Dienstag, 22. März 2016

Hast du Wattssabb?



Es ist wieder passiert. WAAAAAAAAaaaaass? Du hast gar kein WhatsApp?
Ja, wie können Menschen nur so leben? Also, ich finde: SUPER! Um WhatsApp zu haben, bräuchte ich ja erstmal ein Smartphone. Ja, und das habe ich ebenso wenig. Versteht auch niemand. Im Gegenteil: Wenn ich das kundtue, reagieren die Leute als hätte ich eine Infektion, die mindestens zum Aussterben der gesamten Weltbevölkerung führen wird. Manchmal frage ich mich selbst, wie ich den Weg zur Toilette finde, so ganz ohne Navigation. Und, von wegen Flachlandpiratin... Das ist überhaupt gar nicht mein Name, denn eigentlich heiße ich Ana Log oder Ann Plaggt.
Und, es kommt noch schlimmer: Ich wusste bis vor kurzem überhaupt gar nicht, was eine App ist und schon gar nicht was WhatsApp ist. Folgerichtig konnte ich die SMS meiner Schwester auch nur so lesen: Hast du Wattssabb?
Was soll das denn sein? Bestimmt wieder irgend so ein Schweinkram!
Und, nun fallen sie alle nacheinander um. Alle, die bisher noch auf meiner Seite waren - inklusive meiner Yogalehrerin (trotz Verstrahlung), meiner Mutter (ratlos: Du, was soll ich machen? Hier ploppt so eine Warnung auf?!) und meiner Kollegin (fast entschuldigend: Ist ja nur das alte von Harald..)
Ja, und dann sind sie nicht mal smart genug ihr Smartphone zu bedienen. Ich weiß nicht, wie viele halbe Nachrichten von unbekannten Nummern und komische Bilder ich in letzter Zeit bekommen hab. Ich danke euch für die Vierecke, die ihr mir regelmäßig schickt. Nein, ich hab immer noch kein Smartphone und ich finde auch nicht, dass es Zeit wird. Im Gegenteil: Bei manchen Menschen wünschte ich bereits, dass eine SMS zehn Euro kostet, damit ich nicht zugemüllt werde. Wo führt das hin, wenn die Menschen ungehindert Riesendatenmengen umsonst verschicken können? Ich behaupte mal: In jeder Hinsicht UMSONST!
Mit was für einen Scheiß müsste ich mich auseinandersetzen? Noch mehr Katzenbilder oder dämliche Sprüche. Und mal ehrlich: Wer mich nicht kontaktiert, weil ich nicht bei Wattssabb bin, der würde es auch sonst nicht machen. Das ist doch wie früher, wo es immer hieß: Wenn du ein Handy hättest... (und der Erfahrung nach füge ich hinzu:) ...Wär's auch egal.
Nennt mich Oma, aber ich steh einfach auf meine Ruhe oder alternativ auf visuellen Direktkontakt mit ganz echten Menschen.

Donnerstag, 17. März 2016

Ärztlicher Rat



Wenn ich mal drei Stunden für mich abzwacken könne, dann solle ich schwimmen und in die Sauna gehen. Das sei das Beste. Hat die Ärztin gesagt. Ich habe mir das ja wirklich zu Herzen genommen... und fuhr in die Innenstadt.
Ohne Anhang und To-do-Liste, ohne den Ansatz von Erledigungen oder Nützlichkeitsdingen. Einfach mal treiben lassen. Über den Rathausmarkt gehen, wenn noch keine Sau da ist, abgesehen von einem Polizisten, der vor dem Rathaus auf und ab geht. Wie geil ist das denn?? Die Luft, der nahende Frühling, die Frische am Morgen, das schönste Rathaus der Welt, an der Alster... und ich hab das alles (fast) für mich ganz allein. Wieso gehen, wenn ich tanzen kann? Ach, was sag ich: Fliegen!
Naturhigh nahm ich den 5er und fuhr zur Uni. Ganz wie früher. Einen Abstecher in den Copy Shop, ein Frühstück in der Mensa, einen völlig überteuerten kleinen Caffe Latte bei Balzac am Grindelhof. Und da war es: Es machte sich nach langer Zeit mal wieder so etwas wie Hoffnung und Optimismus breit. So richtig breit. So sah ich wahrscheinlich auch aus. Alle kamen mir total nett vor. Ich bin geheilt.
Ich brauche keine Pillen, keine Sauna und kein Schwimmbecken. Ich brauche Platz und Zeit und Frühlingsluft. Ich brauche die Uni, die Mensa und alles drum herum - einen Ort, der mir das Gefühl vermittelt, dass noch alles möglich ist, die Zukunft noch vor mir liegt, auch wenn ich gerade nicht weiß, wo ich wie am besten abbiegen soll. Hier ist's jedenfalls erst einmal ganz schön. Ich bin verliebt. Und gönn mir gleich nochmal mit dem 5er die Runde durch die Stadt.


