Samstag, 20. Februar 2016

Ein Schluck Käse



Wie ich hier so sitze und einen Schluck Käse, na gut, ist Kaffee, aus Muddis Muttis Katzentasse trinke, stellt sich mir ernsthaft die Frage, wie ich kulinarisch als Kind in diesem Haushalt überleben konnte. Bei Mutti ist alles abgelaufen, analog oder aus Glutamat. War das schon immer so? Und fand ich das normal? Vor allem: Hat es mir geschmeckt?? Irgendwie ekelt es mich heute vor den meisten Sachen. Und dann mache ich was ganz Unvorstellbares: Ich esse trotz Hunger lieber gar nichts oder nur ganz wenig. Also, irrsinniges Verhalten, völlig wider meiner Natur.
Aber das ist auch nichts Neues. Ernährungsexperimente sind offenbar meine Lebensaufgabe - der geneigte Leser und Verfolger dürfte es bereits wissen. Da fällt mir ein, mit 13 oder 14 habe ich mich lediglich von Toast und Gurke ernährt. Nun gut, weniger Muttis Schuld als die der Ärzte, weil wir (meine Freundin und ich) es als Fans für nur konsequent und richtig hielten Vegetarier zu werden, weil es Farin Urlaub auch war oder sein sollte. Und damals hatten wir oder man im Allgemeinen einfach keine Vorstellung davon, was Vegetarier so essen könnten, außer Toast und Gurke. Nebenbei haben wir dann viel geraucht und gesoffen. Wegen der Gesundheit war's wohl also nicht. Aber wahrscheinlich wegen der Tiere. Jedenfalls behaupteten wir das damals... und nagten weiter morgens, mittags und abends am Toast mit Gurke. War wohl wegen Farin, wegen unserer Diätbemühungen und vielleicht auch die Spannung, wer zuerst hinschmeißt und ein Viech isst. (Übrigens: Gewonnen.)
Viecher sind zwar nach wie vor nicht mein Ding, aber mein Nahrungsspektrum ist doch wieder etwas umfassender als Toast und Gurke. Neulich wollte ich die Haferflocken, für die sich mein Kind in keiner Variante erwärmen konnte, mal richtig ordentlich verwursten und das Waffelrezept auf der Packung ausprobieren. Total Natur, total ökologisch wertvoll und ohne Gift. Ich hätte gleich stutzig werden müssen: Gesunde Waffeln? Da kann irgendwas nicht stimmen. Und es stimmte hinten und vorne nicht. Total misslungen. Der Teig war vielleicht ökologisch wertvoll, aber ungenießbar bzw. in einem Aggregatzustand, der sich durch das Aufbacken kaum oder gar nicht veränderte. Sabsch statt Waffeln. Ich hab's dreimal versucht, geprüft, verbessert. Nix.
 

 

So komme ich nicht umhin, festzustellen, dass ich kulinarisch überlebt habe, weil Muttis Waffeln (und andere Gerichte) vielleicht vor Zucker und ganz bösen Zutaten strotz(t)en, nichts für Besseresser, Besserwisser, Genussverweigerer oder andere Essgestörte sind - dafür aber immer gelingen und Spaß machen und vor allem sind sie ESSbar und halten den Motor am Laufen. Während meine Waffeln (und auch zahlreiche bisherige andere Kochversuche wertvoller Art) der Mülleimer gegessen hat und selbst dem sind sie schlecht bekommen.
Ich glaub, ich geh nochmal in die Küche und hol mir so einen Schluck Käse. Schadet vielleicht doch nicht. Immerhin schon ein paar Jahrzehnte geschafft.

PS: Und bei genauerer Betrachtung sahen doch auch die Waffeln aus wie ein Schluck Käse...

Mittwoch, 17. Februar 2016

Büäh!!!!!!



Es ist so weit. Es ist passiert. Die Erzieherin aus der Krippe hat angerufen... Büäh!! Mein Baby wird erwachsen! Wir sind zum Gespräch eingeladen, um die Eingewöhnung zu besprechen.
Ich frage mich, ob ich die Zeit bestmöglich genutzt habe. Kinderlos bildet man sich ja gern ein, dass Elternzeit heißt, Zeit haben. Was habe ich mir nicht alles vorgenommen? Geschafft habe ich davon überhaupt nichts.
Zum Beispiel meine berufliche Umorientierung. Dass das Baby immer an erster Stelle kommt, ist ja klar. Ich hatte nur nicht erwartet, dass die erste Stelle raumfüllend sein würde und kein Platz für andere Räume lässt. Vielleicht wird hier die bedauerliche Abwesenheit von Omas und Opas vor Ort besonders deutlich - gepaart mit finanziellen Mitteln, die für Babysitter nicht ausreichen. Kurzum: Ich hätte die Umorientierung nicht mal geschafft, wenn sie vor mir auf dem Wohnzimmerboden gelegen hätte. Da liegen ja auch so viele andere Dinge, die ich nicht geschafft habe... wegzuräumen, aufzusaugen, wegzuwischen. Habe neulich gerade auf einer Karte gelesen: Der Abwasch kann warten, das Leben nicht. Würde sagen, ich halte mich konsequent dran. In meinem Leben muss total viel los sein.
Erschreckenderweise habe ich heute festgestellt, dass ich grob geschätzt in letzter Zeit – und die letzte Zeit besteht aus mindestens einem halben Jahr - ungefähr 8 Stunden (nicht am Stück) ohne Baby verbracht habe und selbst in der Zeit Nützlichkeitsdinge, also Erledigungen, für die Familie tätigte. Es ist mir ein Rätsel, wie ich als Mutter berufstätig sein soll. Ich schaff es ja nicht mal, in Ruhe aufs Klo zu gehen. Und nun, steht sie bald bevor, die Wiederaufnahme der Arbeit, welche es auch immer sein wird. Ich bin auch erstaunt, wie man vom totalen Strukturmenschen, der alles im Griff hat, zur desorientierten Chaosqueen werden kann. Das ist aber was, das ich in dieser Zeit geschafft habe.

