Samstag, 29. Juni 2013

Die bedauerliche Abwesenheit des Sommers


An Tagen wie diesen rolle ich mich direkt vom Bett auf die Couch - Na gut, vorher noch in die Küche zur Kaffeemaschine, kurz ins Bad und dann ins Wohnzimmer. Die Heizung mindestens auf Stufe 3 gestellt (man will ja im Sommer nicht erfrieren) und Tiffy direkt neben das Sofa. Wer will denn aufstehen, wenn das Telefon klingelt? Dass überhaupt was klingelt, ist zu laut. Darum würde ich auch nie auf die Idee kommen, mir am Wochenende einen Wecker zu stellen. Terminfrei!!!!! Ich habe an solchen Samstagen nicht mal ein Date mit meiner Dusche. Das einzige, was mich vom vollendeten Glück abhält, ist die Aussicht, heute noch einmal vor die Tür zu müssen, um irgendetwas Nahrhaftes zu besorgen – und, dass Tiffy vielleicht wirklich klingeln könnte, verursacht durch Leute, die ich nicht sprechen will. Aber wenigstens muss ich dafür nicht aufstehen, weil Tiffy sich ja bereits flauschig an mich kuschelt. Auf jeden Fall ist mit Mutti zu rechnen, die erfahren möchte, was es bei UNS denn heute zum Mittag gibt. UNS gibt es schon Ewigkeiten nicht mehr, jedenfalls nicht zusammen in dieser Wohnung. Es gab nur bisher nicht die richtige Gelegenheit, dies meiner Mutter mitzuteilen oder ich habe es irgendwie vergessen. Ganz abgesehen davon, dass ich auch früher niemals Mittag gekocht habe, denn mein Mittag ist Frühstück, quasi Frittag. Und genau um Drölf Uhr, also gegen Frittag, ruft dann mein Privatfranzose an, dessen Auszug ich bisher nicht öffentlich kundtat. Kurze Zeit später habe ich dann Druckstellen und Rücken und Nacken, denn so bequem ist mein Sofa nicht. Zur Erholung ein kleines Nickerchen. Wie herrlich, dass ich keinen Hund habe. Wie furchtbar, wenn ich nicht nur wegen des Einkaufes die Wohnung verlassen müsste, sondern auch um Gassi zu gehen und das mehrmals täglich. An solchen Samstagen mache ich - wenn es irgendwie vermeidbar ist - nämlich gar keine Nützlichkeitsdinge. Da wird auch der Wohnungsputz ersatzlos gestrichen. Und wenn schließlich das Pflichtmaß an Konversation erfüllt ist, schraube ich Tiffy auf lautlos. Vielleicht benutze ich sie nachher noch einmal, um doch nicht mehr einkaufen zu müssen. Wieso bestelle ich mir nicht einfach eine Pizza? Gut eingeteilt und mit viel Schlaf zwischendurch reicht die bis Montagmorgen. In diesem Sinne: Ein erholsames Wochenende.

PS: Ist das eigentlich schon eine Sommer-Depression? Ist die Sonne leer? Wird sie jemals wieder kommen? Und führt Vitamin-D-Mangel zur geistigen Umnachtung, wie hier zu beobachten, wenn aus Draußen-Menschen lahme Couch-Bewohner werden…?

Dienstag, 18. Juni 2013

Die Pest ist überall

Ich gehe immer allein zu Konzerten. Die letzten Male, die ich in Begleitung erschien - tja, danach waren die jeweiligen Beziehungen einfach nicht mehr dieselben. Andere Menschen neigen eher doch nicht so zum Ausdruckstanz oder zur Hingabe im Allgemeinen. So muss ich mich über niemanden ärgern, der einen Stock im Arsch hat und mir den Abend versaut. Doch weit gefehlt. Die Pest ist überall!
Es ist gestern wie heute, dass ich Menschen nicht verstehe, die zu einem Rock-Konzert gehen, um dann die ganze Nacht regungslos auf ihrem Stuhl zu verharren. Aber seit gestern Abend kenne ich eine noch viel schlimmere Art: Die, die sitzen bleiben und nur aufstehen, um mit ihrem hochgehaltenen Smartphone und dickem Oberarm die Sicht zu versperren.
Das Bürschchen neben mir jedenfalls hat nur an seinem Smartphone herumgespielt, fotografiert und gefilmt, gepostet und Kommentare kommentiert und dann jeweils den Apparat an seine drei gelangweilten Begleiterinnen weitergereicht, die anstatt auf die Bühne zu schauen, die unmittelbar vor uns aufgebaut war, aufs Gerät starrten oder wahlweise andere Menschen, die offensichtlich mehr Spaß hatten als sie selbst, auszulachen.
Die waren überhaupt nicht bei der Sache. Wenn der Rock 'n Roll nicht schon tot war, dann wurde er spätestens durch soziale Netzwerke ermordet. Nichts geht doch über den Moment, den man selbst erlebt hat, wo weder Vergangenheit noch Zukunft eine Rolle spielen. Die coolen Kids sollen zu Hause bleiben, wenn sie mir nur im Weg stehen wollen. Ich empfinde Mitleid, insbesondere für all diejenigen, die über zwei Stunden ein super Konzert verpasst haben, weil sie ununterbrochen damit beschäftigt waren, die total beschissenen Fotos zu machen, die heute tausendfach im Internet zu finden sind. Die besten Bilder sind im Kopf. Mein Kopf ist voll und auf den Bildern erkennt man sogar was!