Mittwoch, 9. März 2016

Aliens



Neulich bin ich auf die Seite einer bekannten Frauenzeitschrift gelangt, die auch ein Magazin für Mütter herausbringt und die online Bloggerinnen die Möglichkeit gibt, sich dort mit ihrem Blog zu registrieren, der sich thematisch mit Mutterschaft und allem drum herum befassen muss. Ich hatte mich registriert und erst später festgestellt: Irgendetwas stimmt da nicht.
Um noch deutlicher zu werden: Ich könnte kotzen!!! Das sind keine normalen Blogs von normalen Frauen. Da ist man zu Besuch bei der Rama-Frühstücksfamilie. Mindestens. Spielend alleinerziehend. Stylish Mom. Kuschel Wuschel. Familienglück. Niemals Tränen. Von Überforderung und Leben keine Spur. Ich habe eher das Gefühl, das sind die Heidi Klums der Blogs. Und, um da gleich mal anzuknüpfen: Ich habe heute (und auch sonst nie) leider kein Foto für Euch.
Denn ich habe richtige Probleme in einer richtigen Welt. Ich wohne in einer Wohnung, in der ich der Geschirrspüler bin, in der es im Bad keine Steckdose gibt, dafür aber überall in der Wohnung verteilt undichte Fenster. Ich suche seit Jahren eine neue - ohne Aussicht auf Erfolg, denn wir sind hier nicht beim Wunschkonzert, sondern in Hamburg. Mit dem Geld ist es eng, obwohl - oder gerade weil - die Elternzeit vorbei ist, denn ich habe ein bisher oft krankes Krippenkind, so dass ich meinen ohnehin nicht mit der Familie zu vereinbarenden Teilzeitarbeitsplatz samt arschigen Kollegen kaum zu Gesicht bekomme und mein Lohn hauptsächlich aus Lohnausfall besteht. Den hilfreichen Ehemann, eine verfügbare Oma oder Freunde haben andere bzw. hatte ich früher mal - bevor es anstrengend wurde.
Ich habe viele Ideen, das Leben zu verbessern, nur hält mich mein Leben momentan davon ab, sie umzusetzen. UND, WENN SCHON! Ich bin ein Mensch mit allem was dazu gehört und das darf kein Problem sein. Machen wir uns nichts vor!!! Macht mir nichts vor! Klar, es ist die ganz große Liebe, aber eben auch kein Ponyschlecken. Und genau darüber würde ich gern was lesen. Über richtige Menschen!

Donnerstag, 3. März 2016

Sicherheitshalber



Es nagt schon die ganze Woche an mir. Am Montagmorgen fuhr ich mit der S1 von Altona nach Barmbek. Dort angekommen, standen gleich vor der Tür zwei wahnsinnig wichtige Hochbahn-Sicherheits-Menschen, die man quasi umlaufen musste, um aus der S-Bahn zu gelangen. Wissendes Lächeln, sich breiter machen, als man ohnehin schon ist... Alle durften passieren, aber der Hinz-und-Kunzt-Verkäufer, der gleich nach mir ausstieg, wurde sofort abgefangen und aufgefordert, seinen Fahrschein vorzuzeigen. Sicherheitshalber hat man ihn umzingelt und andere Dorfdisko-Türsteher zur Hilfe geholt. Jeder weiß, wie gefährlich arme, vom Leben gebeutelte, Menschen sein können...
Ich habe das Gefühl, sowas passiert dauernd. Menschlichkeit ist bei den mir bisher begegneten Sicherheitsleuten nicht anzutreffen gewesen. Vielmehr hatte ich das Gefühl, dass sich der oder die jeweilig Agierenden so richtig wohl in seiner oder ihrer Haut gefühlt haben. Und ich komme nicht umhin, mehr und mehr davon auszugehen, dass das Menschen sind, die woanders zu kurz gekommen sind und sich nun freuen, auch mal was zu melden zu haben. Und sei es drum, noch Schwächere anzuscheißen oder schlecht (so richtig schön von oben herab) zu behandeln.
Auf der Seite der Hochbahnwache steht u.a.: "Der Mensch steht für uns immer im Mittelpunkt." Auch, dass es sich um "umfassend ausgebildete Mitarbeiter" handelt. Vielleicht sollte man den einen oder anderen Ausbildungsinhalt noch einmal überprüfen oder verbessern.