Sonntag, 15. Dezember 2013
Sonntag, 24. November 2013
Der Zahn der Zeit
Ich habe gestern die Glühweinsaison eröffnet und mir
eine Platte von einem wahrscheinlich nicht mal volljährigen Engländer gekauft,
der beatlesähnliche Musik macht. Offenbar bin ich alt. Warum? Ich favorisiere
Oma-Getränke, deren übermäßiger Konsum mir nicht mehr bekommt (heute wohl keine
feste Nahrung vor 18:00 Uhr) und kauf noch Platten und kenn die Beatles.
Schon neulich kam ich nicht umhin festzustellen, dass
Nachbarschaftsgeräusche mich mittlerweile nerven. Ich fing an Phantasien zu entwickeln,
die jeder Spießer im Kampf gegen die ungeliebten Nachbarn auffährt. Ich bin
auch noch uncool (geworden). Aber zu meiner Entschuldigung: Die hört keine
Musik, sondern Dr. Alban.
Und neben alt und uncool will ich peinlich nicht
auslassen: Die neue Platte läuft nun rauf und runter und ich gebe wieder
Küchenkonzerte und überlege mir, was ich werden könnte, wenn ich groß bin - bei
vollständiger Verdrängung, dass der Zug längst abgefahren ist. Aber nichts ist
belebender als die Vorstellung, dass noch alles möglich ist. So wehre ich mich
weiter gegen die Ernsthaftigkeit. Und die Peinlichkeit hält sich in Grenzen:
Mich sieht ja keiner.
Sonntag, 17. November 2013
Eine Runde Mitleid
Beim besten Willen kann sich da kein Funken Mitleid
einstellen, selbst wenn (oder gerade weil?) sich der Präsident eines nicht ganz
unbekannten Fußballklubs mittels sämtlicher Medien derart bemitleidet, heult,
sich als Opfer darstellt und sich öffentlich hingerichtet fühlt. Eine im
wahrsten Sinne des Wortes jämmerliche Berichterstattung. Geht's noch? Mir dabei
jedenfalls immer schlechter. Ich fühle mich verarscht, wenn jemand sich durch
eine Selbstanzeige vor der Strafverfolgung drücken will und dann weder versteht
noch einsehen kann, dass dies nicht das Mittel ist, sich reinzuwaschen, gerade
wenn der Eindruck entstanden ist, dass diese Anzeige nur erfolgt ist, weil die Person
ohnehin kurz davor war aufzufliegen und schnell noch ihren Arsch retten wollte.
Gut, ich steck da nicht drin und kenn nicht alle Fakten, doch angewidert bin
ich trotzdem. Vor allem, weil ich nicht verstehe, was der Mann zu jammern hat?!
Denn offensichtlich ist man in seinem Bundesland der Meinung, besonders auch in
seinem Fußballklub, dass er ein total super Vorbild ist und er Chef bleiben
darf. Ich würd mal sagen, der hat seine Schäfchen im Trockenen, wo man doch
hört, wie viel Unterstützung da von allen Seiten kommt - eine Unterstützung,
die sich so manch wirklich arme Supermarktverkäuferin nur erträumen kann,
nachdem sie dabei erwischt worden ist, zu Unrecht einen gefundenen Pfandbon im
Wert von ein paar Cent eingelöst zu haben.
Gleiches Recht für alle? Manche Menschen sind einfach
gleicher. Da ist die Grenze fließend, der Täter wird zum Opfer und aus Unrecht
wird Recht. Faire Prozesse? Die Verfolgung solcher Angelegenheiten ist das
Abbild unserer Gesellschaft: Die, die nichts haben, ständig für alles zahlen
und zur Rechenschaft gezogen werden, und auf der anderen Seite Geldsäcke, die
sich aus allem freikaufen können und in dieser Gewissheit handeln. Wenn das die
Pfeiler einer funktionierenden Gesellschaft sind, dann funktioniert diese
Gesellschaft offenbar nur für einen kleinen Teil ihrer Angehörigen. Es würde so
manchem nicht schaden, mal darüber nachzudenken, wie wertvoll denn sein eigener
Beitrag an diese Gesellschaft ist und dass nicht nur man selbst die
Gesellschaft ist, an die man Beiträge zahlt.
Justitia ist blind. Ich hoffe nicht so blind, als dass
sie nicht in der Lage ist, Unrecht von Recht zu unterscheiden. Und das werden
wir dann sehen.
Montag, 11. November 2013
Alle Jahre wieder
Ich dachte, ich hätte am Sonnabend die U-Bahn
in die Stadt genommen, doch es war wohl die Zeitmaschine. Wie sonst ließe sich
Folgendes erklären??!
The same procedure as last year? The same procedure as every year!
Ja, ich weiß, für diese Zitate ist es auch zu
früh, aber….
Donnerstag, 24. Oktober 2013
Am Rande der Belastbarkeit
Entschuldigung, aber hat Hamburg über Nacht seine
Einwohnerzahl verdoppelt??? Ich habe schon seit einiger Zeit das Gefühl, dass
es immer mehr Menschen werden, die sich in die Busse quetschen, die in immer
längeren Staus stehen, aber was mir heute Morgen an der U-Bahn passiert ist,
das hatte ich auch noch nie. Ich passte nicht mehr rein!! Und das, obwohl davor
nicht mal eine Bahn ausgefallen ist. Und um die Zeit kommen sie alle fünf
Minuten. Als ich dann endlich doch irgendwie zu meinem Fahrziel vorgedrungen
bin, sah ich hinüber zur Bushaltestelle und traute meinen Augen kaum. Da
standen schon wieder so viele Menschen, die konnten unmöglich in einen Bus
passen. Stehen wir kurz davor, die Stadt wegen Überfüllung zu schließen? Oder
löst sich das Problem zeitnah von selbst, denn ich habe das Gefühl, dass mit
der Zahl der Menschen auch die Aggression steigt?! Nachmittags im Bus stand ein
Mann kurz davor den Bus auseinanderzunehmen, so hat er sich aufgeregt, dass das
Gefährt nicht vorwärtskommt und auch er nur einen Stehplatz erwischt hat. Er
brüllte in sein Handy, dass er sofort aussteigen werde, dann treffe man sich
eben nicht, in seinem Urlaub habe er echt Besseres zu tun. Zu der verschreckten
Dame neben sich sagte er, um Entspannung bemüht: Keine Angst, ich lauf nicht
Amok oder so! Aber so ganz sicher war ich mir nicht, als ich kurze Zeit
darauf erleichtert, an meiner Haltestelle angekommen, aussteigen konnte. Bisher
haben sie in den Nachrichten noch nichts gesagt. Wollen wir das Beste hoffen.
Freitag, 18. Oktober 2013
Lass stecken!!!!!!!!
