabel Dillig
Ich kann mit Überzeugung sagen, für mich kommt weder das eine noch das andere in Frage. Weitersuchen!

Samstag, 23. Februar 2013

Living in a material world

Also, ich weiß nicht, wie es dem Rest der Welt geht, aber ich bin ganz kurz davor durchzudrehen und nackt verrückte Bilder zu malen, was nachweislich nicht meiner Begabung entspricht. Meinen Freund habe ich seit Wochen nicht gesehen, was sowohl für ihn als auch für mich gegenwärtig das Beste ist. Ich bin unerträglich! Mein Zustand ist unerträglich! Ich glaube, ich habe die Quarter-Life-Crisis. An Midlife-Crisis glaube ich nicht, denn dann wäre die Zeit, die mir noch bleibt, doch etwas knapp und wir wollen ja positiv denken. Vor allem habe ich noch so viel vor!
Und da sind wir auch schon bei der Sache! Ich laufe im Hamsterrad und schaffe den Absprung nicht. Um mich herum wird gebaut, geheiratet, befruchtet, gepresst, gewickelt und verwirklicht. Woher haben die Leute bloß die Zeit? Ich schaffe nichts, außer zu arbeiten, obwohl ich eigentlich Besseres vorhabe. Zum Beispiel wollte ich noch mal durch Kuba reisen, bevor es ein Land wie jedes andere auf der Welt wird – vom Westen verspeist. Und wo war ich in letzter Zeit? Kaum außerhalb Hamburgs, wo ich vom Westen verspeist werde. Die Leute reden immer von Familie und Beruf unter einen Hut kriegen. Ich bekomme nicht mal mich allein und meinen Beruf unter einen Hut. Mein Freund muss teilweise schon draußen bleiben. Ich finde, da sind Zweifel mehr als angebracht, ob es DAS sein kann, auch wenn dieses Modell gesellschaftlich angesagt ist und erwartet wird. Konformität war noch nie meine Stärke.
Neulich teilte mir eine Freundin mit, ich sei die unabhängigste Frau, die sie kenne. Ich weiß nicht, wie sie darauf kommt, aber es ist ein Irrtum. Das Rad dreht sich. Und ich finde nicht heraus. Unabhängigkeit in jeder Hinsicht scheint mir auch nicht erstrebenswert. Ein weites Feld... Aber in Bezug auf zwischenmenschliche Beziehungen ist Unabhängigkeit doch scheiße. Je mehr die Menschen und dein Umfeld dich als unabhängig wahrnehmen, desto weniger Chancen zum Anlehnen werden dir geboten, und wenn du nicht aufpasst, ist Unabhängigkeit irgendwann Einsamkeit. Ich will ja nur meinen Job loswerden!
Und wie ich das am besten mache, ohne dem finanziellen Ruin ausgeliefert zu sein? Weiß ich auch noch nicht, aber ich bin guter Dinge. Vielleicht planen VOX oder RTL 2 ja ein neues Reality-Format. Attraktive Bloggerin auf spiritueller Sinnsuche (Anfragen bitte über die Redaktion). Vielleicht kommt mir gleich beim Nacktmalen aber auch noch eine bessere Idee. Eventuell stell ich mich auch vors Rathaus und singe ODER unterrichte Yoga und gebe mir dafür einen spirituellen Namen. Von Bärbel Erna zu Mediata Yogis. Irgendwas fällt mir schon ein. Nichts ist unmöglich.

