Donnerstag, 31. Dezember 2015

Und tschüss… 2015


Ich bin mir nicht sicher, ob ich froh bin, dich los zu sein, oder traurig, dass du gehst.

 

2015 sind Dinge passiert, die mir nie wieder passieren werden. Die einzigartig sind. Mein Baby wurde geboren. Das hübscheste, schlaueste und beste Baby der Welt. Versteht sich ja von selbst. Ein Baby, das es geschafft hat, dass Opas durch halb Europa fliegen, ihren ersten Flug im Leben machen, um es zu bewundern. Mein Vater hat mich noch nie besucht, 35 Jahre lang nicht. Opa war da.

Jeden Morgen geht die Sonne auf, wenn ich in das Bettchen schaue und sie geht erst unter, wenn wir das Baby schlafend wieder hineinlegen. Und selbst dann ist Sonne im Herzen; es macht Purzelbäume, wenn ich nur an mein kleines Schwrobbelchen denke.

 

2015 sind Dinge passiert, die hoffentlich nie wieder passieren werden. Krisen, Staatspleiten, Flüchtlingsdramen, Kriege, Terroranschläge, die Wiederentdeckung von Diktaturen mitten in Europa, der spürbare Klimawandel mit Frühling im Winter, halbherzige Versuche die Welt zu retten und gleichzeitig neue Atomkraftwerke zu bauen, Autos zu manipulieren. Menschen, die sich nicht einschränken wollen, um ihre Lebensqualität beizubehalten, aber noch nicht verstanden haben, dass durch ihren Lebensstil langfristig überhaupt kein Leben mehr möglich ist. Nach uns die Sintflut.

 

Und, was passiert mit dem Baby?

 

Ich bin mir nicht sicher, ob ich mehr Angst vor all dem habe oder ob die Wut gewinnt. Wut gegen die Dummheit, Trägheit – dieses Nichtstun, dieses Diskutieren und Verhandeln, ohne auch nur eine Konsequenz aus all den Katastrophen zu ziehen. Als hätte man ewig Zeit. Dabei ist die längst abgelaufen und kaum jemand versucht hinterherzulaufen. Und da kotzt du mich an 2015.

Mittwoch, 16. Dezember 2015

Das Ende von Etwas


Vielleicht ist es Weihnachten, vielleicht insgesamt die Tatsache, dass sich wieder ein Jahr dem Ende zuneigt. Bilanz ziehen. Gute Vorsätze. Alles muss besser werden.

In diesem Jahr ist so viel passiert, dass ich vollends damit beschäftigt bin, es in meinem Kopf zu ordnen. Ich bin noch nicht bereit für das neue Jahr. Ich habe noch nicht alle 2015-Akten in die entsprechenden Gehirnarchivregionen abgelegt. Und bei all dem Sortieren, Entrümpeln, Vorbereiten, ist mir aufgefallen, dass manche Dinge zu Ende gehen, ohne dass man aktiv auf PAPIERKORB gedrückt hat, aber irgendwie sind sie doch da gelandet. Na ja, nicht im Papierkorb, aber einfach im Archiv, ganz weit hinten.

Man stellt fest, dass man das Ende von etwas ganz Großem verschlafen hat. Wie konnte das passieren? Und obwohl ganz viel Staub drauf liegt, tut es ganz doll weh. Es wäre nicht auszuhalten, ohne Staub, ohne Abstand.

Aus den Augen, aus dem Sinn, heißt es. Aber auch: Wo ein Wille ist, ist ein Weg. Haben wir einfach nicht gewollt? Oder sind wir doch mit der Zeit blind geworden? Oder erwachsen?

Erst haben wir es immer geschafft, uns irgendwie irgendwo zu treffen. Nun klappt es nicht mal mehr, wenn ich in derselben Stadt bin. Vom visuellen Direktkontakt zur Emailfreundschaft, wobei selbst die erhebliche Mängel aufweist.

Manchmal denke ich, ich war immer mehr auf die Freundschaft angewiesen als sie, immer mehr bemüht alles am Laufen zu halten.

Wenn es nicht läuft, fängt man an, aufzurechnen. Was macht sie, was ich? Bringt gar nichts, außer der Feststellung, dass es eine erhebliche Schieflage gibt. Ist da schon der Fehler? Aber ganz unterm Strich ist es mir eigentlich auch egal, denn wir teilen ETWAS, das andere nie hatten. Selbst, wenn das Ende von Etwas uns jetzt erwischt hat, schmälert das in keiner Weise das, was wir hatten und im Herzen immer haben werden.

Weißt ja, wie es ist... die Arbeit... die Kinder... das Geld... die Entfernung...

Und irgendwann sind es nicht nur zwei voneinander getrennte Wohnorte, sondern auch die Leben, die Lichtjahre voneinander entfernt sind.