An jedem Arbeitsplatz gibt es mindestens eine
bedauernswerte Person. Wobei der Grat zwischen Bedauern und Verabscheuen schmal
ist. Ohnehin nervlich gerade kaum belastbar, tendiere ich bei unserer
Büroschlange gerade zu Letzterem.
Die Schlange in sich versucht sie gut zu verbergen,
denn vordergründig empfiehlt sie sich täglich aufs Neue als Mitarbeiterin des
Monats. Sie fehlt nie. Mir fehlt sie auch nicht, wenn sie doch mal fehlt, weil
Jahresurlaub einfach noch nicht abgeschafft wurde. Ich habe das Gefühl, da
arbeitet sie aber dran, denn immer wieder bringt sie Beweise, dass die Arbeit
ein Spaziergang ist. Für sie. Ungefragt übernimmt sie tausende Aufgaben. Ohne
sie würde der Laden zusammenbrechen. Versteht sich von selbst. Sie mischt sich
überall ein, insbesondere in Arbeitsfelder, für die sie gar nicht zuständig
ist. Wer will das so genau nehmen? Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Da
wird an fremde Schränke gegangen, auf Kollegenbildschirme geschielt und in
Akten geschnüffelt. Sie kann auch gut mit dem Chef. So berät man gern das ein
oder andere Mal hinter verschlossener Tür.
Es gibt Tage, da kommt auch sie nicht umhin, etwas zu
jammern, aber wenn dies ein anderer tut, dann wird er abgebügelt, denn eins ist
ja wohl klar: Hast du einen schwierigen Fall zu bearbeiten, dann hat sie gerade
noch einen viel schlimmeren auf dem Tisch liegen. Hattest du eine schwere
Kindheit, dann ist sie quasi im Vorhof der Hölle groß geworden. Sie muss jeden
Wettbewerb gewinnen, und manchmal bin ich irritiert, woraus man alles einen
Wettbewerb machen kann. Was muss dieser armen Frau denn wirklich passiert sein,
dass sie das braucht und mit Mitte fünfzig derart nach Aufmerksamkeit
schreit??? Immer Bewunderung benötigend und stets bemüht, andere dumm dastehen
zu lassen. Sie, die Belastbare, die einzig Funktionierende. Da bietet man gern
mal der krebskranken Kollegin, die unter der Arbeitslast ihres Schreibtisches
zusammenbricht, Hilfe an, um am nächsten Tag einer anderen zu erzählen, wie
luschig die Kranke ist, und dass sie den Anforderungen ja kaum gerecht werden
kann. Ja, wer ist nicht gern von Menschen umgeben, die aus vollem Herzen Hilfe
leisten?
Im Vertrauen sagt sie Dinge, um dir wiederum welche zu
entlocken, um diese dann bei Bedarf gegen dich zu verwenden und natürlich
anderen im Vertrauen zu erzählen - oft an die jeweilige Situation und den
Bedarf angepasst. So schnell kann keiner gucken, wie ihm das Wort im Munde
umgedreht wird. Und kommt man drei Sekunden nach ihr morgens bei der Arbeit an,
dann wird man schon mit Mahlzeit
begrüßt - als hätte man sich ausgeschlafen.
Dann passierte heute das Unglaubliche:
Sie machte einen Fehler! Sie, die Unfehlbare. Die Rechtfertigung war schnell gefunden,
nachdem zunächst aber intensiv geprüft wurde, ob ICH mich nicht irrte. Weil
nicht sein kann, was nicht sein darf!
Wer es so nötig hat, der hat gewonnen!!! Ja, du bist
die Beste, obwohl du die größten Hürden nehmen musstest. Ich bewundere dich!!
Denn wie kannst du es mit dir aushalten?? Wie anstrengend muss dieses Leben
sein?? Aber: Du gehst mir auf den Sack!!!!!
Meine Schwester sagte mal, sie habe eine Kollegin, die ihr weniger leidtue,
als dass sie sie aufrege. Jetzt weiß ich, wie sie das gemeint hat.
Thank
god, it's Friday...
Sonntag, 13. Oktober 2013
Sonstiges
Neulich fragte mich jemand, was für einen
Blog ich denn schreibe. Mmh. Wie soll ich das hier denn kategorisieren? Aus
Spaß an der Freude? For people who
like to connect with other people? Unnützes Wissen? Freizeitaktivitäten? Ist ja eher wie
mein Leben und lässt sich nicht beherrschen oder in eine Schublade pressen. Ich
kann von allem ein bisschen und nichts so richtig gut. Und will ich das
überhaupt? Nö! Fest steht, es ist ein
NonFood-AntiBastel-NichtMode-KeinPolitik-OhneWirtschaft-KaumReise-WenigGarten-Blog.
Bin ich auch hier wieder Sonstiges?
Aber das kann morgen schon wieder ganz anders
aussehen. Und vielleicht nutze ich meine sinnfreie Zeit dann fürs Werkeln und
kann kaum an mich halten, dies für mich zu behalten und pflastere diese Seite
nur so mit Anleitungen voll, wie man sein Heim dekoriert. Da kommt mal drauf
klar!
Oder ich bleibe weiter die Meinung, nach der
keiner gefragt hat! Sonstiges.
Montag, 30. September 2013
Tote Hose
Gerade hat sich die Finanzberaterin Inge beim
Radiosender meiner Wahl Die Toten Hosen gewünscht.
Wer hätte denn vor zwanzig Jahren darauf Wetten abgeschlossen? Und bedeutet dies,
dass bei den Toten Hosen nun auch tote Hose ist? Insgeheim habe ich ja schon
länger den Eindruck, dass sie - na ja, sagen wir mal - eher nach Pur klingeln als nach Punk. Der geht
jedenfalls nicht mehr ab, wovon ich mich eben dann auch noch einmal überzeugen
durfte, denn Inges Wunsch wurde erfüllt. Ist das jetzt gut oder schlecht? Der
normale Lauf der Dinge? Erwachsenwerden? Immerhin hätte ich - vor dem
Schlafzimmerspiegel meiner Mutter stehend und mit der Stopfnadel meine Ohren
durchbohrend - auch niemals gedacht, dass ich eines Tages regelmäßig morgens
(!) aufstehen würde und einer Erwerbsarbeit nachgehe und der einzige Protest
darin besteht, einmal im Jahr vor dem Schlafengehen das Zähneputzen zu
vergessen. Spaß macht das jedenfalls nicht. Genauso wenig wie das Lied, das ich
eben von den Hosen im Radio gehört habe.
Sonntag, 15. September 2013
Morgen, ohne guten
Wie man es sich als neue Nachbarin gleich mal so
richtig verscherzen kann, darin erprobt sich gerade die Frau, die über mir
einziehen will. Aaaaahh. Der Sonntagmorgen jedenfalls stand ganz im Sinne der
Schadensbehebung. Wie eigentlich schon die ganze letzte Woche.