Samstag, 13. Februar 2016

In diesem Laden kaufe ich nichts



Ich weiß nicht, womit Sie die letzten Tage verbracht haben, aber ich war damit beschäftigt, mich mit einem Online-Versandhändler zu streiten. Nicht, dass es ihn/sie/es gestört hätte. Aber, wo sind wir denn hier?
Es fing damit an, dass ich doch bitte meine Zahlungsinformation erneut eingeben solle, da dies ja die erste Bestellung an gewünschte Adresse ist. Weder das eine noch das andere ist korrekt. Ich bin seitdem ich bei diesem Versandhandel angemeldet gewesen bin weder umgezogen oder hab mir Waren an den Nordpol liefern lassen noch sehe ich ein, dass mir die Zahlart vorgeschrieben wird. Nachdem ich ungefähr viermal aus den drei eingeblendeten Adressen, die im Übrigen alle identisch waren, die Lieferadresse ausgewählt habe, sollte ich nun doch endlich meine Kreditkartennummer eingeben. Nein, danke. Ich möchte dieses Mal nicht mit Kreditkarte zahlen. Bankeinzug wäre okay. Ja, sogar auf Rechnung - trotz Extragebühr und der Frechheit, dass man überhaupt gar keine ordentliche Rechnung mehr bekommt. Geht alles nicht. Sofort nach dem Absenden der Bestellung bekam ich haufenweise Mails, dass ein Problem vorliegt. Es würde nur die Zahlung mit Kreditkarte angenommen. Es müsse doch schließlich sichergestellt werden, dass es sich um die autorisierte Nutzung meines Kontos handelt. Nach der ungefähr 158. Bestellung bei diesem Verein! Ja, nee, ist klar. Also, schon aus Prinzip möchte ich dann barzahlen.
Liebe Muddi, wenn Sie keine Kreditkarte haben, die Waren aber dennoch haben möchten, beantragen Sie doch unsere Kreditkarte. Da gibt es auch ein Startguthaben. Da bezahlen Sie am Ende fast gar nix. Und, wenn Sie dann noch Angaben zu Ihren Kindern, Ihrem Ehemann und/oder Ihrer sexuellen Orientierung machen, müssen Sie sich nur noch bei jeder zweiten Bestellung als Besteller identifizieren und dürfen die gleiche stickige Luft atmen wie unsere unterbezahlten Angestellten.
Also, bitte! Dass ich 158 Mal Komplettversand angeklickt habe und trotzdem 1000 Teillieferungen erhalten habe, ja, damit konnte ich gerade noch so leben, auch, wenn der Paketbote natürlich immer dann klingelt, wenn das Baby gerade eingeschlafen ist. Aber jetzt hab ich irgendwie die Schnauze voll und wollt meinen Account löschen. Tja, als wenn das so einfach wäre... Das muss man beantragen. Nun gut, auch das. Ich kotzte mich so richtig schön aus, warum - wieso - weshalb. Dem Versandriesen war das herzlich egal. Ich bekam ein Standardschreiben, ein Dreizeiler. Da war ich nochmal so richtig enttäuscht. In diesem Laden kaufe ich nichts. Schon aus Prinzip.
Irgendwie ist der Kunde der Arsch geworden. Ich gebe zu, dass es Kunden gibt, die sich auch so verhalten. Aber seit wann lassen wir uns denn gefallen, dass ein Einkauf an erpresserische Bedingungen geknüpft ist? Nur mit Kreditkarte. Wenn Du keine hast, dann musst Du wohl unsere beantragen. Bitte machen Sie die erforderlichen Angaben zu Ihrem Ehemann. Ja, hab ich denn einen?? Sie haben vergessen, Ihre Telefonnummer anzugeben. Wozu brauchen die meine Telefonnummer? Das ist völlig entbehrlich und steht in überhaupt keinem Verhältnis zum eigentlich Geschäft. Damit wir Ihnen auf Ihre Person abgestimmte Angebote machen können. Fragt mich keiner, ob ich die überhaupt will?? Wahrscheinlich sind die genauso auf meine Person abgestimmt, wie die Angebote im Gesichtsbuch. Hier wird offensichtlich angenommen, dass ich dringend auf Partnersuche bin. Ich glaube nicht, aber Singles aus meiner Nähe werden mir trotzdem ständig angezeigt. Ich frag mich immer wieder, durch welche Angaben ich den Eindruck erwecke, an Teuer-Geld-Partnerbörsen interessiert zu sein. Als Frau, die eher auf den Typ 'ungemachtes Bett' steht, bin ich von elitären Partnersuchenden angewidert, nicht angesprochen. So wenig, wie ich es im Moment vom Online-Versandhandel bin. #dagegen