Samstag, 2. Februar 2013

VerIRRt

Und, was machen Sie so? Dabei zusehen, wie die Wissenschaft sich selbst degradiert und völlig unglaubwürdig macht? Früher hatte es doch wirklich Zugkraft, wenn etwas durch wissenschaftliche Studien belegt wurde. Heute glaube ich keiner Statistik, die ich nicht selbst gefälscht habe oder für deren Ergebnis ich nicht ordentlich bestochen worden bin. Vielleicht wusste ich früher auch einfach noch nicht, wie es läuft. Es ist erschreckend - wie die diesjährigen Grimme-Preis-Nominierungen.
Und Sie? Geht‘s Ihnen gut? Das kann nur ein Irrtum sein! Dem DSM zufolge - der "Bibel der Psychiatrie", wie es kürzlich im SPIEGEL 4/2013 so nett formuliert war - sind wir nämlich alle ein bisschen bluna. Und wer es noch nicht ist, dem oder der kann spätestens mit der neuesten Ausgabe des DSM geholfen werden. Ab Mai ist es soweit. Die neueste Auflage wird vorliegen. Jahrelang hat man an neuesten Störungen gebastelt. Allen, die noch kein ADHS haben, bietet man jetzt zahlreiche Alternativen. Wie wäre es mit einer Binge Eating Störung, Arbeitsplatzphobie oder Hoarding Disorder? Auch nicht? Sie Anfänger! Aber vermutlich trauern Sie länger als zwei Wochen nach dem Verlust eines geliebten Menschen? Na, dann ist doch alles klar! Sie sind geisteskrank und dürfen Pillen schlucken. Herzlichen Glückwunsch; grundsätzlich schon mal an jeden, der demnächst irgendeine Diagnose erhält. Sie können nichts dafür! Sie sind krank! Ach, und meine besten Glückwünsche an die Pharmaindustrie. Ich finde auch, der Gesunde ist einfach nur noch nicht richtig untersucht worden und für jedes Problem gibt es eine Lösung zum Einnehmen.
Ach, wie habe ich die Wissenschaft geliebt und jede meiner Abschlussarbeiten exakt den Standards unterworfen. Ich habe bis zur absoluten Verschmelzung mit dem Thema nächtelang durchgearbeitet, penibel untersucht, dokumentiert, behauptet, belegt und kapiert statt kopiert. Und nun? Lese ich im SPIEGEL, wie angesehene Wissenschaftler sich zu Diagnosen stümpern, um unsterblich zu werden. Und das ist ja erst der Anfang.
Vor einiger Zeit suchte mein Vorgesetzter Freiwillige aus unserem Team, die an einem Forschungsprojekt teilnehmen wollen. Als ich dann noch hörte, dass dieses Projekt von den beiden Professoren durchgeführt werden soll, die ich in meiner Studienzeit als die besten an der ganzen Hochschule wahrnahm, sagte ich begeistert zu. Nach fast einem Jahr Teilnahme ist das Ergebnis lediglich Ernüchterung. Ist die Wissenschaft heutzutage bedeutungslos, weil jeder Wissenschaftler bedeutend sein will, ohne wirklich Bedeutung zu haben oder Bedeutung zu schaffen? In unserem Fall jedenfalls ist überdeutlich, dass hier nur auf den Markt gedrängt wird, weil das Thema gerade up to date ist und man sich unsterblich machen kann. Da ist es zweitrangig, ob gestümpert wird. Hauptsache, es geht schnell und bringt das Ergebnis, welches man für sein Buch, das bald erschienen soll, schon vorformuliert hat. Da sind die Versuchspersonen, inklusive mir, mit ihren Fragen und der ständigen Kritik eher lästig. Da holpert man durch die regelmäßigen Treffen und tut weiter so, als sei keine Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit im vorliegenden Konzept festzustellen, auch nicht, als vorgestellt wird, dass die Vorher-Nachher-Vergleiche gar nicht vergleichbar sind, denn die Proben sind nicht mal von denselben Personen. Das ist ja, als sei ich krank und mir wird Blut abgenommen, um in zwei Wochen festzustellen, ob alles wieder in Ordnung ist, schicke ich aber Herrn Müller zur Blutprobe, weil der Termin mir so nicht genehm ist.
In der ZEIT habe ich vor einiger Zeit mal gelesen: "Die Forschung zerlegt die Welt so sehr, dass die Zusammenhänge verloren gehen!" Da muss man sich nicht wundern, wenn keiner mehr den Überblick hat. Das hätte mir eigentlich schon im Studium auffallen müssen, denn wie oft mussten wir Sequenzen auswendig lernen, wie in einer doofen Schule mit Anwesenheitspflicht?! Das habe ich wohl abgespalten und ausgeblendet. (Hallo DSM, gilt das auch als Krankheit, gegen die ein Kraut gewachsen ist?)
Und, war ich zum Ende des Studiums nicht auch - zumindest kurzzeitig - total blind und taub oder einfach nur angenehm gebauchpinselt, als meine Diplomarbeit mit 1,0 bewertet wurde und ich dann das Angebot erhielt, die Ergebnisse meiner Untersuchung in einer Fachzeitschrift zu veröffentlichen?! Als die Professorin mich dann zum dritten Mal bat, Korrekturen am Artikel vorzunehmen und ich bei der vierten Überarbeitung dann das Gefühl hatte, dass weder von meinem Thema  noch der Artikel sonst etwas beinhaltete, wofür es sich zu sterben lohnt oder ich meinen Namen hergebe, sagte ich dankend ab. Das kam nicht so gut an, denn auch sie hätte wohl gern noch einmal ihren Namen als Co-Autorin irgendwo abgedruckt vor der Pension gesehen. Das letzte Mal war schon zu lange her.
Verirrt. Verraten. Verkauft. Ohne meinen Beitrag.

Samstag, 19. Januar 2013

Opiata Passiva

Ich finde mein Name passt nicht mehr zu mir. Ich sollte ab sofort Opiata Passiva heißen. Ich bin so betäubt von der Erwerbsarbeit, dass ich einfach nur atme und lethargisch durch die Woche gleite. Mein Leben lebt mich und nicht ich mein Leben. Ich bin gerade ganz weit davon entfernt, mein Sommerkleid im Winter zu tragen oder mit dem Panzer zur Arbeit zu fahren. Als hätte mich pünktlich zum neuen Jahr, das ich so voller Tatendrang begonnen habe, irgendetwas erschlagen. Erschreckend ist, dass ich dabei überaus zufrieden bin. Ohne Ehrgeiz. Ohne Ziel. Ohne mich.
Und nun entschuldigt. Die Couch ruft. Dieser Beitrag. Schon zu viel.