Sonntag, 11. August 2013

Blaues Wunder


Für eine Zugfahrt kaufte ich mir vor einigen Tagen ein Buch von der - so die Welt am Sonntag - "Spezialistin für den schlauen Frauenroman". Was soll ich sagen? Da ist es wohl schlecht um die Frauen bestellt oder die Definition von schlau hat sich verändert. "Eine köstliche Komödie über die Suche nach dem Glück.", so wie die Mitarbeiter der Cosmopolitan behaupteten, habe ich jedenfalls nicht gefunden. Liegt da vielleicht eine Verwechslung vor?

Ich bin nun auf Seite 150 und es ging noch um überhaupt nichts anderes, als um die Unzufriedenheit der weiblichen Hauptfigur mit den eigenen körperlichen Unzulänglichkeiten und die (dämlichen und erniedrigenden) Versuche diese zu beheben. Das alles natürlich mit der Hilfe eines schwulen besten Freundes. Und alle sind der Überzeugung, dass das Liebesglück im Allgemeinen vom Aussehen abhängt. So wird alles unternommen, um dem Auserwählten hinterher zu hecheln und ihn zurück zu erobern, wobei anzumerken ist, dass die mit ihm geführte Beziehung, wenn man sie denn überhaupt so nennen darf, ganze zwei Wochen Bestand hatte, die Hauptfigur aber so leidet, als hätte sie eine 80jährige Ehe zu verarbeiten und sich in einem nicht nachvollziehbaren Liebeskummer suhlt. Nebenbei geht sie einem Beruf nach, der zwar unspektakulär klingt, aber - gemessen an ihren im Buch getätigten Ausgaben - unglaublich viel Geld einbringen muss. Sollte ich auch anfangen in einem Reisebüro zu arbeiten? Von mehr als einer Nebentätigkeit kann man im Übrigen wirklich nicht ausgehen, denn obwohl sie vollzeitbeschäftigt ist, verbringt die Frau die meiste Zeit des Arbeitstages damit, in ihrem Selbstmitleid zu ersaufen, wenn sie nicht gerade Sekt trinkt.

Und als ich gedacht habe, dass es eigentlich nicht mehr schlimmer kommen kann, gebar eine Bekannte der Hauptfigur ein Kind, das sie auf den Namen Claire taufte. Erst in der Kirche bei der Taufe sei dann aufgefallen, dass das Baby die Last des vollständigen Namens Claire Grube trage. Ja, nee, ist klar. Als ich 8 Jahre alt war, ist mir Claire Grube auch schon mal begegnet - genau wie ihre Freunde Axel Schweiß und Mario Arner. So ein Schwachsinn.

Frauen, die solche Bücher geil finden, stehen auch auf George Clooney und Leonardo DiCaprio - Männer, die offensichtlich beziehungsunfähig sind und über die sie sich dann einbilden, sie würden sich eines Tages für immer fest binden, wenn sie erst die Richtige gefunden haben - in den meisten Fällen natürlich die Einbildende. Das sind Bücher für Frauen, die als Kind schon Prinzessin werden wollten, schöne Kleider begehrten und mit der Glaskugel spielten - und heute noch auf den Prinzen warten, der all ihre Probleme löst.

In meiner Kindheit wurde mir eingetrichtert, wie wertvoll Bücher seien und dass man diese auf gar keinen Fall wegschmeißt. Ich denke, nun - in der Generation Casting und Gehirnverlust - hätte auch meine Oma nichts dagegen, wenn ich die nichtssagende Pubertätsgeschichte einer 32jährigen im Klo herunterspüle.