Wie man es sich als neue Nachbarin gleich mal so
richtig verscherzen kann, darin erprobt sich gerade die Frau, die über mir
einziehen will. Aaaaahh. Der Sonntagmorgen jedenfalls stand ganz im Sinne der
Schadensbehebung. Wie eigentlich schon die ganze letzte Woche.
Es fing damit an, dass ich irgendwann abends mal
gesehen hab, dass hinter dem Fernseher eine Menge kleingerieselter Putz liegt.
Ohne irgendeine Erklärung, wo der jetzt herkommt. Menschen mit meiner Anlage
zum Kopfkino denken natürlich gleich an Monsterinsekten, die die Wand zersetzen
oder ähnliches. Aber kein Surren oder Flügelschlag zu hören. An der Decke
nichts zu sehen. Gut, weggewischt und erst mal ein paar Tage nichts.
Am Donnerstag war es wieder da, das Häufchen. Am
Freitag stellte ich fest, dass es auch in der Küche eins gibt. Am Samstag stand
im (ich nenn es mal...) Mehrzweckzimmer eine Pfütze. Als jemand, der beruflich
mit psychisch kranken Menschen arbeitet, war mir da sonnenklar: Jetzt hab ich
es auch, eine noch nicht näher definierte psychische Störung. Denn ohne
jegliche sinnvolle Erklärung sehe ich Dinge, die nicht sein dürfen, nicht wahr
sein können. Es beunruhigte mich, aber nicht so sehr, als dass ich nicht
richtig gut und lang geschlafen hätte.
Doch als ich heute Morgen vom Bett auf das Sofa im
Wohnzimmer wechseln wollte, da hörte ich es rieseln. Es kam aus der Decke, an
der Stelle, wo die Heizungsrohre durchlaufen, und wäre es nur der Putzriesel
gewesen, hätte ich mich wohl gefreut, aber diesmal kam auch noch so etwas wie
eine graue Brühe raus. Nicht viel, aber genug, um mich anzukotzen. Daraufhin sah
ich mich gezwungen, mich anzuziehen, was ich sonntags eigentlich nicht vor dem
Mittag tue, und mich der neuen Nachbarin vorzustellen. Geöffnet hat allerdings
ein junger Mann, offensichtlich zur Renovierung der Butze angeheuert, der mir
erklärte, dass es ihm sehr leid tue, aber man versuche, die Raufaser von den
Wänden zu reißen und dafür wohl u.a. auch zu viel Wasser an die Wände gespritzt
hat. Er werde sich jetzt vorsehen. Das will ich ihm raten! In Anbetracht meiner
zahlreichen Neurosen ist ein Zustand, in dem es möglich ist, dass jederzeit wieder
etwas herunterrieseln oder tropfen kann, nicht lange auszuhalten und könnte
doch noch dazu führen, dass ich die schwere psychische Störung auspräge, die
ich die letzten Tage bei mir schon vermutet habe.