So sind aus besten Freundinnen Bekannte geworden. So teilen wir nur noch Erinnerungen. Nicht mehr. Aber auch nicht weniger.

Montag, 30. November 2015

Wen wundert’s


Wenn man sich darüber wundert, dass die Person, die in der letzten Sendung noch die lesbische Freundin war, nun der kleine Bruder ist, dann hat man wahrscheinlich zu viel RTL II geguckt. Aber da darf einen ja eigentlich gar nichts wundern.

Dienstag, 10. November 2015

Reklame



Dumm und Dümmer

Auch, wenn ich mich wiederhole*: Ich glaube nicht an Schwarmintelligenz. Schwarmintelligenz setzt ja voraus, dass es genügend intelligente Menschen gibt, die sich bei Gelegenheit zu einem Schwarm zusammenfinden, um Etwas, das es Wert ist, gut zu finden und zu unterstützen. Aber; um mal wieder eines meiner Lieblingszitate zu bemühen: "Die meisten Menschen sind ja auch dumm..." - und daher kaum in der Lage qualitativ hochwertige Beiträge zu finden, geschweige denn zu verstehen. Ist das der Grund dafür, dass sich Scheiße so unglaublich gut verbreitet und gesellschaftlich etabliert?? Die bloße Entstehung eines Schwarmes zeugt nicht von Intelligenz - wie aktuelle gesellschaftspolitische Entwicklungen zeigen oder die Followerzahl von irgendwelchen It-Girls bei Instagram beweisen.
Es kann ja nicht schlecht sein, wenn es so viele Leute gut finden oder dabei mitmachen! Ich sage: Und ob!
Wo ist denn die Intelligenz der Leute, die in diesen Tagen zu Tausenden ausschwärmen, um unmenschlich zu sein? Schon Oma wusste, gegen Dummheit ist kein Kraut gewachsen und: Dumme Menschen sind gefährlich! (Sorry, noch ‘ne Wiederholung…) Man kann daher ja wohl kaum den Dummbratzen glauben, selbst wenn der Schwarm immer größer wird. Sie irren sich!!
Vielleicht verhält es sich in der Gesellschaft wie mit der Gruppenarbeit in der Schule. Das Maximale in der Gruppenarbeit ist ja oft nur ein kleiner gemeinsamer Nenner, auf den man sich einigen kann oder den der Schreihals der Gruppe durchsetzt, obwohl er keine Ahnung hat, aber sich selbst gern reden hört.
Jeder sollte sich die Frage stellen, ob es legitim ist, seine Ruhe haben zu wollen und DIE mal machen zu lassen - in der Gesellschaft wie in der Schule. Klar, mit Idioten spreche ich nicht. Müßig sie durch Argumente zu erreichen, gar unmöglich. Aber eine Entschuldigung den Schwarm nicht zu stoppen?
Letztlich ist der Mensch auch nur ein Säugetier und die Natur ist nicht schmusig, so wie wir es uns gern einreden. Nicht Kuscheln und Wellness, sondern fressen oder gefressen werden. Ist es vielleicht auch zu viel erwartet, dass Tiere sich besser beherrschen und kultivierter, durchdachter benehmen?
Ich bewundere den Dalai Lama. Nach all dem, was ihm und seinem Volk widerfahren ist, glaubt er an ein gutes Ende für sich und die Tibeter. Und das obwohl die Menschheit immer bekloppter wird und nach meinem subjektiven Empfinden auch nichts dazulernt.
Das ist Glaube. Etwas, das ich unterwegs verloren habe, den Glauben an die Menschheit. Ich möchte gern glauben.
Doch in meiner Welt erbrüllen sich die Dummen eine Plattform während die Klugen nochmal darüber nachdenken. Und das führt mich zu der Frage, ob nicht der Klügste auch richtig dumm ist.
 
 

Mittwoch, 7. Oktober 2015

Angst und Schrecken


Es flutscht irgendwie nicht. In Anbetracht der weltpolitischen Lage mag es mir einfach nicht gelingen, mich über Banalitäten zu beklagen. Ich fühle mich nicht legitimiert, etwas Schnödes zu verbreiten.

Vor ein paar Wochen dachte ich noch, ich hätte Probleme: Alle technischen Geräte kaputt, Ebbe auf dem Konto und Orientierungslosigkeit im alltäglichen Leben. Und dann fingen Leute an, sich über tote Kinder im Mittelmeer zu freuen. Ich habe im Videotext nur von dem Bild des kleinen Jungen gelesen und brach schon fast in Tränen aus. In den Abendnachrichten habe ich es dann gesehen und auch, wie Polizisten in Ungarn auf eine hochschwangere Frau einprügelten. Da war es aus.

