Samstag, 22. Dezember 2018

Gegrincht - Eine Weihnachtsbilanz



Na ja, aus der Kreuzfahrt wird nix, doch es ist wohl nicht vermessen, mir zu wünschen, dass es wenigstens nicht wieder SOOO wird…

Gegrincht
Eine Weihnachts-Bilanz
(Repost/27.12.2017/facebook.com/flachlandpiratin)

In weiser Voraussicht hatte ich mir extra schon Freitag frei genommen, um Klarschiff zu machen. Was soll ich sagen? Ich hätte mal den Donnerstag schon dazu nehmen sollen... Seit ich Mutter bin, gehöre ich bedauerlicherweise nicht mehr zu den Menschen, die von sich und ihrer Wohnung behaupten können: Also, bei uns ist es zumindest immer so ordentlich und sauber, dass immer jemand klingeln und zu Besuch kommen könnte. Mmh, bei mir gibt es Tage, an denen ich mich sogar fürchte, dass der Paketbote klingelt und ich die Tür auch nur einen Spaltbreit öffnen muss. Mensch, was war ich früher ordentlich, penibel, fast schon zwanghaft sauber! Ein Zustand, den ich mir ab und zu wünsche, aber die nächsten zwanzig Jahre wahrscheinlich nicht erreichen werde. Aber zumindest konnte ich durch den Urlaubstag einen Zustand erreichen, der es mir guten Gewissens erlauben würde, Besuch an Heiligabend zu empfangen. Dachte ich.
"Oh, Gott, wie sieht denn der Balkon aus?" Hallo???! Ich habe Tag und Nacht geschuftet, damit es hier drinnen sooooo aussieht.
"Und, wie grau du geworden bist." Ja, Entschuldigung!? Ich freu mich auch, dich zu sehen! Ich bin vor lauter Geputzte und Gekoche (für dich, euch und uns) nicht zur Retusche gekommen, geschweige denn dazu einen Friseur aufzusuchen.
Erste Erkenntnis: Weihnachten ist irgendwie nur so schön, wie es einem die eigene Anverwandtschaft gönnt - oder hängt im wesentlichen auch vom Glühweinvorrat ab, den man angelegt hat. (In diesem Fall zu wenig.)
Nicht, dass es damit genug war... "Wenn ich das hier so sehe, ist das auch keine Lösung. Eine richtige Küche ist das ja nicht."
"Eure Türen quietschen. Das ist ja furchtbar. Ihr müsst die mal ölen! Oder kauft euch Silikonspray. Damit hab ich unsere Fenster sogar wieder hingekriegt!"
"Hier hört man ja WIRKLICH alles von den Nachbarn! Das Menschen so leben können...."
Wer sind diese Menschen noch gleich? Und, warum sind sie dieses Jahr bei mir?! Ach, ja, stimmt! Weil ich bedauerlicherweise nicht nur beruflich sozialpädagogisch unterwegs bin, sondern auch im Privaten für alles Verständnis aufbringe, betreue, berate, unterstütze, zuhöre, verstehe. Für ALLES?! Ich kündige!!!!
Mir lag es auf der Zunge, als mir - noch bevor man unter die frisch bezogene Decke kroch ("Hast du nicht was dünneres? Da weiß ich jetzt schon, dass ich heute Nacht schwitzen werde wie ein Schwein!") - mitgeteilt wurde: "Also, spätestens morgen um 10:00 Uhr will ich hier weg sein. Das hab ich auch schon zu Ilse gesagt!" NA, DANN FAHR DOCH!
Weitere Erkenntnis: Wir können unmöglich verwandt sein!
Und: Ab sofort tun mir manche Verwandten nicht so leid wie sie mich aufregen.
Aber am Wichtigsten: Mutti hatte Recht und es gibt Gründe, warum NIEMAND Tante Ilse will.
Die ist dann tatsächlich gleich nach dem Frühstück am 25. samt Anhang verschwunden. Doch nicht ohne ein Geschenk da zu lassen: Ihre fette Erkältung, die auf mein Kind übergesprungen ist.
Was soll ich sagen? Meine Weihnachtsblase ist geplatzt. Und, das nicht nur wegen Ilse und der Seuche... Spätestens am ersten Weihnachtsfeiertag, als ich in der S1 Richtung Flughafen saß, auf dem Weg genau zu diesem, um dort mein letztes Geld für Fertigfraß zur Ernährung meiner Familie über die Feiertage im Immer-offen-Supermarkt auszugeben, die wir ab dann eigentlich schon bei Freunden verbringen sollten... Ja, genau da brach ich in Tränen aus. Ilse, Weihnachtsgrippe und eine spontane Ausladung von Menschen, die ihrerseits von irgendwas befallen und bettlägerig geworden waren oder sind.
Und, nun kommt sie, DIE Erkenntnis: ICH WURDE GANZ EINDEUTIG GEGRINCHT!
Ich glaub, nächstes Jahr mach ich 'ne Kreuzfahrt.