Es fing damit an, dass ich irgendwann abends mal
gesehen hab, dass hinter dem Fernseher eine Menge kleingerieselter Putz liegt.
Ohne irgendeine Erklärung, wo der jetzt herkommt. Menschen mit meiner Anlage
zum Kopfkino denken natürlich gleich an Monsterinsekten, die die Wand zersetzen
oder ähnliches. Aber kein Surren oder Flügelschlag zu hören. An der Decke
nichts zu sehen. Gut, weggewischt und erst mal ein paar Tage nichts.
Am Donnerstag war es wieder da, das Häufchen. Am
Freitag stellte ich fest, dass es auch in der Küche eins gibt. Am Samstag stand
im (ich nenn es mal...) Mehrzweckzimmer eine Pfütze. Als jemand, der beruflich
mit psychisch kranken Menschen arbeitet, war mir da sonnenklar: Jetzt hab ich
es auch, eine noch nicht näher definierte psychische Störung. Denn ohne
jegliche sinnvolle Erklärung sehe ich Dinge, die nicht sein dürfen, nicht wahr
sein können. Es beunruhigte mich, aber nicht so sehr, als dass ich nicht
richtig gut und lang geschlafen hätte.
Doch als ich heute Morgen vom Bett auf das Sofa im
Wohnzimmer wechseln wollte, da hörte ich es rieseln. Es kam aus der Decke, an
der Stelle, wo die Heizungsrohre durchlaufen, und wäre es nur der Putzriesel
gewesen, hätte ich mich wohl gefreut, aber diesmal kam auch noch so etwas wie
eine graue Brühe raus. Nicht viel, aber genug, um mich anzukotzen. Daraufhin sah
ich mich gezwungen, mich anzuziehen, was ich sonntags eigentlich nicht vor dem
Mittag tue, und mich der neuen Nachbarin vorzustellen. Geöffnet hat allerdings
ein junger Mann, offensichtlich zur Renovierung der Butze angeheuert, der mir
erklärte, dass es ihm sehr leid tue, aber man versuche, die Raufaser von den
Wänden zu reißen und dafür wohl u.a. auch zu viel Wasser an die Wände gespritzt
hat. Er werde sich jetzt vorsehen. Das will ich ihm raten! In Anbetracht meiner
zahlreichen Neurosen ist ein Zustand, in dem es möglich ist, dass jederzeit wieder
etwas herunterrieseln oder tropfen kann, nicht lange auszuhalten und könnte
doch noch dazu führen, dass ich die schwere psychische Störung auspräge, die
ich die letzten Tage bei mir schon vermutet habe.
Samstag, 7. September 2013
Anti-Well
Heute Morgen fand ich ihn. Gesucht habe ich natürlich
etwas völlig anderes, nicht den Gutschein fürs Spa. Wenn ich ehrlich bin, habe
ich nicht mal eine konkrete Vorstellung, was ein Spa überhaupt sein soll. Ich
weiß auch nicht, was Menschen in einem Wellness-Urlaub machen. Das hört sich
immer ganz nett an, aber wenn ich es mir genau überlege, habe ich Angst davor,
dass man ständig irgendeinem Programm unterworfen ist (ich höre immer Anwendungen),
was für Entspannung sorgen soll, bei mir dann aber das Gegenteil bewirken
würde. Ich habe von meiner Schwester vor einigen Jahren zum Geburtstag mal
einen Gutschein für Wellness bekommen und habe mir dafür eine Massage
ausgesucht, weil ich mit allem anderen auf der Liste noch weniger anfangen
konnte. Was soll ich sagen? Ich fühlte mich total anti-well. Die Frau, die
massierte, war mir nicht sonderlich sympathisch und hat mich von oben bis unten
eingeölt, inklusive Haaransatz - mit dem Resultat, dass ich nach 1,5 Stunden
körperlicher Totalanspannung, die ich im Papierschlüpfer auf der Liege
verbrachte, begleitet von krampfhaften Gesprächsversuchen der Massierenden,
dann mit triefend fettigem Haar das Gebäude verlassen musste. Duschen war
nicht. Nur für Mitglieder. Ich fühlte mich in diesem Zustand nicht in der Lage
öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen und klingelte bei einer Freundin, die
zum Glück in der Nähe wohnte und zu Hause war, mit der Bitte schnell mal
duschen zu dürfen. Ein Jahr später bekam ich von einer Freundin wieder so einen
Gutschein - weil ich Erholung so dringend nötig hätte. Ja, darunter versteht
wohl jeder etwas anderes. Mit mir jedenfalls nicht nochmal. Und so liegt er
immer noch unbenutzt hier rum, steht im Weg und hindert mich daran, das zu
finden, was ich eigentlich suche.
Montag, 2. September 2013
Sachverständig nichts verstanden
Manche Dinge versteh ich einfach nicht.
Heute, zum Beispiel, da donnert mir eine Kollegin einen neuen Fall auf den
Tisch. Natürlich eilig. Um zu prüfen, wie eilig es denn wirklich ist, hab ich
schon mal die Akte quergelesen. Ich zitiere aus einem Gutachten, für das sich
die Begutachtende stattlich bezahlen ließ: Ein
zutraulicher, insgesamt aber verunsichert wirkender Hase, welchen sie vor einem
Monat auf dem Fischmarkt gekauft habe, saß unter ihrem Schrank.
Also, das wirft doch einige Fragen auf! Wieso
begutachtet die beauftragte Ärztin denn das Haustier des Menschen, den sie
eigentlich untersuchen soll? Ich muss noch hinzufügen, dass es keinesfalls nur
bei diesem einen Satz blieb. Dem Hasen wurden von fünf Seiten des Gutachtens
eineinhalb gewidmet, ohne dass sich mir ein Sinn erschließt, schon gar keiner,
der zielführend auf die Beantwortung der Fragestellung zusteuert, nämlich den
Hilfebedarf der Person aus medizinischer Sicht einzuschätzen. Und wie soll ich
mir denn bitte einen Hasen vorstellen, der sowohl zutraulich als auch
verunsichert ist? Also, wenn irgendjemand so einen Hasen hat, der über diese
Fähigkeit des Multitaskings verfügt, den bitte ich dringend um Übersendung
eines Beweisfotos.
Was mit der armen Frau ist, um die es geht,
werde ich morgen mal selbst überprüfen. Bei dem Hasen jedenfalls liegt weder
Fremd- noch Eigengefährdung vor. Da bin ich schon mal beruhigt.
Sonntag, 11. August 2013
Blaues Wunder
Für eine Zugfahrt kaufte ich mir vor einigen Tagen ein
Buch von der - so die Welt am Sonntag - "Spezialistin für den
schlauen Frauenroman". Was soll ich sagen? Da ist es wohl schlecht um die
Frauen bestellt oder die Definition von schlau hat sich verändert. "Eine
köstliche Komödie über die Suche nach dem Glück.", so wie die Mitarbeiter
der Cosmopolitan behaupteten, habe ich jedenfalls nicht gefunden. Liegt
da vielleicht eine Verwechslung vor?
