Ich gehe immer allein zu Konzerten. Die letzten Male,
die ich in Begleitung erschien - tja, danach waren die jeweiligen Beziehungen
einfach nicht mehr dieselben. Andere Menschen neigen eher doch nicht so zum
Ausdruckstanz oder zur Hingabe im Allgemeinen. So muss ich mich über niemanden
ärgern, der einen Stock im Arsch hat und mir den Abend versaut. Doch weit
gefehlt. Die Pest ist überall!
Es ist gestern wie heute, dass ich Menschen nicht
verstehe, die zu einem Rock-Konzert gehen, um dann die ganze Nacht regungslos
auf ihrem Stuhl zu verharren. Aber seit gestern Abend kenne ich eine noch viel
schlimmere Art: Die, die sitzen bleiben und nur aufstehen, um mit ihrem
hochgehaltenen Smartphone und dickem Oberarm die Sicht zu versperren.
Das Bürschchen neben mir jedenfalls hat nur an seinem
Smartphone herumgespielt, fotografiert und gefilmt, gepostet und Kommentare
kommentiert und dann jeweils den Apparat an seine drei gelangweilten
Begleiterinnen weitergereicht, die anstatt auf die Bühne zu schauen, die
unmittelbar vor uns aufgebaut war, aufs Gerät starrten oder wahlweise andere
Menschen, die offensichtlich mehr Spaß hatten als sie selbst, auszulachen.
Die waren überhaupt nicht bei der Sache. Wenn der Rock
'n Roll nicht schon tot war, dann wurde er spätestens durch soziale Netzwerke
ermordet. Nichts geht doch über den Moment, den man selbst erlebt hat, wo weder
Vergangenheit noch Zukunft eine Rolle spielen. Die coolen Kids sollen zu Hause
bleiben, wenn sie mir nur im Weg stehen wollen. Ich empfinde Mitleid, insbesondere
für all diejenigen, die über zwei Stunden ein super Konzert verpasst haben,
weil sie ununterbrochen damit beschäftigt waren, die total beschissenen Fotos
zu machen, die heute tausendfach im Internet zu finden sind. Die besten Bilder
sind im Kopf. Mein Kopf ist voll und auf den Bildern erkennt man sogar was!