Solche Bilder zeigen ganz deutlich das Versagen der Menschheit, also auch mein Versagen. Ich habe mich noch nie so wenig von Nutzen gefühlt, noch nie so wenig hilfreich. Früher wollte ich immer unbedingt für die UN arbeiten. Für das Kinderhilfswerk oder die Flüchtlingshilfe. Im Moment habe ich nicht das Gefühl, dass irgendwer da was tut, das sinnvoll ist. Machen die was, außer auf sich aufmerksam? Was bringt es denn, wenn Hollywoodmiezen armen Flüchtlingskindern mal über den Kopf tätscheln? Weltfrieden? Und, wo ist die EU? Irgendwie fühlt sich da keiner mehr zugehörig, wenn er nicht kriegt, was er will. Und keiner will Flüchtlinge.

Mein Problem ist es, dass ich immer die Probleme der ganzen Welt lösen will. Sofort. Allein. Dabei komme ich nicht mal gegen die vor Ort an.

Meine Freundesliste schrumpft stetig. Das macht mich traurig. Nicht, weil ich viele Facebook-Freunde brauche - wer nie beliebt war, muss sich zum Glück nicht bemühen, beliebt zu bleiben - sondern die Ursache des Schwundes betrübt mich.

In einem Dorf, in dem ich früher auch mal wohnen musste, sollen Flüchtlinge in der Mehrzweckhalle einquartiert werden. Das Dorf steht Kopf. Ein Dorf, in dem ich noch die Neue war, als ich nach 5 Jahren wieder wegzog, und in dem es noch kein Mensch mit Migrationshintergrund dauerhaft schaffte, sich niederzulassen.

Es war mir nie peinlich aus dem Osten zu kommen. Ich hatte immer Heimweh nach Mecklenburg.

Im Moment schäme ich mich und Mecklenburg hat es mir noch nie so einfach gemacht, es nicht zu vermissen. Menschenfeinde gibt es auch in Hamburg. Als ich in die Wohnung einzog, musste ich Propaganda-Aufkleber in der Kammer abkratzen, aber gefühlt bilden sie hier keine Wand, gegen die man nicht ankommen kann. Eine Wand von Dummheit. Da beklagen sich Leute nach der Einwohnerversammlung in dem Dorf auf Facebook darüber, dass sie kein "Özdemir" als Bundeskanzler haben wollen. "Deutschland wird sich währen." Und es wird schon mal angekündigt, dass er/sie weiß, wo bei der nächsten Präsidentenwahl das Kreuz gemacht wird.

Ich meine, wo soll man denn da anfangen? Über jeden Herrn Özdemir könnte sich dieses Dorf freuen. Vielleicht bietet Herr Özdemir den Kommentatoren auch ein wenig Nachhilfe in Deutsch und Politik an, für Leute, die sich "währen" wollen und glauben, dass wir hier einen Präsidenten direkt wählen, für alle Herren und Frauen KOTZlowski oder wie solche Menschen so heißen, die vom Familiennamen ausgehend schon mindestens Urgermanen sind.

Ich persönlich habe ausschließlich Angst vor Dummheit. Vor Menschen, die aus Dummheit Kriege führen und dafür sorgen, dass Millionen Zuflucht suchen - ja, in Kauf nehmen, ihre Kinder auf dieser Flucht sterben zu sehen oder selbst zu sterben - und vor den dummen Menschen unter uns, die Propaganda-Internetseiten betreiben, vor Teilern, vor Brandstiftern, vor Steinewerfern, vor Leuten, die in Berliner S-Bahnen Kinder mit Migrationshintergrund bepinkeln und vor allem vor Leuten, die dabei zugucken und denen, die (innerlich) applaudieren. Vor denen, die lange bevor ein Flüchtling von weitem zu sehen ist, all das machen, was sie diesem an kriminellen Handlungen unterstellen. Vor Menschen, die für Angst und Schrecken sorgen.

Und, dann gibt es noch die, die auf den ersten Blick und auch auf den zweiten nicht dumm sind, aber trotzdem unglaublich dumme Sachen sagen, aber argumentieren und den Anschein von Seriosität und Wissenschaftlichkeit erwecken. Durchaus logisch. Parteien, Gewerkschaften, Rechtsstaatsinstrumente, die die Gunst der Stunde nutzen, um Menschenfeindlichkeit im Rahmen der Meinungsfreiheit zu etablieren und gesellschaftsfähig zu machen. Gefährlich und mit nicht weniger Angst und Schrecken.

Ich bin nicht blind und taub. Mir ist durchaus klar, dass mit der Einreise von hunderttausenden Flüchtlingen das Problem nicht behoben ist. In Deutschland fangen sie dann erst an, die Probleme. Aber es kann keine Lösung sein, sich abzuschotten, unmenschlich zu sein, Aufnahme und Hilfe zu verweigern. Ich glaube sogar, viele Chancen werden vertan, um Flüchtlinge besser ankommen zu lassen und zu integrieren, weil die Regierung und ihre Behörden schwerfällig, langsam sind.

