Freitag, 18. Oktober 2013

Lass stecken!!!!!!!!


An jedem Arbeitsplatz gibt es mindestens eine bedauernswerte Person. Wobei der Grat zwischen Bedauern und Verabscheuen schmal ist. Ohnehin nervlich gerade kaum belastbar, tendiere ich bei unserer Büroschlange gerade zu Letzterem.

Die Schlange in sich versucht sie gut zu verbergen, denn vordergründig empfiehlt sie sich täglich aufs Neue als Mitarbeiterin des Monats. Sie fehlt nie. Mir fehlt sie auch nicht, wenn sie doch mal fehlt, weil Jahresurlaub einfach noch nicht abgeschafft wurde. Ich habe das Gefühl, da arbeitet sie aber dran, denn immer wieder bringt sie Beweise, dass die Arbeit ein Spaziergang ist. Für sie. Ungefragt übernimmt sie tausende Aufgaben. Ohne sie würde der Laden zusammenbrechen. Versteht sich von selbst. Sie mischt sich überall ein, insbesondere in Arbeitsfelder, für die sie gar nicht zuständig ist. Wer will das so genau nehmen? Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Da wird an fremde Schränke gegangen, auf Kollegenbildschirme geschielt und in Akten geschnüffelt. Sie kann auch gut mit dem Chef. So berät man gern das ein oder andere Mal hinter verschlossener Tür.

Es gibt Tage, da kommt auch sie nicht umhin, etwas zu jammern, aber wenn dies ein anderer tut, dann wird er abgebügelt, denn eins ist ja wohl klar: Hast du einen schwierigen Fall zu bearbeiten, dann hat sie gerade noch einen viel schlimmeren auf dem Tisch liegen. Hattest du eine schwere Kindheit, dann ist sie quasi im Vorhof der Hölle groß geworden. Sie muss jeden Wettbewerb gewinnen, und manchmal bin ich irritiert, woraus man alles einen Wettbewerb machen kann. Was muss dieser armen Frau denn wirklich passiert sein, dass sie das braucht und mit Mitte fünfzig derart nach Aufmerksamkeit schreit??? Immer Bewunderung benötigend und stets bemüht, andere dumm dastehen zu lassen. Sie, die Belastbare, die einzig Funktionierende. Da bietet man gern mal der krebskranken Kollegin, die unter der Arbeitslast ihres Schreibtisches zusammenbricht, Hilfe an, um am nächsten Tag einer anderen zu erzählen, wie luschig die Kranke ist, und dass sie den Anforderungen ja kaum gerecht werden kann. Ja, wer ist nicht gern von Menschen umgeben, die aus vollem Herzen Hilfe leisten?

Im Vertrauen sagt sie Dinge, um dir wiederum welche zu entlocken, um diese dann bei Bedarf gegen dich zu verwenden und natürlich anderen im Vertrauen zu erzählen - oft an die jeweilige Situation und den Bedarf angepasst. So schnell kann keiner gucken, wie ihm das Wort im Munde umgedreht wird. Und kommt man drei Sekunden nach ihr morgens bei der Arbeit an, dann wird man schon mit Mahlzeit begrüßt - als hätte man sich ausgeschlafen.
Dann passierte heute das Unglaubliche: Sie machte einen Fehler! Sie, die Unfehlbare. Die Rechtfertigung war schnell gefunden, nachdem zunächst aber intensiv geprüft wurde, ob ICH mich nicht irrte. Weil nicht sein kann, was nicht sein darf!

Wer es so nötig hat, der hat gewonnen!!! Ja, du bist die Beste, obwohl du die größten Hürden nehmen musstest. Ich bewundere dich!! Denn wie kannst du es mit dir aushalten?? Wie anstrengend muss dieses Leben sein?? Aber: Du gehst mir auf den Sack!!!!!  Meine Schwester sagte mal, sie habe eine Kollegin, die ihr weniger leidtue, als dass sie sie aufrege. Jetzt weiß ich, wie sie das gemeint hat.

Thank god, it's Friday...