Dienstag, 22. Juli 2014

Femen


Was soll das eigentlich? Das hat sich mir auch nach dem gestrigen Fernsehbeitrag nicht erschlossen. Nackte Frauen ohne Botschaft? Jedenfalls ist mir die noch nicht bekannt geworden, denn selbst wenn sie sich eine Parole auf ihren nackten Leib gepinselt haben, werden die Frauen meist so schnell weggeräumt, dass man das Anliegen gar nicht lesen kann.

Feministinnen verschmähen doch Frauen, die durch Körpereinsatz und Augenaufschlag ein Ziel erreichen wollen. Und was ist das?

Es ist ja bekannt, dass man keifenden Weibern besonders gut zuhört, gerade wenn sie nackt sind. Bestimmt denkt dann jeder Anwesende sofort über Weltfrieden und Menschenrechte nach, statt einfach zu sabbern: Geil, Titten!

Wenigstens sind sie für das jetzige Wetter angemessen be-... äh, entkleidet.

Samstag, 7. Juni 2014

Alles bio oder was?!


Nach nun mehrwöchiger Einkaufserfahrung in sogenannten Bio-Supermärkten oder ähnlichen Läden komme ich nicht umhin mich zu fragen, was genau denn bio ist. Aus welcher Natur kommt das Zeug? Gleichmäßig gewachsene Kartoffeln, Möhren ohne jegliche Beeinträchtigung und Bananen in Einheitsgröße. Alles schön in Plastik verpackt. Bio? Oder eher unversehrt und unnatürlich? Auch frage ich mich schon länger, was der Hinweis ohne Konservierungsstoffe laut Gesetz bedeutet. Sind in dem Gesetz einfach nicht alle aufgezählt oder hat man die im Essen so gut versteckt, dass sie nicht mehr nachweisbar sind und sich deshalb das Bio-Label draufgeklebt? Beides ekelhaft!

Passend dazu kam diese Woche von Arte "Die Bio-Illusion: Massenware mit Öko-Siegel". Na, Prost Mahlzeit! Bio als Gelddruckmaschine und Total-Verarsche. Irgendwie ist mir das Essen vergangen. Andererseits, hätte ich nur ein Hauch von Überlegung in die ganze Sache gesteckt, wäre es ja eigentlich nur mehr als logisch gewesen, dass Massenproduktion weder umwelt-, menschen- noch tierfreundlich ist, da lediglich Gewinnmaximierung dahintersteckt. Wie mir der ganze Wirtschaftswachstumsscheiß auf die Nerven geht. Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass Essen und Trinken hochpolitisch sind. Und wie immer in politischen Angelegenheiten fühle ich mich unverstanden und verstehe selbst auch überhaupt nichts.

Leben wir in einer Welt, in der die Wirtschaft immer recht hat? Warum dürfen wir legal belogen und komplett verarscht werden? Und stört das - außer mir - sonst niemanden?

Ich glaube, ich brauche einen Garten!

Samstag, 12. April 2014

BRAVO


Was musste ich gestern lesen? Die BRAVO hat infolge von Sparmaßnahmen Dr. Sommer gefeuert! Bravo? Bei mir kommt da fast ein bisschen Wehmut auf. Was hatte ich Spaß mit der BRAVO, mit Dr. Sommer und auch mit der Rubrik Liebe, Sex und Zärtlichkeit! Woche für Woche habe ich neuen Problemen entgegengefiebert, wie z.B. Kann man ein Kondom zweimal benutzen? Beim zweiten Mal haben wir es zur Sicherheit auch umgedreht. Oder: Nach dem Sport habe ich die anderen Mädchen nackt in der Umkleide gesehen und festgestellt, dass meine Schamhaare viel drahtiger sind, als die der anderen Mädchen. Bin ich normal? Schon damals kam bei mir die Frage auf, wie man das durch bloßes Sehen feststellen kann. Aber gut.