Mittwoch, 10. Februar 2016

Das Märchen von der Vereinbarkeit von Beruf und Familie



Kaum hatte ich gestern den Beitrag abgesetzt, erhielt ich auch schon einen Anruf. Die Arbeit rief. Man wolle mir mitteilen, dass ich am 2. und 3. Tag nach meiner Rückkehr voll arbeiten müsse. Das sei eine Anweisung von ganz oben. Im Änderungsvertrag sei - trotz meiner vereinbarten Teilzeit - ja festgelegt, dass diese aufgrund wichtiger Anlässe entfallen kann. Das würde ich doch irgendwie hinkriegen, oder...!?
Heute - noch vor dem Frühstück - der nächste Anruf. Ich wäre gestern so komisch gewesen. Das Gespräch war noch keine 30 Sekunden alt, da wurde ich schon wieder dezent darauf hingewiesen, dass das mit den zwei Tagen nicht verhandelbar sei, sondern eine Pflicht, die ich nicht umgehen könne.
Ich glaube, bevor ich kündige, schraube ich gleich am ersten Morgen die Tafel am Eingang ab, die darauf hinweist, was für ein familienfreundliches Unternehmen wir sind.

Dienstag, 9. Februar 2016

Ausstand statt Einstand



Ich habe es mir schon mal ausgerechnet. Bei einer Kündigungsfrist von 6 Wochen zum Quartalsende muss ich genau an meinem ersten Arbeitstag nach der Elternzeit kündigen. Und, was soll ich sagen? Gefällt mir.
So ein Sabbatjahr, das wär's, bildete ich mir immer ein. Danach wäre alles besser und anders, eine Leichtigkeit, ich frisch, erholt und voller Erkenntnisse. Tja, Letzteres trifft sogar zu und damit leider auch die Erkenntnis, dass trotz Sabbats nix besser ist. Der erste Arbeitstag rückt immer näher und damit vor allem das ganz starke Bauchgefühl, dass es auch der letzte sein sollte. Jahrelang habe ich gedacht, ich müsste mich selbst verbessern, damit alles besser wird. Nun weiß ich, ich hab mich geirrt. Ich bin schon eine ganz gute Version meiner selbst, aber an diesem Arbeitsplatz wird das nie genug sein.
Will ich für ein Unternehmen arbeiten, in dem eher noch ein dritter Schrank für die Fälle, die nicht abgearbeitet werden können, gekauft wird, um sie darin zu stapeln? Nein, danke.
Ich habe lange gebraucht, um herauszufinden, was nicht stimmt. Priorität hat ja jeweils, dass mit dem Mitarbeiter etwas nicht stimmt, also mit mir. Immer soll man sich selbst verbessern, damit nur niemand die Firma verbessert. Lücken im System? Gibt es nicht - jedenfalls so lange, wie es noch genug Arschkriecher und Bücklinge gibt, die Lücken mit letzter eigener Kraft verschließen. Ich will mir nicht mehr einreden lassen, dass ich nicht qualifiziert bin, sollte ich dazu nicht bereit sein. Und ich bin grundsätzlich zu vielem bereit. Aber u.a. nicht mehr dazu, dabei zuzusehen, wie Führungspositionen besetzt und Probleme ausgesessen werden, wie Schleimerei als Qualifikation verstanden wird.
Und der Vorwurf, man sei doch gerade im sozialen Bereich nicht berechtigt die Arbeit liegen zu lassen, die man nicht schafft... Ethisch ist das vielleicht dem Hilfebedürftigen gegenüber korrekt, aber dem Arbeiter gegenüber ist es das ALLERLETZTE (gerade, wenn der Chef o.g. Schrank anschafft, aber nach unten tritt und Druck macht)!!! Ich will mir nicht vorwerfen lassen, ich würde nicht an die Menschen denken, für die wir etwas tun müssen. Im Gegenteil. Ich denke vor allem an die Menschen, mit denen wir zu tun haben. Denen ist nicht geholfen, wenn mir keiner hilft, den Job ordentlich und sinnhaft zu machen. Es ist schon erstaunlich, wie gerade in sozialen Berufen die Menschen untereinander exorbitant asozial handeln.
Ich bin dann mal weg.