Ich weigere mich einfach zu glauben, dass die Mehrheit der Menschen in diesem Land in Angst und Schrecken leben will. Die Frage ist, in was für einer Welt - oder zumindest in was für einem Land - jeder einzelne von uns leben möchte. Ich gehe davon aus, in einem Land ohne Angst und Schrecken. Dann ist die Antwort ganz einfach: Uns gegen die Menschen zu stellen, die genau das verbreiten.

Dienstag, 29. September 2015

Mein dunkles Geheimnis


Ich habe ein ganz dunkles Geheimnis, aber heute mache ich reinen Tisch. Ich bin ein Wirtschaftsflüchtling, von besorgten Bürgern auch Wohlstandsflüchtling genannt. Ich bin vor Jahren – perfide getarnt als Muttersprachler – in Hamburg eingereist. Und außer Heimweh hatte ich nichts. Nicht mal ein schlechtes Gewissen.

Also, bin ich ein Flüchtling von der ganz schlimmen Sorte. Obwohl man in meinem Bundesland weder Krieg führt noch an Armut stirbt und es damit als sicheres Herkunftsland gilt, habe ich es verlassen. Ich wollte irgendwie ein anderes Leben – und total überzogen und egoistisch – mehr Auswahl bei der Arbeitsplatzsuche und auch mal ein bisschen Geld verdienen.

Ganz in diesem Sinne nahm ich den Hamburgern erstmal einen Studienplatz weg und später dann auch einen Arbeitsplatz. Damit nicht genug. Ich habe auch nicht einfach nur studiert. Ich habe ihr BAföG genommen und ihnen anschließend nur die Hälfte zurückbezahlt! Schmarotzer!

Und, wenn es mal nicht so läuft in Hamburg, wie ich es mir vorstelle, meckere ich rum. Man hat ja so seine Ansprüche.

Und, all das kann ich noch toppen: Denn ich habe mich nebenbei vermehrt. Ja, noch mehr von der Sorte. Denn ja, oft bringen wir Flüchtlinge unseren ganzen Eierstock mit oder kriegen vor Ort am laufenden Band Kinder.

Ich wohne auch nicht mehr in meiner ersten Absteige, in der mich eine Freundin beherbergt hat. Ich habe ganz frech nach der schönen Wohnung gegriffen, kaum, dass sie auf den Markt geworfen wurde.

Nach all dem darf ich doch nur noch meine Abschiebung erwarten.

Donnerstag, 10. September 2015

Pädagogisch wertvoll


Gespräch beim Arbeitsamt, was vermutlich gar nicht mehr so heißt, aber egal... Rein in den Beruf und Wiedereinstieg und so. Wir sind da die Richtigen. Aber flexibel sollten Sie schon sein. Was sind Sie denn von Beruf?

Bereits beim Zweitgenannten fällt sie ihr ins Wort. 

Also, in meine Suchmaske passt hier nur ein Begriff und beileibe (...dass es dieses Wort noch gibt?!), die Ausbildung ist ja wohl schon ‘ne Weile her... Nehmen wir mal das Erste. Wird gerade sowieso wie Sau gesucht. Haben Sie gute Chancen.

Als sie (beileibe) einwerfen möchte, dass auch diese Ausbildung schon LANGE her ist und eher Interesse besteht, sich als Tagesmutter selbstständig zu machen, weil das gerade am besten zu ihrer Lebenssituation passt: Vereinbarkeit von Beruf und Familie und so... 

Ja, dann sind Sie hier aber ganz falsch. Da müssen Sie woanders hin. (Wo genau weiß sie jetzt auch nicht.) Rufen Sie doch mal beim Bezirksamt an.

Tja, und dann sitzt sie im Bezirksamt und die freundliche Beraterin in Tagesmutterangelegenheiten möchte ihr ans Herz legen, dass sie - sollte Interesse an der Tätigkeit als Tagesmutter bestehen - erst noch eine Art Ausbildung machen muss. Das ist Vorschrift. Dass sie bereits Erzieherin ist, beeindruckt nicht. Auch nicht das Studium der Sozialpädagogik. Und auch nicht, dass sie den Kurs wahrscheinlich abhalten könnte. Wenn Sie einen Quereinstieg in den pädagogischen Bereich anstreben, dann sind die Chancen in der Ganztagsschule ganz gut. Da sei man für die Nachmittagsaufbewahrung immer auf der Suche nach Honorarkräften. Sei ja auch ‘ne wichtige Aufgabe. Könnte sie sich ja nochmal überlegen.
 
