Ich
hätte es niemals für möglich gehalten, aber ich bin der Stadt überdrüssig.
Löste vor einigen Wochen noch jeder Umzug von Verwandten, Bekannten und
Freunden selbst an den Stadtrand absolutes Unverständnis aus, wie man
freiwillig so nah an den Arsch der Heide rücken kann und sich selbst von der
Teilhabe am gesellschaftlichen Leben fernhalten möchte, so kurz davor war ich
gestern mir dort eine Bleibe zu akquirieren. Eigentlich ist es ja so: Je länger
ich in der Stadt wohne, desto weniger kann ich mir vorstellen, wie man im Dorf
überleben kann - ohne Bus und Bahn und ohne andere Infrastruktur, ohne Yoga, Cafés,
die Uni und was weiß ich - und das alles auch noch bei einem Übermaß an
sozialer Kontrolle durch die Dorfältesten und Dorftratschen.
Dann
schrieb mir eine Freundin, die da immer noch wohnt, dass sie ein neues Fahrrad
hat und damit immer ganz viel durch das Naturschutzgebiet fährt. Stundenlang.
Da wurde ich ganz neidisch. Stundenlang. Ich dachte an die Weltumsegelungen,
die wir als Kinder auf dem Fahrrad unternahmen. Da hätte ich auch mal wieder
richtig Lust drauf. In Hamburg macht Fahrrad fahren überhaupt gar keinen Spaß –
nicht, wenn man Weite gewohnt ist, denn man kommt gar nicht zum Fahren vor
lauter Ampeln, Menschen und Autos. So staubt mein schönes Fahrrad aus
Karl-Marx-Stadt im Keller ein. Jaaaa, zusammen Fahrrad fahren - so wie früher.
Kann ich überhaupt noch Fahrrad fahren?? Auto fahren kann ich ja auch nicht
mehr!! Mir gehen in der Großstadt doch langsam meine mecklenburgischen
Kompetenzen verloren. Das schmerzt.
Wo war ich am glücklichsten? In der
Übersichtlichkeit. Wem mache ich was vor? Ich bin ein Landei.
Es gibt Leben
fernab des Trubels.