Ich bin nun auf Seite 150 und es ging noch um
überhaupt nichts anderes, als um die Unzufriedenheit der weiblichen Hauptfigur
mit den eigenen körperlichen Unzulänglichkeiten und die (dämlichen und
erniedrigenden) Versuche diese zu beheben. Das alles natürlich mit der Hilfe
eines schwulen besten Freundes. Und alle sind der Überzeugung, dass das
Liebesglück im Allgemeinen vom Aussehen abhängt. So wird alles unternommen, um
dem Auserwählten hinterher zu hecheln und ihn zurück zu erobern, wobei
anzumerken ist, dass die mit ihm geführte Beziehung, wenn man sie denn überhaupt
so nennen darf, ganze zwei Wochen Bestand hatte, die Hauptfigur aber so leidet,
als hätte sie eine 80jährige Ehe zu verarbeiten und sich in einem nicht
nachvollziehbaren Liebeskummer suhlt. Nebenbei geht sie einem Beruf nach, der
zwar unspektakulär klingt, aber - gemessen an ihren im Buch getätigten Ausgaben
- unglaublich viel Geld einbringen muss. Sollte ich auch anfangen in einem
Reisebüro zu arbeiten? Von mehr als einer Nebentätigkeit kann man im Übrigen
wirklich nicht ausgehen, denn obwohl sie vollzeitbeschäftigt ist, verbringt die
Frau die meiste Zeit des Arbeitstages damit, in ihrem Selbstmitleid zu
ersaufen, wenn sie nicht gerade Sekt trinkt.
Und als ich gedacht habe, dass es eigentlich nicht
mehr schlimmer kommen kann, gebar eine Bekannte der Hauptfigur ein Kind, das
sie auf den Namen Claire taufte. Erst in der Kirche bei der Taufe sei dann
aufgefallen, dass das Baby die Last des vollständigen Namens Claire Grube
trage. Ja, nee, ist klar. Als ich 8 Jahre alt war, ist mir Claire Grube auch
schon mal begegnet - genau wie ihre Freunde Axel Schweiß und Mario Arner. So
ein Schwachsinn.
Frauen, die solche Bücher geil finden, stehen auch auf
George Clooney und Leonardo DiCaprio - Männer, die offensichtlich
beziehungsunfähig sind und über die sie sich dann einbilden, sie würden sich
eines Tages für immer fest binden, wenn sie erst die Richtige gefunden haben - in
den meisten Fällen natürlich die Einbildende. Das sind Bücher für Frauen, die
als Kind schon Prinzessin werden wollten, schöne Kleider begehrten und mit der
Glaskugel spielten - und heute noch auf den Prinzen warten, der all ihre
Probleme löst.
In meiner Kindheit wurde mir eingetrichtert, wie
wertvoll Bücher seien und dass man diese auf gar keinen Fall wegschmeißt. Ich
denke, nun - in der Generation Casting und Gehirnverlust - hätte auch meine Oma
nichts dagegen, wenn ich die nichtssagende Pubertätsgeschichte einer 32jährigen
im Klo herunterspüle.
Sonntag, 21. Juli 2013
Gerupftes Huhn
Was für ein Wochenende! Es ist überstanden. Nur wie?
Die Mutter brach über mich herein. Über uns. Zuerst ließ sie eine Wasserflasche
in der Küche explodieren. Gut, für Zwanghafte wie mich eine mittlere
Katastrophe, aber noch nicht weiter schlimm. Die schlechtgelaunte Schwester,
die dann erschien - komm ich auch mit klar. Der Sommer ist zu heiß? Nicht für
mich. Die IGS, eine überteuerte Veranstaltung, also known as Gartenschau -
weder viel Garten noch viel zu schauen. Kann ich auch mit leben. Aber dann das.
Ich hob den Hörer von Tiffys Körper ab und was musste ich erblicken? Schlonz.
Mein befelltes Telefon, meine geliebte Fernsprecherin ist irreparabel
beschlonzt! Und Mutti, die das Telefon kurz zuvor benutzt hat, behauptet DAS
WAR ICH NICHT, DAS WAR SCHON SO! Nie im Leben.
(Vorher) Voller Anmut und Eleganz... |
Trotz aller Bemühungen, die ich unternahm, die
unbekannte Schlonzsubstanz aus dem Fell zu entfernen - es gelang einfach nicht
und es blieb nur die Amputation. Meine Tiffy sieht nun aus wie ein gerupftes
Huhn. Und dann der Vorschlag meines Freundes, der sich ohnehin weigert sie zu
benutzen, weil es unmännlich sei, dass es doch sowieso Zeit wäre, endlich ein
"ordentliches" Telefon zu kaufen. Nein, danke! Ich bin
Sozialpädagogin. Ein Telefon mit Behinderung entsorge ich nicht. Und was heißt
hier überhaupt ordentliches Telefon kaufen, wenn ich ein gerupftes Huhn mit
Stil haben kann?!
... (Nachher) ein gerupftes Huhn mit Stil! |
Freitag, 5. Juli 2013
Willkommen bei A+ *
*Name
von der Redaktion geändert
Seit einiger Zeit ist es nicht mehr möglich, an mein
Emailpostfach meines Telefonanbieters zu gelangen - genau genommen, seit dem
Zeitpunkt, zu dem mein Anbieter von einem anderen verschluckt wurde. Es hat
Tage gebraucht, um es immer wieder zu versuchen und um jeweils auch immer
wieder die Startseite zu finden, von der aus man es dann noch einmal versuchen
kann. Alles gescheitert! Trotz Beachtung sämtlicher Hinweise in Foren, die
schon voll mit diesem Problem anderer verzweifelter Kunden sind: Nichts!! Mein
größtes Erfolgserlebnis war, dass ich es geschafft habe, mich einzuloggen, um
dann enttäuscht festzustellen, dass das Postfach über Stunden im Modus
"Wird geladen" erstarrt und überhaupt nichts geladen wird.
Ich wollte um Lösung des Problems bitten, aber der
direkte Weg ist ja nichts für A+: Die Telefonleitungen ständig besetzt oder auf
Warteschleife gestellt. Dass die Internetseite an Unübersichtlichkeit kaum zu
übertreffen ist, merkt man spätestens dann nochmal, wenn man sich aufgrund der
schlechten telefonischen Erreichbarkeit dazu durchringt, das Kontaktformular
auszufüllen, um den Kundenservice auf dieser Frequenz zu kontaktieren. Da
verfestigt sich schnell der Eindruck, dass A+ gar keinen Wert auf Kontakt legt,
denn ich wette, die Hälfte der Menschen, die das versuchen, ist erstens nicht
richtig für das Ausfüllen des Formulars ausgebildet und die andere Hälfte total
angenervt und schmeißt hin. Die drei, die sich doch durchbeißen, müssen
ungefähr 80000 Fenster durchlaufen, Daten eingeben, die im Hinblick auf das
Problem irrelevant sind, und ihr Problem in eine Kategorie einordnen, die es
gar nicht gibt. Und, hat man es dann doch geschafft, alles auszufüllen, kommt
der Hinweis auf die Hilfeseiten und das Online-Portal, mit denen man seine
Probleme doch gefälligst selbst lösen könne. Wenn man anklickt, dass gerade
dies nicht gelungen ist, kommt der nächste Fenster- und Ausfüllmarathon.