Hä? Wie jetzt, Quereinstieg??

Ach so, stimmt ja, Sie sind ausgebildet. Entschuldigung, die meisten, die hier herkommen, sind artfremd. Dennoch müsste sie sich schon zertifizieren lassen, wenn das als Tagesmutter was werden soll.

Irritiert verlässt sie das Amt. Fragen über Fragen. Komisch, als Politikerin kann man von heute auf morgen vom Arbeits- ins Familien- und von da ins Verteidigungsministerium wechseln und das obwohl man Ärztin ist und höchstwahrscheinlich ohne Zertifikat. Sie würde einfach nur gern in einem Beruf arbeiten, den sie schon erlernt hat. Nix Quereinstieg, nix Honorar, nix artfremd. Keine OP am offenen Herzen! Einfach pädagogisch wertvolle Kinderbetreuung, die angeblich doch dringend gebraucht wird UND sie wäre so flexibel Finanzeinbußen in Kauf zu nehmen. Aber: Die, die Flexibilität wollen, erkennen sie nicht.

Blind. Taub. Schwerfälliges Behördenmonster. Pädagogisch wertvoll.

Ich persönlich mache drei Kreuze, dass mein Arbeitsplatz auf mich wartet. Muss er auch noch, denn meine o.g. potentielle Betreuungsperson hat sich umorientiert und tagesmuttertechnisch aufgegeben.

Dienstag, 25. August 2015

Durch Regen zum Segen


Falls Sie vorhin aus dem Fenster geschaut haben und sich fragten, ob die Frau mit dem Kinderwagen noch ganz dicht ist, bei strömendem Regen ihre Runden zu drehen: Ich kann Sie beruhigen. Alles war ganz dicht, das Kind friedlich schlummernd und die Frau hat das einfach mal gebraucht. Gewitter reinigt die Luft und Regen macht den Kopf frei. So lief ich, mein ganzes Glück vor mir her schiebend und das Unglück auf den Schultern lastend und im Kopf kreisend, Meter um Meter. Der Regen auf die Schutzfolie prasselnd.

Gestern Abend im Bett hatte ich auf einmal so etwas wie einen Panikanfall. Meine Oma soll ja extrem dement (und das nach meinen Berechnungen in einem vermutlich nicht ganz so hohen Alter) gewesen sein. Was ist, wenn ich zu denen gehöre, die bereits mit Anfang 60 dement werden? Dann hätte ich nicht einmal so lange Zeit, wie ich jetzt schon alt bin, die ich bei Bewusstsein mit meinem Baby verbringen kann. Und Zeit, die noch bleibt, um mein Leben zu leben. Die Erkenntnis: Die Lebenszeit ist begrenzt. Und manchmal kommt man eher an die Grenze, als einem lieb ist.

Ich habe 2 Schul- und 3 Berufsabschlüsse sowie einen Studienabschluss. Nichts davon hat mich glücklich gemacht. Vielleicht hat es mich ernährt.

"Man darf nie zufrieden sein!", ermahnte mich ein Lehrer in der 7. Klasse. Heute habe ich das Gefühl, das ist der dümmste und mit der schlimmste Satz, den ich je gehört hab. Er ist falsch. Früher hab ich das geglaubt und mich fast geschämt, dass ich doch wirklich zufrieden war. Heute weiß ich, dass es nie genug ist. Effektiv, optimiert, verbessert. Lebenslaufbewusst. Und damit man nicht auf dumme (eigene) Gedanken kommt, studiert man nochmal neben dem Beruf. Der Aufstieg oder das Ziel, das man glaubt erreichen zu müssen und aus der Ferne noch das große Glück verspricht, das ist eine Mogelpackung und nur als Zwischenstation konzipiert. Immer werden Mängel suggeriert. Man soll dabei bleiben. Denn es muss mehr werden. Man darf ja nie zufrieden sein. Das Gras ist auf der anderen Seite noch grüner. Der Geldberg beim Konkurrenten noch größer. Eine Falle, weil wir in einer Gesellschaft leben, in der wir den Wert des Menschen an seinem (beruflichen) Erfolg messen. Und, wer möchte denn nicht wertgeschätzt werden? Jeder Mensch braucht Bedeutung für andere.

Ich hab's mir überlegt. Ich bin nicht wirtschaftlich. Es bedeutet mir nichts. Ich will mir erlauben zufrieden zu sein, denn diese Art zu denken und zu planen hat mich meines bisherigen Lebens beraubt. Ich bin nirgendwo angekommen.

Es ist ja - wie alles im Leben - eine Entscheidung. Brauche ich eine eigene Immobilie? Will ich noch mehr Abschlüsse für eine ohnehin nicht eintretende Zukunft machen? Sollte ich Geld ansparen, für eine möglicherweise nicht stattfindende Rentenzeit? NEE!