Jeden Donnerstag nach der Schule konnte ich es kaum erwarten, mich auf das Fahrrad zu schwingen und zu meiner Freundin zu fahren, die über ein BRAVO-Abo verfügte. Ich glaube, manchmal hatte sie - zumindest donnerstags - das Gefühl, dass ich die BRAVO lieber mag als sie. Aber meine Mutter hatte mir und meiner kleinen Schwester nur die Mickey Mouse abonniert.

Stars, die wir nicht leiden konnten, haben wir angemalt, quasi adäquat verschönert. Und um die Poster derer, die wir begehrten, haben wir uns gestritten. (Natürlich hat sie gewonnen, war doch ihre BRAVO.) Und als wir uns als aufgeklärt genug ansahen, haben wir Probleme eingeschickt, die wir uns ausgedacht haben, unter Angabe falscher Namen. Natürlich favorisierten wir die Namen von Klassenkameradinnen, die wir nicht ausstehen konnten, weil sie uns scheiße behandelten. Im Namen derer und mit Foto gaben wir auch gern mal die eine oder andere Kontaktanzeige auf. War das ein Spaß. Aber der größte Spaß war, sich Geschichten über unser erstes Mal auszudenken (welches zum damaligen Zeitpunkt noch Lichtjahre entfernt lag), um Geld dafür zu gewinnen, wenn diese abgedruckt werden. Es ist uns nie gelungen, was mich im Nachhinein nicht wundert, denn bereits der erste Satz klang wahrscheinlich so hölzern und ausgedacht, dass unsere Einsendung gleich in den Reißwolf kam - oder an die Pinnwand im Redaktionsbüro als Aufheiterung, wenn man mal schlecht drauf kam. Eigentlich hatten wir keine Ahnung, waren annähernd entwicklungsverzögert und spielten noch mit Barbies. Komischerweise weiß ich sogar noch, was wir spielten: Internat. Ich hatte keine richtige Barbie, sondern eine Billigversion, die auch noch rote Haare hatte. Im Kreise meiner lieben Klassenkameradinnen war ich damit immer der Buhmann, ähm, die Buhfrau, und musste die Internatsblöde spielen, die von allen total gemobbt wurde, weil sie einen hässlichen Hut trug. Dieser Hut war die Hälfte der Eierschale einer Kinderüberraschung... Kinder können so grausam sein. Aber all das BRAVO lesen hat mit zunehmendem Alter irgendwie dazu geführt, dass zumindest eine von uns spielen wollte, dass ihre Barbie nackt vom Felsen fällt und Ken sie dann retten muss und natürlich über sie herfällt. (Mmh, warum sollte jemand nackt vom Felsen fallen? Hab ich darüber eigentlich schon mal nachgedacht?) Anschließend fuhren beide jedenfalls in Kens Auto davon.

Ach, es war so schön, damals als noch nicht alle berühmt werden wollten, sondern Sekretärin. Aber zugegeben, in der Foto-Love-Story wollte ich schon gern mal mitspielen. Und ein Geständnis kann ich noch hinzufügen: Ich habe Dr. Sommer einmal ernsthaft um Rat gebeten. (Natürlich heimlich.) Gut, er hat mir nicht das geantwortet, was ich hören wollte, aber er hat sich echt Mühe gegeben und mir irgendwie auch weitergeholfen. R.I.P., Dr. Sommer! Bravo!

Sonntag, 30. März 2014

Salut!


 
 
Viele Urlaubsgrüße von der dicken Frau, die gerade an der Côte d'Azur weilt und sich ausschließlich von Eclair und Crêpes ernährt. Abreise absolut unerwünscht, aber wohl doch ratsam, wenn ich nicht an Herzverfettung sterben möchte oder an Alkoholismus (J'adore vin rouge!). Damit entspreche ich wohl jedem Klischee des Frankreich-Urlaubenden. Das einzige, was mir jetzt noch fehlt, ist ein riesengroßer Kaffee. Hier gibt es selbst den Café au lait in Espresso-Tassen. Wo sind denn bitte die klischeemäßigen Schalen, aus denen der Franzose im Fernsehen Kaffee trinkt?