Hallo?? Ich hätte es gleich wissen
müssen!! Als mein Anbieter zu A+ mutiert ist, hatte ich schon ein schlechtes
Gefühl und erinnerte mich sofort an den Handyvertrag, den Catrinel im
Studentenwohnheim laufen hatte, wo angeblich ihre A+Homezone war und sie
kostenlos telefonierte, A+ dann aber zum Ende des Monats trotzdem voll
abrechnete.
A+ hat mir nun auch zurückgeschrieben. Eine Antwort,
die nichts mit meinem Problem zu tun hat. Ich glaube, ich will auch nichts mehr
mit A+ zu tun haben.
Samstag, 29. Juni 2013
Die bedauerliche Abwesenheit des Sommers
An Tagen wie diesen rolle ich mich direkt vom Bett auf
die Couch - Na gut, vorher noch in die Küche zur Kaffeemaschine, kurz ins Bad
und dann ins Wohnzimmer. Die Heizung mindestens auf Stufe 3 gestellt (man will ja
im Sommer nicht erfrieren) und Tiffy direkt neben das Sofa. Wer will denn
aufstehen, wenn das Telefon klingelt? Dass überhaupt was klingelt, ist zu laut.
Darum würde ich auch nie auf die Idee kommen, mir am Wochenende einen Wecker zu
stellen. Terminfrei!!!!! Ich habe an solchen Samstagen nicht mal ein Date mit
meiner Dusche. Das einzige, was mich vom vollendeten Glück abhält, ist die
Aussicht, heute noch einmal vor die Tür zu müssen, um irgendetwas Nahrhaftes zu
besorgen – und, dass Tiffy vielleicht wirklich klingeln könnte, verursacht
durch Leute, die ich nicht sprechen will. Aber wenigstens muss ich dafür nicht
aufstehen, weil Tiffy sich ja bereits flauschig an mich kuschelt. Auf jeden
Fall ist mit Mutti zu rechnen, die erfahren möchte, was es bei UNS denn heute
zum Mittag gibt. UNS gibt es schon Ewigkeiten nicht mehr, jedenfalls nicht
zusammen in dieser Wohnung. Es gab nur bisher nicht die richtige Gelegenheit,
dies meiner Mutter mitzuteilen oder ich habe es irgendwie vergessen. Ganz
abgesehen davon, dass ich auch früher niemals Mittag gekocht habe, denn mein
Mittag ist Frühstück, quasi Frittag. Und genau um Drölf Uhr, also gegen
Frittag, ruft dann mein Privatfranzose an, dessen Auszug ich bisher nicht
öffentlich kundtat. Kurze Zeit später habe ich dann Druckstellen und Rücken und
Nacken, denn so bequem ist mein Sofa nicht. Zur Erholung ein kleines
Nickerchen. Wie herrlich, dass ich keinen Hund habe. Wie furchtbar, wenn ich
nicht nur wegen des Einkaufes die Wohnung verlassen müsste, sondern auch um
Gassi zu gehen und das mehrmals täglich. An solchen Samstagen mache ich - wenn
es irgendwie vermeidbar ist - nämlich gar keine Nützlichkeitsdinge. Da wird
auch der Wohnungsputz ersatzlos gestrichen. Und wenn schließlich das Pflichtmaß
an Konversation erfüllt ist, schraube ich Tiffy auf lautlos. Vielleicht benutze
ich sie nachher noch einmal, um doch nicht mehr einkaufen zu müssen. Wieso
bestelle ich mir nicht einfach eine Pizza? Gut eingeteilt und mit viel Schlaf
zwischendurch reicht die bis Montagmorgen. In diesem Sinne: Ein erholsames
Wochenende.
PS: Ist das eigentlich schon eine Sommer-Depression?
Ist die Sonne leer? Wird sie jemals wieder kommen? Und führt Vitamin-D-Mangel
zur geistigen Umnachtung, wie hier zu beobachten, wenn aus Draußen-Menschen
lahme Couch-Bewohner werden…?
Dienstag, 18. Juni 2013
Die Pest ist überall
Ich gehe immer allein zu Konzerten. Die letzten Male,
die ich in Begleitung erschien - tja, danach waren die jeweiligen Beziehungen
einfach nicht mehr dieselben. Andere Menschen neigen eher doch nicht so zum
Ausdruckstanz oder zur Hingabe im Allgemeinen. So muss ich mich über niemanden
ärgern, der einen Stock im Arsch hat und mir den Abend versaut. Doch weit
gefehlt. Die Pest ist überall!
Es ist gestern wie heute, dass ich Menschen nicht
verstehe, die zu einem Rock-Konzert gehen, um dann die ganze Nacht regungslos
auf ihrem Stuhl zu verharren. Aber seit gestern Abend kenne ich eine noch viel
schlimmere Art: Die, die sitzen bleiben und nur aufstehen, um mit ihrem
hochgehaltenen Smartphone und dickem Oberarm die Sicht zu versperren.
Das Bürschchen neben mir jedenfalls hat nur an seinem
Smartphone herumgespielt, fotografiert und gefilmt, gepostet und Kommentare
kommentiert und dann jeweils den Apparat an seine drei gelangweilten
Begleiterinnen weitergereicht, die anstatt auf die Bühne zu schauen, die
unmittelbar vor uns aufgebaut war, aufs Gerät starrten oder wahlweise andere
Menschen, die offensichtlich mehr Spaß hatten als sie selbst, auszulachen.
Die waren überhaupt nicht bei der Sache. Wenn der Rock
'n Roll nicht schon tot war, dann wurde er spätestens durch soziale Netzwerke
ermordet. Nichts geht doch über den Moment, den man selbst erlebt hat, wo weder
Vergangenheit noch Zukunft eine Rolle spielen. Die coolen Kids sollen zu Hause
bleiben, wenn sie mir nur im Weg stehen wollen. Ich empfinde Mitleid, insbesondere
für all diejenigen, die über zwei Stunden ein super Konzert verpasst haben,
weil sie ununterbrochen damit beschäftigt waren, die total beschissenen Fotos
zu machen, die heute tausendfach im Internet zu finden sind. Die besten Bilder
sind im Kopf. Mein Kopf ist voll und auf den Bildern erkennt man sogar was!