Und, Entschuldigung: Auch, wenn es jetzt das Niveau des Beitrages versaut, möchte ich doch aus einem meiner Lieblingslieder in der Pubertät zitieren: ICH WILL EUER LEBEN NICHT. ICH WILL EUER SCHEIß LEBEN NICHT! (Basis)

Ah – durchatmen - besser.

Dienstag, 18. August 2015

Fuck clean eating

 


Vielleicht ist es einfacher, mich vom Gesichtsbuch abzumelden, als ständig alle zu löschen, die mir auf den Sack gehen. Shitstorm hin oder her. Asoziale, Rassisten, geistige Tiefflieger – man muss langsam ernsthaft überlegen, wen man so kennt. Haben mich letzte Woche noch alle Asozialen angekotzt, sind es in dieser Woche die Leute, deren Welt sich nur um das Essen dreht. Propagiert eure Intoleranz und Essstörung woanders man! Macht euch locker. Euer Optimierungswahn nervt!

Es gibt Menschen, die posten jede verdammte Mahlzeit und nichts davon hört sich lecker an. Die strengen sich ihr ganzes Leben an, gesund und korrekt zu essen und ganz unterm Strich begucken die sich das Gras, das sie heute essen, auch nur von unten - mit dem Unterschied, dass sie bis dahin jeder Sünde entsagten. Wobei es ohnehin noch fraglich ist, ob die eine oder andere Essensfreude überhaupt Sünde sein kann.

Das sind Menschen, die können nicht mal ein ordentliches Fußbad nehmen, ohne pädagogisch wertvoll sein zu wollen. Nee, die mixen sich da noch ein Kraut rein, das entschlackt und heilt und nebenbei die Welt rettet, von dem ich noch nie was gehört hab und ich auch keine Vorstellung habe, wo man sowas auftreibt. Und kurz vor dem Schlafengehen wird nochmal gepostet, was man sich schon Schönes für den nächsten Tag geklöppelt hat: Das Essen fürs Büro. Ein Narr, der glaubt, dass das in der Tupperdose befördert wird. Nein, auch das Behältnis ist korrekt.

Es ist ja nicht so, dass ich derlei Selbstversuchen kurzzeitig nicht auch mal erlegen wäre, doch wo bleibt denn hier der Spaß an der Freude??

Ja, ja, die Lebensfreude kommt beim Joggen, denn selbstverständlich belebt Sport. Damit das auch jeder glaubt, gibt es davon Bilder UND den Verlauf der Joggingstrecke gepostet. Anschließend ein Smoothie.

Klar, wahrscheinlich alles purer Neid, weil ich so talentfrei in der Küche bin und ohne Rezept gar nichts geht. Ich wiederhole: GAR NICHTS! Bei der Verkostung meines Eistees neulich wäre ich fast verstorben, denn der schmeckte irgendwie giftig und nicht annähernd so, wie er in meiner Vorstellung gelang. In der machte ich schon meine eigene Eisteebar auf. Noch so ein Problem von mir: Ich weiß einfach nicht, was ich werden soll, wenn ich groß bin, weil ich nicht begreife, dass nicht alles, was mich interessiert nicht gleichsam eine Begabung dafür bedeutet und darüber hinaus als Beruf auch nicht zwangsläufig attraktiv sein muss. Ts.

Macht, was ihr wollt!! Ich geh jetzt Pommes essen!

 

Freitag, 14. August 2015

Einfach


Entschuldigung, aber der Hund hat meinen letzten Beitrag gefressen. Meine kleine Schwester hat meinen Post zerrissen. Meine Mutter hat ihren Kaffee darüber geschüttet. Mmh. Es hat geregnet und ich hatte die falschen Schuhe an. Da war eine Wand.

Was gab es denn noch so, früher, als man lieber Skateboard oder Rollschuh fuhr oder in den See sprang, anstatt seine Hausaufgaben zu machen??

Die Wahrheit hat doch niemand gesagt. Dabei ist es so einfach, nachvollziehbar und auch berechtigt:

 

ICH HATTE EINFACH BESSERES ZU TUN!

 

Ja, ja, da kommen dann die ganzen Miesmacher und Lebenslaufbewussten... Aus dir - FAULPELZ (!) - wird gar nichts. Ja, vielleicht ist aus mir nichts Großes geworden - je nachdem, was man als groß definiert - aber ich hatte Besseres zu tun. Ich habe gute Momente gesammelt. Ich war. Ich bin. Einfach ich. Einfach sein.
 