Hier ist selbst die Erkältung, die ich seit Wochen mit mir rumschleppe, nicht so nervig. Obwohl ich meine Stimme am Dienstag verloren habe. Hat auch sein Gutes: So konnte ich am Donnerstag stralle und glücklich in der Galeries Lafayette sitzen, verursacht durch ekelhaft schmeckenden französischen Hustensaft. Und: So fällt gar nicht auf, dass ich trotz monatelanger Vorbereitung kaum Konversation betreiben kann. Vielleicht sollte ich in Erwägung ziehen, französisch sprachbehindert zu sein. Immerhin klappt es mit Bestellungen, auch wenn ich Rückfragen kaum verstehe. Ich glaube, diese Sprachbehinderung hat schon dazu geführt, dass zwar alle total nett zu mir sind und mich très jolie finden, aber irgendwie bin ich very fast very broken. Hat der Airport Express letztes Mal nicht nur ein Euro gekostet? Dieses Mal habe ich sechs bezahlt! Ich bin mir auch nicht ganz sicher, ob ich seit Tagen mit der richtigen Fahrkarte in schmutzigen französischen Zügen unterwegs bin. Who cares? Jedenfalls nicht die überall in Scharen auftretenden amerikanischen Schüler, die ich insgeheim beneide. Klassenfahrten nach Übersee. So eine Schule hätte ich auch gern besucht.

Ich bin gerade zu Besuch bei der Familie meines Freundes. So viele Gänge habe ich noch nie gegessen. Ein französisches Mittagessen zieht sich. Und das alles bei angenehmen Temperaturen und Rotweinstimmung.

Je n'aime pas travailler...

A bientôt! Au revoir.

Samstag, 15. März 2014

Also, ich könnte das nicht!


Es ist mal wieder soweit: Zeit, dass der nächste Urlaub beginnt. Diese Woche habe ich eine junge Frau begutachtet, die sich vorher quasi selbst abgeschlachtet hat. Gestern hatte ich Kontakt zu Mutter Erde und am Montag werde ich die Reinkarnation von Jesus treffen, die aber eigentlich nicht in ihrer spirituellen Arbeit zur Errettung der Welt gestört werden will. Also, langweilig ist mein Beruf nicht. Tauschen will trotzdem keiner. Ich weiß nicht, wie oft ich schon gehört hab: Also, ich könnte das nicht! Gerade heute beim Mittagessen mit einer Freundin wieder folgendes: Deine Fälle sind ja mehr als gruselig! Du hast echt nen heftigen Job. Ich hab sehr viel Respekt davor. Ich weiß, dass ich das nicht könnte! Mich bringen die Lebensgeschichten von den Leuten hier schon um den Schlaf und ich wünschte, es würde mir nicht jeder sein Herz ausschütten!

Manchmal denk ich auch, ich kann es nicht (mehr). Kritisch wird es immer dann, wenn man schon morgens in der Bahn auf dem Weg zur Arbeit überall Betroffene sieht, die real existieren, einen aber leider nicht am Arsch vorbeigehen, sondern schon strapazieren, bevor die eigentliche Arbeitsstelle erreicht ist: Selbstgesprächler im Bus, junge geistig eingeschränkte Dame mit Gehwagen und Highheels, Leute mit Sonnenbrille, die denken, man würde nicht merken, wenn sie einen anstarren (ein bisschen so, als ob sich ein Kind die Augen zuhält und infolge dessen glaubt, es sei unsichtbar) und Menschen, die dir beim Aussteigen aus der U-Bahn vor die Füße rotzen, um sich darüber richtig zu freuen. Je nachdem, wie viel Elend mir die Arbeitswoche beschert hat, variieren meine (Gewalt-)Phantasien zur Abwehr von sozialpädagogischer Arbeit in der Freizeit. Da ist von Teetrinken bis Baseballkeule alles dabei.