Sonntag, 16. Juni 2013
Erkenntnis des Tages
Es ist wohl wahr: Fahrradfahren verlernt man nicht.
Das hat schon meine Oma behauptet und sie soll auch dieses Mal völlig richtig
liegen. Nachdem ich mich vor einiger Zeit um meine mecklenburgischen
Kompetenzen sorgte und unter anderem befürchtet hatte, ich könnte ohne
Stützräder nicht mehr Fahrrad fahren, weil ich es in Hamburg aufgrund von
großstädtischer Unspaßigkeit und fehlendem Freiraum einfach nicht tue, konnte
ich mir heute - während sich die heimische Krabbeltier- und Insektenwelt auf
mir austobte - das Gegenteil beweisen. Ich kann's! Und dabei kam mir auch noch
DIE Erkenntnis: Was in der Großstadt Megaplakatwände sind, geziert mit sexy
Unterwäschemodels, die dazu veranlassen, Auffahrunfälle zu verursachen, sind im
Dorf unbekannte Radfahrerinnen, die dringend identifiziert werden müssen.
Madonna könnte sich nicht mehr angestarrt fühlen, wenn sie aus dem Haus geht!
Vielleicht bin ich doch nur im Urlaub für das Landleben geschaffen, denn ich
befürchte, in einem ordentlichen Dorf kann man 80 Jahre lang leben und ist
immer noch die Zugezogene oder Neue. Ich weiß, wovon ich spreche. In diesem
Sinne: Good to be back. Moin Moin Hamburg!
Donnerstag, 13. Juni 2013
Die bedauerliche Abwesenheit eines Füllers mit blauer Tinte
Ich denke darüber nach ein Buch zu basteln. Ich fühle
mich genauso berufen wie der Rest der Republik. Aufgrund meiner absoluten
Inkompetenz und Ahnungslosigkeit Verlagen gegenüber zu treten, bin ich deshalb heute
mal wieder meiner Hassliebe, der Internetrecherche, zum Opfer gefallen und habe
dabei so manch Widersprüchliches erfahren, aber vor allem, wie wichtig es sei,
das Anschreiben an einen Verlag mit einem echten Füller mit blauer Tinte zu
unterschreiben (unbedingt!). Vita (bis vor kurzem wusste ich nicht mal, was das
sein soll) und Anschreiben sollen darüber hinaus aufklären, wer ich bin und was
ich überhaupt vom Verlag will - aber immer schön auf das Schreiben bezogen. Das
heißt, ich habe für Verlagsmitarbeiter überhaupt keine Vita und kann mir das Anschreiben
somit sparen, denn ich kann ja (noch) nichts vorweisen, außer der Tatsache,
dass ich schreibe und es seit Jahrzehnten tue.
Vorausgesetzt, die Ratschläge kann ich ernst nehmen,
so interessiert es weder Verlage noch sonst jemanden, dass ich blogge und mit
11 Jahren mal mit einer der schlechtesten Horrorgeschichten der Welt einen
Wettbewerb unserer Landkreisbibliothek gewonnen habe. Gewinn: Schallplatte von
Brenda K. Starr, die so bekannt ist wie ich.
Nach all den Ratschlägen bin ich sicher, dass ich es
nur falsch machen kann, aber was ich vom Verlag will, ist ja wohl klar: Die
sollen mein Exposé lesen, auch wenn ich jemand ohne Füller und ohne blaue Tinte
bin!
Samstag, 25. Mai 2013
Nö!
Eine
Freundin, die immer auf meiner Seite war, hat sich von ihrem Freund zum
Geburtstag ein E-Book schenken lassen. Bäh, wie unromantisch. Das habe sie
zunächst auch gedacht, aber nun sei sie bekehrt. Innerhalb kürzester Zeit wurde
dann aufgerüstet. Nun muss das Wohnzimmer ungefähr so aussehen, wie bei Bill
Gates das ganze Haus. Die Technik entwickle sich so rasant, wenn man sich nicht
ein bisschen damit auseinander setzen würde, dann habe man spätestens in 20 bis
30 Jahren verloren. Was hat man dann eigentlich verloren? Seine Freiheit,
Geheimnisse oder einfach das eigenständige Denken, wertvolle Lebenszeit?
Ich
führe ja nach wie vor heiße Beziehungen zu echten Büchern. Aber ich bin da im
Kopf auch nicht flexibel, was technische Errungenschaften angeht. Neulich ist
mein Fernseher, der jahrzehntelang treue Dienste geleistet hat, nach kurzer
Krankheit verstorben und ja, ich hätte fast geheult. Dann habe ich mir einen
neuen Fernseher gekauft und dann habe ich wirklich geheult, weil es überhaupt
gar kein Fernseher ist, sondern so etwas wie ein Computer. Ich will doch
einfach nur mal Tagesschau gucken,
und das Gerät wollte aber irgendwelche Angaben, Eingaben und Downloads, noch
ehe es überhaupt irgendwie loslegte. Wann ist das denn passiert, dass der
ordinäre Fernseher abgeschafft wurde???
Ich
liebe die Einfachheit!! Darum bin ich ja auch nicht smart genug für ein
Smartphone. So wie ich hoffentlich mal eine der wenigen Menschen sein werde,
die keine Plastikmöpse und Schlauchbootlippen oder Arschimplantate haben – oder
noch schlimmer (!) ein Arschgesicht, indem Fett aus dem solchen direkt in mein
Gesicht verpflanzt – wird; so werde ich hoffentlich auch die Frau sein, die
allein den Weg findet oder atmen kann, ohne vorher ein Gerät einzuschalten.
Was
den Fernseher betrifft, so habe ich es geschafft, ihn zu bedienen und sogar
Sender sortiert. Es hat einen Monat gedauert. Rest in Peace my Röhrenfernseher! Du warst
viel schöner und hast mir nicht so viel Zeit gestohlen, visuellen Direktkontakt
mit echten Menschen zu haben, die mir am Herzen liegen. Als wäre dafür nicht
schon der Job verantwortlich!
Mittwoch, 22. Mai 2013
Landei
Ich
hätte es niemals für möglich gehalten, aber ich bin der Stadt überdrüssig.
Löste vor einigen Wochen noch jeder Umzug von Verwandten, Bekannten und
Freunden selbst an den Stadtrand absolutes Unverständnis aus, wie man
freiwillig so nah an den Arsch der Heide rücken kann und sich selbst von der
Teilhabe am gesellschaftlichen Leben fernhalten möchte, so kurz davor war ich
gestern mir dort eine Bleibe zu akquirieren. Eigentlich ist es ja so: Je länger
ich in der Stadt wohne, desto weniger kann ich mir vorstellen, wie man im Dorf
überleben kann - ohne Bus und Bahn und ohne andere Infrastruktur, ohne Yoga, Cafés,
die Uni und was weiß ich - und das alles auch noch bei einem Übermaß an
sozialer Kontrolle durch die Dorfältesten und Dorftratschen.