 

 
 

Montag, 27. Juli 2015

Als Freundin entfernen


Es gibt im Leben drei Dinge, die mir große Angst machen: Fußpilz, Krankheit insgesamt und Dummheit. Schon meine Oma wusste, gegen Dummheit ist kein Kraut gewachsen. Wovor ich allerdings keine Angst habe, ist, meine ohnehin minimale Freundschaftsliste im Gesichtsbuch noch weiter zu minimieren. Wenn man sein ganzes Leben lang uncool war, ist man als Gegenleistung wenigstens relativ frei und kaum darauf angewiesen, sich bei anderen anzubiedern und einzuschleimen. Ja, ich weiß, es ist wahnsinnig in und notwendig zu allem Rückmeldung zu erhalten und Kommentare zu sammeln, sich auseinander zu setzen. Aber ich sage: Mut zur Lücke und like mich am Arsch, denn da halte ich es wie Deichkind.

Und so komme ich auch schon zu Dir, meine liebe Martina. Du kannst mich am Arsch liken. Schon, wenn ich auf der Startseite im Gesichtsbuch sehe, was Du wieder mitzuteilen hast, möchte ich daran keinen Anteil nehmen. Ich weiß nicht, wie oft ich jetzt bereits total dämliche Bilder und Statements über die Griechenlandkrise und über Flüchtlinge ansehen bzw. lesen musste. Und bescheuerte Aufrufe an die Bundeskanzlerin, die stets mit der Frage enden, wer Dir denn Geld gibt. Nun, wie ich Deinen zahlreichen Posts entnehmen kann, wohl der Staat, von dem Du so gar nichts hältst. Du weißt schon, die "(...) scheiß Beamten von der Behörde...", die "...nur wissen, dass man existiert, wenn sie was von einem wollen..." Du warst damals in der Grundschule schon nicht die Hellste, aber immer mit Herz und Verstand dabei. Leider ist Dir das abhandengekommen und so möchte ich, dass auch Du mir aus der Liste abhanden kommst.

Es liegt mir fern grundsätzlich über weniger schlaue Mitmenschen abzulästern. Es ist auch nicht mein Anliegen, Menschen, denen das Lernen schwer fällt, zu diskriminieren. Ich meine die Dummheit, die sich auf einfache vorgefertigte Meinungen stützt und blind und taub - insgesamt unzugänglich - für Aufklärung ist, nur weil man sich an dem Gefühl ergötzt, jemand noch Ärmeren gefunden zu haben, auf den man einprügeln kann, einfach um sich selbst mal besser zu fühlen.

Du bist eine arme Wurst, Martina. Und wenn Du mal die Ohrenstöpsel rausnimmst und Dir den Dreck von der Brille kratzt, dann weißt Du es auch.

Mittwoch, 22. Juli 2015

Lautlos glücklich


Mein Trostpreis für die bedauerliche Unfähigkeit thematischen Vorgaben - adäquat der Leserschaft und den damit verbundenen Ansprüchen und Erwartungen - entsprechen zu können:

 

 

 

Was mich nicht davon abhielt, es trotzdem zu versuchen:

 

 

 

Es war eine Teletextgeschichte gefragt, in der die Worte SCHATZ, FERNBEDIENUNG und LAUTLOS vorkommen. Es wurde mit der Veröffentlichung gelockt. Was soll ich sagen? Videotext für alle, nur nicht für mich.

Donnerstag, 16. Juli 2015

Miteinander


Es ist ja immer mal wieder up to date über Zivilcourage zu sprechen, aber eigentlich frage ich mich, ist Zivilcourage nicht schon zu viel verlangt, denn es gibt ja nicht mal bzw. kaum noch ein (rücksichtsvolles) Miteinander?! Irgendwie ist kaum etwas zivil und schon gar nichts couragiert. Vielleicht bin ich auch nur Opfer meiner Hormone und besonders empfindlich, aber irgendwie vergeht mir dann doch das Lachen, wenn ich abends im vollbesetzten Bus von einem Jugendlichen angeschrien werde, der breitbeinig über zwei Sitzplätze hängt und mich ankeift: Warten Sie mal. Warten Sie mal. Den Platz jedenfalls hab ich nicht bekommen, denn der war für seine Mieze reserviert. Menschen streiten sich bzw. konkurrieren mit einer offensichtlich Schwangeren um einen Platz im Bus, drängeln ohne Rücksicht auf Verluste. Da wird schon mal der Ellenbogen ausgefahren - wo ich Busfahren im Moment eh nicht vertrage und ich gestern fast jemanden bekotzt hätte, der so stank wie die schlimmste Wohnung, die ich beruflich mal betreten musste. Mmh, eigentlich hätte er es verdient.

Aber nicht nur in Bus oder Bahn, nein, auch davor: Neulich in Wandsbek hat mich an der Bushaltestelle auf dem Gehweg ein Mitte-Sechzigjähriger mit dem Fahrrad fast umgenietet und mich dann noch vorwurfsvoll gefragt: Wie kann man denn so doof sein? Die Frage kann ich nur zurückgeben!