Im Grunde ist es ja auch unglaublich, dass ich völlig allein zu völlig fremden Menschen in die Wohnung gehe, um mit ihnen zu sprechen. Wenn ich vorher im Auftrag schon lese, dass sie oder er fremdgefährdend ist, dann versuche ich natürlich ins Büro einzuladen, wo ich im Notfall um Hilfe schreien kann (und hoffentlich ein Kollege kommt, um diese zu leisten). Kritisch wird es natürlich, wenn Menschen gefährlich sind, ich das vorher aber nicht weiß. Bisher hatte ich - Gott sei Dank - wenige angstmachende Situationen, selbst bei denen, die als gefährlich beschrieben wurden. Die Wahrscheinlichkeit, dass es eklig wird, ist da schon höher: Messiewohnungen oder Menschen, die ohne Scheu körperlichen Pilzbefall zur Schau stellen und von massivem Durchfall sprechen. Was mir aber am meisten zu schaffen macht, ist die Verantwortung. Ich denke immer, egal, wie durchgeknallt oder was auch immer die Leute sind, wenn ich selber in eine solche Situation komme, dann möchte ich doch bitte auch an eine Person geraten, die mich ernst nimmt und zuhört und zu meinem Wohl entscheidet. Und das ist manchmal nicht so leicht. Ich finde, da ist ein bisschen Anspannung wohl erlaubt und Entspannung in der Freizeit mehr als verdient. Doch will sich das Elend einfach nicht daran halten und läuft mir ungestraft auch am Wochenende über den Weg - oder eben vor und nach der Arbeit. Das führt dann dazu, dass ich privat überhaupt keine Probleme wälzen will (und ich finde, gemessen an dem, was ich den ganzen Tag sehe und höre, auch keine Probleme habe, genau wie alle Menschen in meiner Familie oder im Freundeskreis). Da gibt man dann privat Ratschläge, wie: Reiß dich mal zusammen! und wird mehr als sozial inkompetent. Und, wenn es wieder genau so ist, dann denk ich: Also, ich kann das nicht! Da spricht mich dann jedes Jobangebot an, wie Schäfer, Friedhofsgärtner oder - gerade gefunden - Roboterprogrammiererin. Geil, will ich alles werden! Hauptsache mir geht keiner mehr auf den Sack für die drei Mark fünfzig im Monat. Und wenn ich dann für eine Mark fünfzig in den Urlaub gefahren bin und wieder gerade gerückt, muss ich feststellen, dass ich gar nichts anderes kann und wahrscheinlich ausrasten würde, wenn ich den ganzen Tag Schafe zählen müsste oder Akten von A nach B schieben würde.

Hallo Mensch, mit all deinen Abgründen: Ich kann es doch! (Und ich liebe es.)

Freitag, 7. März 2014

Follow me! I’m TOP IT GIRL.


Ich weiß nicht, was mich dazu trieb. Langeweile, weil ich aufgrund eines bisher nicht näher bestimmbaren Infektes, der möglicherweise ansteckend ist, aus dem Verkehr gezogen wurde, oder war es einfach der Anblick von Ozzy Osbourne vorletzte Nacht, der Anblick von Dekaden langer Drogensucht, der mich selbst stoned werden ließ? God bless Ozzy Osbourne!

Ich fand es plötzlich jedenfalls eine tolle Idee eine andere Persönlichkeit anzunehmen und diese auf Twitter zu präsentieren. Na ja, wenn man es genau nimmt, eine Person ohne Persönlichkeit: Top it girl. Dieser Name ist mir auf Toilette eingefallen, weil es ja einerseits wirklich die Krönung ist und andererseits unbedingt it girl enthalten sein sollte. Zuvor hatte ich gerade einen Artikel gelesen, in dem es darum ging, wie sehr die Buchindustrie lügt, um Bücher zu verkaufen. ("Filmrechte schon an 20th Century Fox verkauft" oder "New York Times Bestseller" - Es versteht sich von selbst, dass auf meinen Blog beides zutrifft ;)) Mit it girl verkauft sich im Moment ja scheinbar alles. Kann ich mich selbst verkaufen? Meine Oma hat schon immer gesagt, dass die Leute beschissen werden wollen. Na, dann mal los!