Dann
schrieb mir eine Freundin, die da immer noch wohnt, dass sie ein neues Fahrrad
hat und damit immer ganz viel durch das Naturschutzgebiet fährt. Stundenlang.
Da wurde ich ganz neidisch. Stundenlang. Ich dachte an die Weltumsegelungen,
die wir als Kinder auf dem Fahrrad unternahmen. Da hätte ich auch mal wieder
richtig Lust drauf. In Hamburg macht Fahrrad fahren überhaupt gar keinen Spaß –
nicht, wenn man Weite gewohnt ist, denn man kommt gar nicht zum Fahren vor
lauter Ampeln, Menschen und Autos. So staubt mein schönes Fahrrad aus
Karl-Marx-Stadt im Keller ein. Jaaaa, zusammen Fahrrad fahren - so wie früher.
Kann ich überhaupt noch Fahrrad fahren?? Auto fahren kann ich ja auch nicht
mehr!! Mir gehen in der Großstadt doch langsam meine mecklenburgischen
Kompetenzen verloren. Das schmerzt.
Wo war ich am glücklichsten? In der
Übersichtlichkeit. Wem mache ich was vor? Ich bin ein Landei.
Es gibt Leben
fernab des Trubels.
Sonntag, 12. Mai 2013
Wunderbare Zeiten
Es grault mir schon vor dem Tag, an dem mein
zukünftiges Kind fragt: Mama, warum hast du nie Fotos von mir auf Facebook
gepostet? Liebst du mich denn gar nicht? Wer will denn da mit Datenschutz, Privatsphäre
und Stasi 2.0 kommen, wenn sich das Kind ungeliebt fühlt? Oder kaum
vorstellbar, wenn mein eventuell einmal existierender 13-jähriger Sohn
plötzlich Viagra nehmen will, weil er
nicht achtzig Mal am Tag drei Mädchen parallel gangbangen und ich ihn einfach nicht
überzeugen kann, dass das völlig normal ist, weil die Handyfilmchen seiner
Schulkameraden was ganz anderes zeigen. Wer hört in der Pubertät schon auf
seine Eltern? Und ehe ich mich versehe, sitzt mein Baby ohne Schulabschluss im
Linienbus und fährt an die Jersey Shore, weil ich ihr zur Einschulung
kein Smartphone geschenkt habe, mit dem man zum Mars skypen kann. Und da lässt
sie sich dann komasaufend von allen Mitbewohnern pimpern, um anschließend bei Teen
Mom mitzumachen. Und das alles noch vor Erreichen der Volljährigkeit! Oh
Gott, sind in die ganzen Berechnungen, was Kinder kosten (die ich eigentlich
verabscheue), schon mögliche Kautionen und Anwaltskosten einbezogen? Ich mein
nur, falls meine kleine Prinzessin mal im Suff über jemanden drüber fährt, weil
die Lindsey Lohans und Paris Hiltons der Gegenwart (und
wahrscheinlich Zukunft) das ja auch ständig so machen, ohne dass eine wirkliche
Konsequenz folgt, außer noch mehr Geld zu verdienen. Und spätestens dann ist es
wohl auch schon Zeit für Celebrity Rehab. Puh! Könnte ich das aushalten?
Kommt man als Mutter (oder Vater) gegen gesamtgesellschaftliche
Dummdreistigkeit und Verblödung an? Oder auch gegen Alkohol- und
Zigarettenwerbungen, die Coolness versprechen und selbst auf Internetseiten für
Jugendliche mitten im Film eingespielt werden? Mir soeben selbst passiert, als
ich mich auf viva.tv verirrte und was nachschaute; und ehe ich die
eigentliche Information erhalten habe, kam erst mal Bacardi-Oakheart-Werbung.
Hallo??? Liegt die Zielgruppe von VIVA nicht irgendwo zwischen 11
und 20 Jahren?
Wenn Kinder wirklich die Investition in die Zukunft
sind, läuft doch irgendetwas grundlegend falsch. Vielleicht müsste man das
gesamtgesellschaftliche Investment da noch mal überdenken, denn mit der Art und
Weise, wie mit der Ressource umgegangen wird, kann ja niemand ernsthaft eine
rosige Zukunft erwarten. Schon gar nicht für den Nachwuchs selbst.
Kann es einem als Elternteil überhaupt möglich sein
gegen so viel Dämlichkeit in der Welt anzustinken? Wie groß ist die Chance,
dass das eigene Kind nicht doch den Verlockungen und den Ansprüchen und
Erwartungen der Gesellschaft zum Opfer fällt und sich mit 12 Jahren eine
Brustvergrößerung oder Schwanzverlängerung zum Geburtstag wünscht? In einer
Gesellschaft, die sich entweder zu Tode arbeitet oder von selbiger nichts
wissen will. Eine Gesellschaft, die Vorbilder ungestraft Steuern hinterziehen
lässt, während die Supermarktkassiererin bei einem fehlgebuchten Pfand-Bon im
Wert von 1,50 € schon gefeuert wird. Eine Gesellschaft, in der nur noch das
Image zählt, nicht der Inhalt. Arbeit lohnt sich für den Normalbürger nicht -
weder materiell noch in Bezug auf sonstige Wertschätzung. Darum will auch niemand mehr
anderen den Arsch abwischen oder Häuser bauen. Darum wollen alle Model, Sänger
oder It-Girl werden. Und wenn das nicht klappt, Bescheißer.
Ich erwarte eine rosige Zukunft. Eine, die schon begonnen
hat. Eine Welt, in der die Ergebnisse einer Fit-for-Fun-Studie,
als wissenschaftlich relevant angepriesen werden oder am Dammtor-Bahnhof auf Großplakaten mit Nackten für einen Swinger-Klub
geworben wird. Ich bin begeistert! Also, wenn wir da nicht wissen, worauf es
wirklich ankommt. Pädagogisch wertvoll. Als erziehungsgeeignet empfohlen.
Neulich sagte eine Freundin zu mir, wer zu viel
darüber nachdenkt und nebenbei auch noch auf den richtigen Zeitpunkt wartet,
der bleibt kinderlos. Das würd ich so unterschreiben - bei gleichzeitiger
Erleichterung heute nicht mehr jugendlich zu sein, auch wenn ich es mir allzu
gerne einbilde!
Samstag, 4. Mai 2013
Aloha
Ja,
nun ist es offiziell! Alle, die mich länger kennen, haben es schon immer geahnt
oder zwischen den Zeilen gelesen: Für ordinäre Erwerbsarbeit bin ich nicht
geeignet. Und nun ist der Ofen ganz aus, nachdem ich meine wahre Bestimmung
gefunden habe. Ich habe keine Zeit für Arbeit. Ich bin auf der Suche nach der
perfekten Welle. Wieder gelandet, muss ich allerdings feststellen, dass Hamburg
nicht Lanzarote ist und ich friere, obwohl der Frühling sich momentan wirklich
bemüht. Und Wellen - Ja, die sind in Hamburg auch nicht gerade zu Hause. Schon
gar keine, auf denen man reiten kann. Genau das hab ich nämlich gerade gelernt
oder es zumindest versucht.
