Donnerstag, 4. April 2013

Pinnwand des Grauens



Als Kranke hat man ja unglaublich viel Zeit, sich die selbige totzuschlagen. Oder sich von unnützen Aktivitäten benebeln zu lassen, so dass man sich schließlich selbst mehr tot als lebendig fühlt. So geschehen am heutigen Tag. In Ermangelung sinnvollerer Aufgaben habe ich mich stundenlang durch soziale Netzwerke bewegt. Und ich kann nur sagen: Danke für die Information!
 
 
 
 

 
 
                                              
 
 
Bedauerlicherweise teilen sich die Leute nicht nur auf ihren eigenen Seiten mit, sondern geben ihren Senf noch bei anderen zum Besten. So ist der Übergang vom sozialen zum asozialen Netzwerk fließend. Es ist ja in zu Allem und Jedem eine Meinung zu haben. Da wird kommentiert bis zum Erbrechen. Hirnlos. Sinnfrei. Entbehrlich. Manchmal weiß ich nicht, ob ich wirklich konsequent für Demokratie bin, solange noch kein Kraut gegen Dummheit gewachsen ist.


 
 



Mittwoch, 3. April 2013

Pfadfinder


Wandlung, Aufbruch, Alternative, Falschheit und Selbstkritik

Mal wieder krank. Nachdem ich festgestellt habe, dass ich Assi-TV im Moment nicht mal im Fieberwahn ertrage, ich mir keine Antworten auf wichtige Lebensfragen ergoogeln kann und selbst Klatschzeitungen mich dieses Mal desinteressieren, habe ich angefangen aufzuräumen. Denn, wie sagt mein Kalender so schön: Reinigung im Außen ist zugleich Reinigung im Innen. Und die hab ich wieder dringend nötig. Neben dem Brett vorm Kopf, welches ja in Krankheitsphasen nicht so ganz unüblich ist, bin ich auch sonst völlig asynchron mit meinem Tag, wenn nicht sogar Leben. Auch das nichts Neues.

Da drängte sich mir das Wahrsage-Set, das ich beim Aufräumen fand, geradezu auf.  Man klammert sich ja an jeden Strohhalm. Bisher eher nicht, denn gleich als ich es geschenkt bekommen habe, verschwand das Set im Schrank. Aber nun? Schaden kann es wohl kaum! Na ja, vielleicht aber doch: Immerhin ist mir aus meinem nahen Umfeld eine Person bekannt, die sich dreißig Jahre lang geweigert hat, sich scheiden zu lassen, weil eine Wahrsagerin ihr erzählte: Der Mann kommt zurück! – Was bis heute ausgeblieben ist und im Grundsatz immer unwahrscheinlicher wird, da man sich über dreißig Jahre lang mit Prozessen zermürbt. Die Nerven liegen blank. Meine auch.

Völlig inkompetent in Bezug auf das Kartenlegen studierte ich erst einmal die Anleitung. Ist ja einfach! Zunächst muss sich eine Frage überlegt werden, allerdings keine, die lediglich mit Ja oder Nein zu beantworten ist. Ein Leichtes! Fragen habe ich genug! Den Kartenstapel gut durchgemischt, sind dann fünf Karten zu wählen, die mit dem Deckblatt nach oben zeigen und in einer bestimmten Reihenfolge  in das kleine Kreuz gelegt werden. Nach und nach werden die gezogenen Karten dann umgedreht. Karte Eins stünde für das, was die betreffende Person gerade kennzeichnet, also mich. Was hab ich gezogen? WANDLUNG. Karte Zwei würde Auskunft darüber geben, welche Aspekte gedanklich gerade vorherrschen. Und ich so: AUFBRUCH. Karte Drei sei als Verdrängungskarte zu bezeichnen und weise auf Aspekte hin, die ich nicht sehe oder wahrhaben wolle. ALTERNATIVE. Karte Vier gebe darüber Auskunft, warum die Situation so ist, wie sie zurzeit ist. Antwort: FALSCHHEIT. Karte Fünf orakelt, wie sich die Situation unter den gegebenen Umständen wohl entwickeln werde. Und hier ein großes Fragezeichen: SELBSTKRITIK. Enttäuschung. Selbstkritik ist für mich nicht annähernd die Antwort auf meine Fragen. Oder soll das heißen, dass ich keine Fragen hätte, wenn ich selbstkritischer wäre? Noch selbstkritischer werden, würde als nächsten logischen Schritt Suizid bedeuten. Also, das lassen wir mal lieber. Aber kein Wahrsage-Set ohne Deutungstext und dieser klärt auf: Manchmal versuchen wir, uns selbst klein zu halten, trauen uns bestimmte Dinge nicht zu (...). Oder aber das genaue Gegenteil ist der Fall, nämlich die Selbstüberschätzung oder Fehleinschätzung von Risiken. (...)  Wohl eher Ersteres.

Was hat es gebracht? Letztendlich machen die Karten nur das deutlich, was ohnehin schon in einem schlummert und womit man sich bereits auseinandergesetzt hat. Sie liefern Stichworte, die auf Interpretation warten, keine Antworten. Das Leben bleibt das, was ich draus mache.

PS: Vielleicht ignoriere ich die Alternativen, die mir geboten werden, wirklich: Zwei Menschen klingelten gerade bei mir und wollten über den richtigen Pfad sprechen. Gott wird es richten, ALLES. Ich lehnte dankend ab, was sie bedauerten. Auf dem Auge will ich weiter blind bleiben. Ich habe nichts dagegen, denn mein Pfad ist das nicht.