Sonntag, 16. Juni 2013

Erkenntnis des Tages


Es ist wohl wahr: Fahrradfahren verlernt man nicht. Das hat schon meine Oma behauptet und sie soll auch dieses Mal völlig richtig liegen. Nachdem ich mich vor einiger Zeit um meine mecklenburgischen Kompetenzen sorgte und unter anderem befürchtet hatte, ich könnte ohne Stützräder nicht mehr Fahrrad fahren, weil ich es in Hamburg aufgrund von großstädtischer Unspaßigkeit und fehlendem Freiraum einfach nicht tue, konnte ich mir heute - während sich die heimische Krabbeltier- und Insektenwelt auf mir austobte - das Gegenteil beweisen. Ich kann's! Und dabei kam mir auch noch DIE Erkenntnis: Was in der Großstadt Megaplakatwände sind, geziert mit sexy Unterwäschemodels, die dazu veranlassen, Auffahrunfälle zu verursachen, sind im Dorf unbekannte Radfahrerinnen, die dringend identifiziert werden müssen. Madonna könnte sich nicht mehr angestarrt fühlen, wenn sie aus dem Haus geht! Vielleicht bin ich doch nur im Urlaub für das Landleben geschaffen, denn ich befürchte, in einem ordentlichen Dorf kann man 80 Jahre lang leben und ist immer noch die Zugezogene oder Neue. Ich weiß, wovon ich spreche. In diesem Sinne: Good to be back. Moin Moin Hamburg!

Donnerstag, 13. Juni 2013

Die bedauerliche Abwesenheit eines Füllers mit blauer Tinte

 
Ich denke darüber nach ein Buch zu basteln. Ich fühle mich genauso berufen wie der Rest der Republik. Aufgrund meiner absoluten Inkompetenz und Ahnungslosigkeit Verlagen gegenüber zu treten, bin ich deshalb heute mal wieder meiner Hassliebe, der Internetrecherche, zum Opfer gefallen und habe dabei so manch Widersprüchliches erfahren, aber vor allem, wie wichtig es sei, das Anschreiben an einen Verlag mit einem echten Füller mit blauer Tinte zu unterschreiben (unbedingt!). Vita (bis vor kurzem wusste ich nicht mal, was das sein soll) und Anschreiben sollen darüber hinaus aufklären, wer ich bin und was ich überhaupt vom Verlag will - aber immer schön auf das Schreiben bezogen. Das heißt, ich habe für Verlagsmitarbeiter überhaupt keine Vita und kann mir das Anschreiben somit sparen, denn ich kann ja (noch) nichts vorweisen, außer der Tatsache, dass ich schreibe und es seit Jahrzehnten tue.

Vorausgesetzt, die Ratschläge kann ich ernst nehmen, so interessiert es weder Verlage noch sonst jemanden, dass ich blogge und mit 11 Jahren mal mit einer der schlechtesten Horrorgeschichten der Welt einen Wettbewerb unserer Landkreisbibliothek gewonnen habe. Gewinn: Schallplatte von Brenda K. Starr, die so bekannt ist wie ich.

Nach all den Ratschlägen bin ich sicher, dass ich es nur falsch machen kann, aber was ich vom Verlag will, ist ja wohl klar: Die sollen mein Exposé lesen, auch wenn ich jemand ohne Füller und ohne blaue Tinte bin!