Sonntag, 15. September 2013

Morgen, ohne guten


Wie man es sich als neue Nachbarin gleich mal so richtig verscherzen kann, darin erprobt sich gerade die Frau, die über mir einziehen will. Aaaaahh. Der Sonntagmorgen jedenfalls stand ganz im Sinne der Schadensbehebung. Wie eigentlich schon die ganze letzte Woche.

Es fing damit an, dass ich irgendwann abends mal gesehen hab, dass hinter dem Fernseher eine Menge kleingerieselter Putz liegt. Ohne irgendeine Erklärung, wo der jetzt herkommt. Menschen mit meiner Anlage zum Kopfkino denken natürlich gleich an Monsterinsekten, die die Wand zersetzen oder ähnliches. Aber kein Surren oder Flügelschlag zu hören. An der Decke nichts zu sehen. Gut, weggewischt und erst mal ein paar Tage nichts.

Am Donnerstag war es wieder da, das Häufchen. Am Freitag stellte ich fest, dass es auch in der Küche eins gibt. Am Samstag stand im (ich nenn es mal...) Mehrzweckzimmer eine Pfütze. Als jemand, der beruflich mit psychisch kranken Menschen arbeitet, war mir da sonnenklar: Jetzt hab ich es auch, eine noch nicht näher definierte psychische Störung. Denn ohne jegliche sinnvolle Erklärung sehe ich Dinge, die nicht sein dürfen, nicht wahr sein können. Es beunruhigte mich, aber nicht so sehr, als dass ich nicht richtig gut und lang geschlafen hätte.

Doch als ich heute Morgen vom Bett auf das Sofa im Wohnzimmer wechseln wollte, da hörte ich es rieseln. Es kam aus der Decke, an der Stelle, wo die Heizungsrohre durchlaufen, und wäre es nur der Putzriesel gewesen, hätte ich mich wohl gefreut, aber diesmal kam auch noch so etwas wie eine graue Brühe raus. Nicht viel, aber genug, um mich anzukotzen. Daraufhin sah ich mich gezwungen, mich anzuziehen, was ich sonntags eigentlich nicht vor dem Mittag tue, und mich der neuen Nachbarin vorzustellen. Geöffnet hat allerdings ein junger Mann, offensichtlich zur Renovierung der Butze angeheuert, der mir erklärte, dass es ihm sehr leid tue, aber man versuche, die Raufaser von den Wänden zu reißen und dafür wohl u.a. auch zu viel Wasser an die Wände gespritzt hat. Er werde sich jetzt vorsehen. Das will ich ihm raten! In Anbetracht meiner zahlreichen Neurosen ist ein Zustand, in dem es möglich ist, dass jederzeit wieder etwas herunterrieseln oder tropfen kann, nicht lange auszuhalten und könnte doch noch dazu führen, dass ich die schwere psychische Störung auspräge, die ich die letzten Tage bei mir schon vermutet habe.