Ich hatte mich noch kaum angemeldet, sprich den Namen eingegeben, da hatte ich schon drei Follower. In den ersten zehn Minuten kam ich bereits auf vier. Ich folgte schnell mal allen Dummbratzen, die girls sind und mit it (was auch immer das ist) Geld verdienen, also allen, die ich verabscheue. Ich zündete ein Feuerwerk der Belanglosigkeiten, gab mich als ‘columnist, blogger, traveler‘ aus und lud dazu mal ein schönes Palmenbild für den Hintergrund hoch und eins mit wallender blonder Mähne am Meer als Profilbild. It's never too late to live your dreams. Selbstverständlich wohne ich sowohl in den USA als auch in Germany. Und, was soll ich sagen, ruckzuck folgten mir Menschen aus Idaho und Kentucky, die aussehen wie Tripel-Versionen von Daniela Katzenberger. Oder Bobbi aus Schottland, wo ich gar nicht so genau weiß, welchem Geschlecht er/sie/es angehört - sieht n bisschen aus wie Tokio Hotel.

Ich tweetete mich in Rage. Yeah! I like it! I have fun! Ein bisschen schizophren, denn ich war auf einmal top it girl und kurz davor mir die Nägel machen zu lassen und zum Friseur zu gehen und Bilder davon zu posten. Ich verlinkte und verhashtaggte alle Follower und begrüßte sie persönlich.

Nachmittags war ich schon so fertig, dass ich erst mal ein Nickerchen machte. Und, was soll ich sagen? Top it girl ist dem Schlaf erlegen und hat abends dann noch ihren Twitter Account gelöscht, an den bereits zahlreiche Onlineshops gemailt hatten. Please add me and take a look on my website.

Oh, Oma, die Leute wollen wirklich beschissen werden. Denken ist out. Da müh ich mich jahrelang ab und hab genau drei Leser, von denen einer ich selbst bin und top it girl beeindruckt allein durch nicht beeindruckende Präsenz. Bloße Versprechungen reichen aus.

Und? Kann ich mich selbst verkaufen? Ja, wenn ich alles hinterm Berg halte, was mich ausmacht. Und nein, auf keinen Fall. Ich halt es nicht aus!! Und das ist gut so. Mein Fazit: Es ist quasi ein Leichtes eine Gefolgschaft von Dummbratzen, Verzweifelten und anderen Suchenden aufzubauen,  aber schwer ist, Menschen zu finden, die auch lesen können... Top it girls Zielgruppe wird niemals meine sein. Aber vielleicht versuche ich es demnächst mit einem Kompromiss und kündige mich selbst erst mal als Germany's next topblogger an. Wenn's hilft ;)

Sonntag, 23. Februar 2014

Frohes Neues!


Ja, ich weiß: Ein bisschen spät. Aber besser spät als nie, oder? Vielleicht habe ich einfach ein paar Wochen gebraucht, um mich vom Jahreswechsel zu erholen, denn sind wir mal ehrlich: Jahreswechsel sind einfach auch nicht mehr das, was sie mal waren! Es gab Zeiten, da hatte ich gute Vorsätze und das Gefühl von Neuanfang und Frische. Im Moment will ich einfach nur durchkommen. Natürlich hoffe ich nach wie vor, dass alles besser wird, doch habe ich im Laufe meines bisherigen Lebens alle Ideen zur Verbesserung ausprobiert und nun einfach keine mehr übrig. Ich beschränke mich deshalb einfach aufs Weitermachen. Gerade habe ich ohnehin keine Zeit, mir Gedanken über meine Zukunft zu machen. Im Moment zählt einfach die Tatsache, dass diese Wohnung  kein Palast ist und für zwei Personen zu klein. Insbesondere, wenn eine der Personen ihren autistischen Tagesablauf liebt und grundsätzlich nicht gern teilt (zumindest nicht die Wohnung), auch wenn Teilen total angesagt ist. Nein, danke!

