Sonntag, 18. März 2012

Blogspot, Blogstop!

Ich bin nicht im Nähfieber, auch nicht wolltrunken, hab nichts für Mode übrig – zumindest verstehe ich nichts davon und hege kein sonderliches Interesse. Ich finde mich nicht freakig, auch nicht irgendwie. Ich bin nicht über die Maßen mitteilungsbedürftig, will nicht mein Herz ausschütten. Ich bastele nicht gern und halte nichts vom Kochen oder vom Rezepte weitergeben. Auch habe ich keine Kinder, die ich hier vermarkte oder dauerposte oder die mich dazu gebracht haben, Kindersachen zu nähen, die ich nun in meinem eigenen Laden verkaufe, um dann darüber täglich berichten zu müssen. Ich hab kein Hausbau zu dokumentieren und keine Stricksocken zu fotografieren oder über Gartenarbeit zu lamentieren.
UND SO RICHTIG SPAß MACHT ES AUCH NICHT MEHR!! Es ist weder künstlerisch wertvoll noch poetisch oder sonderlich kreativ. Langweilig. Einschränkend. Eingeschränkt. Oder bin ich einfach nur frühjahrsmüde? Vielleicht hatte ich doch ein Hobby, das nun zur Plage geworden ist.
Darum nehme ich mir jetzt frei. Ich bin raus. Aus die Maus. Ich segele mal ein bisschen rum. Bin dann mal weg. Oder vielleicht mache ich jetzt auch einfach mal einen Laden auf, über den ich dann bald schreibe.

Freitag, 2. März 2012

Für diesen Bus laufe ich nicht!

Wer war eigentlich zuerst da? Ungehobelte Jugendliche oder verbiesterte Alte, die die Ellenbogen ausfahren? Im öffentlichen Nahverkehr ist sich erst mal jeder selbst der nächste. Und jeden Morgen dieselben Gesichter, bloß leider nicht das, auf welches ich seit Wochen warte und bisher nur zweimal gesehen habe. Und mein Lieblingsschulkind, das immer in der Jarrestraße einsteigt und in der Bachstraße wieder aus, ist auch verschwunden. Hat es mit circa neun Jahren schon die Schule abgebrochen? Wundern würde es mich nicht, wenn ich seine Schulkameraden so beobachte. Da ist zum Beispiel der Junge, den ich zunächst für ein kleines dickes Mädchen hielt, der ständig aufschneiderische Vorträge über seine umfassenden sportlichen Aktivitäten (offensichtlich ein Schrei nach Anerkennung und Teilhabe) hält. Und heute Morgen ist was Tolles passiert. Anstatt sich wie üblich und wie die anderen diesem Wettbewerb anzuschließen, antwortete sein Sitznachbar -  scheinbar der Sohn einer Yogalehrerin, die nie Kaffee trinkt – feingliedrig und mit der einem Buddha innewohnenden Ruhe: Und warum bist du denn nicht dünner?

Ich persönlich liebe ja den HVV. Insgesamt klappt doch immer alles wie am Schnürchen. Ja, klar, hier und da ist mal was gesperrt, weil sich jemand vor die Bahn legen will oder Mama und Papa es in anderen Fällen noch nicht geschafft haben, ihren Sprösslingen zu erklären, dass Bahngleise kein Spielplatz sind. Aber ständig werden doch logistische Meisterleistungen vollbracht und Ruck Zuck steht da ein Schienenersatzverkehr-Bus. Trotzdem meckern immer alle. Genau wie sie laufen, ja, rennen, um die Bahn oder den Bus noch zu kriegen. Also, ich laufe für diese Bahn nicht und auch für keine andere. Gerade morgens kommt die nächste doch spätestens in fünf Minuten. Da reicht meine Vorstellungskraft einfach nicht, um mir einzureden, dass Verpassen einem Weltuntergang gleichkommt – mal davon abgesehen, dass ich morgens überhaupt nicht fähig bin zu laufen, sondern eher schlafwandle. Es ist ja auch erwiesen, dass Gehirne von Jugendlichen erst gegen Mittag anfangen zu arbeiten. Und ich bin ja noch total jugendlich. Grund zum Laufen hätte ich zu Hause auf dem Dorf - und da würd ich es mir dann auch noch mal überlegen: Wenn am Tag nur ein Bus abfährt und kommt.

HVV-Liebe hin oder her. Manchmal möchte ich mit meinen Mitfahrern gar nicht verkehren. Es gibt zum Beispiel so eine neurotische alte Dame, die immer genau vor der Tür stehen bleibt und die Festhaltestange nie im Leben mit der bloßen Hand berühren würde. Dafür holt sie extra ein besticktes Stofftaschentuch aus der Handtasche, quasi als Schutzschild. Ihr Gesichtsausdruck lässt allerdings vermuten, dass selbst diese Aktion sie Überwindung kostet.
Oder der Vater mit den zwei Söhnen, den ich von weitem so toll fand. Ein Mann, der Pflichten übernimmt. Die fahren immer vier Stationen. Neulich haben sie sich neben mich gesetzt und muffelten. Da mochte ich die irgendwie nicht mehr.
Es gibt auch zwei absolute Dummbratzen, die ich glücklicherweise jeden Morgen nur eine Station lang ertragen muss, weil sie dann aussteigen, um zu ihrer beruflichen Orientierungsmaßnahme zu gelangen. Leider sind sie in der irrigen Annahme schon längst orientiert zu sein (bloß alle anderen hinken nach), was sie gern auch lautstark kundtun und damit den ganzen Bus beschallen – natürlich in der Gewissheit nur Neid und Bewunderung zu ernten. Wovon die beiden wirklich was verstehen, ist Styling - immer wie aus dem Ei gepellt.
Vertreten ist auch der Typ Platz-da-ich-bin-Mutter, als Entschuldigung für platte überrollte Zehen oder Kollisionen eines Kinderwagens mit meinem Hintern. Verbale Entschuldigungen sind Luxus. Ein Kinderwagen ist Legitimation genug, auch für fehlende Manieren. Wenn die aber erst mal einen Sitzplatz haben oder der Kinderwagen abgestellt ist, dann gilt meist Handy statt/vor Kind. Da kann das Kind noch so laut brüllen, dann schreit man einfach auch lauter in sein Handy. Da macht es auch nichts, dass Klein Amelie neben mir auf dem Sitz rumturnt und die Schuhe an meiner Jeans abputzt. Wer will sich denn darüber aufregen und als Kinderfeind outen? ICH JEDENFALLS FINDE DAS GAR NICHT NIEDLICH! Aber genau genommen, hat Mutti ja kein Benehmen. Woher soll es Amelie denn haben? Doof finde ich sie trotzdem.

Es gibt auch verschiedene Aussteiger-Typen. Eilige, die schon zum Anhalten drücken, wenn der Bus gerade abfährt und sich dann vor die Tür stellen oder die betont langsamen, die ganz lässig aufstehen, wenn der Bus schon fast wieder losfährt und dann gegen die Wand von Leuten laufen, die rein wollen. Und es gibt diejenigen dazwischen. Und Montag sitze ich auch wieder dazwischen.