Dabei hat sich nichts geändert. Hamburg ist nicht schwangerenunfreundlich, es ist insgesamt wohl eher menschenunfreundlich, denn all das ist mir früher auch schon passiert. Aber, wenn man zerbrechliche Fracht ist bzw. trägt, dann reagiert man nicht so abgefuckt wie normal. Und normal ist, dass selbst Omas dich mit ihrer Handtasche verprügeln, um den Platz zu kriegen, den sie wollen.

Auch sonst war ich immer diejenige, die im Baumarkt von anderen angerempelt und  über die dann noch verständnislos mit dem Kopf geschüttelt wird. Vielleicht muss ich auch abgefuckter werden und mein Schild von der Stirn nehmen (Mit mir kann man es ja machen! Selbstverständlich weiche ich Ihnen aus!), wenn mir mal wieder eine Wand aus Fußgängern entgegen kommt und mir A) entweder den Weg abschneidet oder B) ganz selbstverständlich davon ausgeht, dass ich auf die Straße ausweiche.

Letzte Woche im Supermarkt, in dem ohnehin nicht mal Platz ist, um seine Einkäufe einzupacken, fiel mir mein Portemonnaie runter und das Kleingeld rollte nur so überall durch die Gegend. Was soll ich sagen? 1. konnte ich vor Bauch kaum den Boden erreichen, um alles wieder aufzuheben, und 2. sind meine Hände so angeschwollen, dass ich das auf dem Boden liegende Geld eigentlich kaum greifen konnte, und 3. war ich mal so total angekotzt, weil alle Menschen auch nur angekotzt waren, dass sie nicht an mir vorbeikommen, weil ich offensichtlich einfach nur dämlich bin und den Verkehr aufhalte. Wie schlecht die Leute drauf sind! Unglaublich!

Und, warum wundere ich mich eigentlich über den Paketmann, der gerade bei uns geklingelt hat? Viermal stürmisch. Beim ersten Mal dachte ich noch, ich hätte den Türöffner nicht richtig betätigt, beim zweiten Mal gab es da schon Zweifel, aber beim dritten und vierten Mal kam mir die Sache doch komisch vor und ich ging runter an die Haustür. Er komme auf keinen Fall mit dem Paket hoch. Das sei ihm zu schwer. Er warf es von seiner Sackkarre ab, verlangte meine Unterschrift und verschwand. Da stand ich nun.

Eine Freundin, bei der ich mich gerade ausheulen wollte, verstand mein Problem nicht so recht. Warum rege ich mich so auf? Sei nun mal so. Vielleicht rege ich mich auf, weil es so ist und ich ohne dicken Bauch immer diejenige bin, die anderen den Platz freimacht. Und, ich rege mich auf, weil ich nicht will, dass es so bleibt. Zivilcourage... wäre ja nett, aber ich wäre schon zufrieden, wenn wir insgesamt netter wären.

Samstag, 11. Juli 2015

Vom Strand zurück...


...und wieder in bester Mecker-, äh, Feststelllaune. Es kribbelt in den Fingern, etwas in die Tasten zu hauen. Ja, ich muss sagen, ich habe SOOOOOOO RICHTIG Lust das längste Selbstgespräch der Welt noch länger zu gestalten. Ein Jahr Nichtstun - wir Künstler (hüstel) nennen es gern KREATIVE PAUSE - nun ja, es reicht, und so richtig kreativ ist Nestbau und die Aufzucht von Jungsäugern ja auch nicht. Die Idee hatten vor mir schon zahlreiche andere Menschen, ja, Millionen, Milliarden. Da tobt manch einer sich gern bei der Namensgebung aus - wobei... Neulich im Wartezimmer beim Kinderarzt hießen ALLE Kinder Spatzi. Jede Wette, dass Spatzi der Vorname des Jahres 2015 wird!!

Wir werden sehen, ob ich mich der Stilldemenz ergeben muss und sich vor Langeweile jemand übergibt oder ob die Meinung, nach der keiner gefragt hat, wieder sprudelt. I'll be back*.

 

 

* Aber wie ich hörte, wünschen sich viele, er wäre weggeblieben, der Arnie. Mmh... Und verstoße ich mit diesem - na, nennen wir es mal - Comback nicht auch gegen meine eigenen Prinzipien, nachzulesen auch im Beitrag vom 10. November 2011?! Und, kurioserweise fällt mir da auch Madonna ein. Mit 13 habe ich in der BRAVO gelesen, sie wolle mit 40 aufhören. Ich war geradezu verzweifelt. Heute wünschte ich, sie hätte es getan. Denk mal drüber nach...