Wo soll ich anfangen…?

Es war einmal eine kleine Prinzessin, die im letzten Sommer feststellte, dass da keine Schmetterlinge mehr flattern und sie mehr Poesie und Kostümbälle in ihrem Leben haben will. Die Erkenntnis kam, als das Schloss gerade stand, für das insbesondere der Prinz sich den Arsch abgeschuftet hat (wie es auch noch die nächsten Jahrzehnte von Nöten sein wird). Doch nach einer kurzen Phase der pubertären Irreführung kehrte die Prinzessin in ihr Reich zurück. Das Volk atmete auf. Die Familie hoffte. War es nicht immer das Gleiche, der Anfang vom Ende? Es dauerte nicht lange, da schickte die Prinzessin einen Boten, um der Familie mitzuteilen, dass sie nicht mehr sicher sei. Was solle sie tun? Der Prinz sei nicht schuld, sie wolle ihn nicht verletzen. Das habe er nicht verdient. Andererseits könne sie auch nicht bleiben, bei jemandem, der es vielleicht nicht ist. Die Prinzessin suchte die Seherin auf. Sei sie nicht längst entschieden? Da platzte es nur so aus der Prinzessin heraus. Seit Monaten habe sie eine Liaison mit dem Prinzen des Nachbarreiches. Er sei derjenige welcher. Oder nicht? Seine Prinzessin habe bereits das Reich verlassen.

In den darauffolgenden Wochen suchte die Prinzessin immer wieder den Rat der Seherin, ohne dass sich etwas änderte. Sie blieb im Schloss bei ihm und unternahm Ausritte mit dem anderen. Schließlich wurde es kühler, der Herbst zog vorbei, das Weihnachtsfest nahte. Die Prinzessin litt unter ihrem strapazierten Nervenkostüm. Sie wollte reinen Tisch machen und so geschah es an Weihnachten. Der Familie sollte der neue Prinz vorgestellt werden. Sie hießen ihn nicht willkommen. Es war zu früh, um Hof zu halten. Auch das Volk war aufgebracht. Die Nachricht des Ehebruchs verbreitete sich rasend schnell im Königreich. Waschweiber der angrenzenden Höfe und Damen benachbarter Anwesen wussten Geschichten zu erzählen, die selbst die Prinzessin erröten ließen. Sie fürchtete um ihre Sicherheit. Schnellstmöglich musste sie das Königreich verlassen. Sicher konnte sie sich nicht mehr sein.

Kurzum: Die Prinzessin wohnt jetzt bei mir. Und wäre ich lebens- bzw. liebeserfahren oder irgendetwas in die Richtung, hätte ich bestimmt auch eine Antwort auf all die Fragen, die ich mir so stelle: Warum fragt sie ständig nach meinem Rat, ohne ihn zu befolgen? Warum erfahre ich immer nur die halbe Wahrheit und das dicke Ende kommt dann immer erst noch? Und darf ich mich darum verarscht fühlen? Bin ich die einzige, die in diesem Bereich nichts von Multitasking und Zweigleisigkeit hält? Bin ich ungerecht und ist es nur mein subjektives Empfinden, dass die Verursacherin, die nun Abend für Abend auf meiner Couch sitzt, sich lieber als Opfer sieht, indem sie aufzählt, was er denn alles so falsch gemacht hat? War sie quasi gezwungen, sich umzuorientieren? Weint sie eher dem Haus nach als ihm? Und ist sie auch gezwungen, den Prinz nun zurückzuwollen, sich gleichzeitig aber den anderen warmzuhalten? Und darf man Verwandten böse sein, wenn sie ihr Leben und das von anderen verkacken? (Zu letzterem wohl eher: Nee! Man darf hoffen, dass kleine Schwestern lernen, irgendwann wissen was sie wollen und ein Ziel erreichen, quasi ankommen, so wie wir es für uns selbst erhoffen.)

Aber eine Frage sei noch erlaubt: Bin ich hier bei den scheiß Desperate Housewives???