Wellenreiten
ist harte Arbeit und ein idealer Test, um die eigene Fitness zu bestimmen. Um
meine ist es nicht besonders gut bestellt, wie ich feststellen musste. Wenn man
in Hamburg den angeblich dunkelsten Winter seit 43 Jahren überlebt hat und von
einer Erkältung zur nächsten Mandelentzündung stolpert, Rücken, Kopf und Magen
hat - dann kackt man zunächst eher ab, weil das noch in den Knochen steckt.
Zwischenzeitlich war ich mir in meinem Surf-Camp-Bett liegend so manche Nacht
auch nicht mehr sicher, ob ich nur die Vorstellung vom Surfen toll finde und
einem Mythos verfallen bin oder ob ich das Surfen an sich wirklich liebe. Die
Frage beantwortete sich jeweils am nächsten Morgen und immer wieder gleich: Ich
will! Ich will! Ich will! So sehr ich es zwischenzeitlich gehasst habe, so
verschmolzen bin ich, wenn ich eine Welle erpaddelt habe und sie mich mitnahm.
Kaum
in Deutschland gelandet, hab ich den PC hochgefahren und recherchiert, wie und
wo ich schnellstmöglich wieder ans Meer komme. Das muss Liebe sein, auch wenn
ich die Sache an sich noch nicht annähernd gut beherrsche, was in meinem Umfeld
für Verwunderung sorgt, denn dazu bin ich noch von Kopf bis Fuß mit blauen
Flecken übersät, die meinen Freund vermuten lassen, dass ich hinter seinem
Rücken eine Ringkampfausbildung gemacht habe.
Aber:
Sinnsuche abgeschlossen. In meiner Arbeit ist er mir sowieso nie begegnet und
an den Konformitätserwartungen im Leben fast zu ersticken? Nein, danke! Ihr
könnt mich mal! Es ist alles weg, wenn ich surfe. Da bin ich synchron mit allem
und es sind keine Fragen offen.
Büro?
Nerv. Ich will mir meine Surfmentalität erhalten. Gestern hatte ich eine
Telefondiskussion mit meiner Schwester über das Leben im Süden. Meine Pläne
kommentierte sie damit, dass da zwar schönes Wetter sei, aber man weniger Geld
habe. Aber was brauch ich denn Geld, wenn ich schon da bin? Sie meinte, fürs
Alter. Hä???
Ich
jedenfalls bastele an meinem Ausstieg und bis dahin esse ich Urlaubsessen*!
* Urlaubsessen:
Essen, das es im Urlaub gab, wie zum Bsp. ein lecker Salat mit Avocado -
erinnert mich an Lanzarote. Und heute? Vielleicht kauf ich mir nachher ne
Melone. Die gab's da auch!
Donnerstag, 4. April 2013
Pinnwand des Grauens
Als Kranke hat man ja unglaublich viel Zeit, sich die
selbige totzuschlagen. Oder sich von unnützen Aktivitäten benebeln zu lassen,
so dass man sich schließlich selbst mehr tot als lebendig fühlt. So geschehen
am heutigen Tag. In Ermangelung sinnvollerer Aufgaben habe ich mich stundenlang
durch soziale Netzwerke bewegt. Und ich kann nur sagen: Danke für die
Information!
Bedauerlicherweise teilen sich die Leute nicht nur auf
ihren eigenen Seiten mit, sondern geben ihren Senf noch bei anderen zum Besten.
So ist der Übergang vom sozialen zum asozialen Netzwerk fließend. Es ist ja in zu Allem und Jedem eine Meinung zu
haben. Da wird kommentiert bis zum Erbrechen. Hirnlos. Sinnfrei. Entbehrlich.
Manchmal weiß ich nicht, ob ich wirklich konsequent für Demokratie bin, solange
noch kein Kraut gegen Dummheit gewachsen ist.
Mittwoch, 3. April 2013
Pfadfinder
Wandlung,
Aufbruch, Alternative, Falschheit und Selbstkritik
Mal wieder krank. Nachdem ich festgestellt habe, dass
ich Assi-TV im Moment nicht mal im Fieberwahn ertrage, ich mir keine Antworten
auf wichtige Lebensfragen ergoogeln kann und selbst Klatschzeitungen mich
dieses Mal desinteressieren, habe ich angefangen aufzuräumen. Denn, wie sagt
mein Kalender so schön: Reinigung im Außen ist zugleich Reinigung im Innen. Und
die hab ich wieder dringend nötig. Neben dem Brett vorm Kopf, welches ja in
Krankheitsphasen nicht so ganz unüblich ist, bin ich auch sonst völlig asynchron
mit meinem Tag, wenn nicht sogar Leben. Auch das nichts Neues.
Da drängte sich mir das Wahrsage-Set, das ich
beim Aufräumen fand, geradezu auf. Man
klammert sich ja an jeden Strohhalm. Bisher eher nicht, denn gleich als ich es
geschenkt bekommen habe, verschwand das Set im Schrank. Aber nun? Schaden kann
es wohl kaum! Na ja, vielleicht aber doch: Immerhin ist mir aus meinem nahen
Umfeld eine Person bekannt, die sich dreißig Jahre lang geweigert hat, sich
scheiden zu lassen, weil eine Wahrsagerin ihr erzählte: Der Mann kommt
zurück! – Was bis heute ausgeblieben ist und im Grundsatz immer
unwahrscheinlicher wird, da man sich über dreißig Jahre lang mit Prozessen
zermürbt. Die Nerven liegen blank. Meine auch.
Völlig inkompetent in Bezug auf das Kartenlegen
studierte ich erst einmal die Anleitung. Ist ja einfach! Zunächst muss sich
eine Frage überlegt werden, allerdings keine, die lediglich mit Ja oder Nein zu
beantworten ist. Ein Leichtes! Fragen habe ich genug! Den Kartenstapel gut
durchgemischt, sind dann fünf Karten zu wählen, die mit dem Deckblatt nach oben
zeigen und in einer bestimmten Reihenfolge
in das kleine Kreuz gelegt werden. Nach und nach werden die
gezogenen Karten dann umgedreht. Karte Eins stünde für das, was die betreffende
Person gerade kennzeichnet, also mich. Was hab ich gezogen? WANDLUNG. Karte
Zwei würde Auskunft darüber geben, welche Aspekte gedanklich gerade
vorherrschen. Und ich so: AUFBRUCH. Karte Drei sei als Verdrängungskarte zu
bezeichnen und weise auf Aspekte hin, die ich nicht sehe oder wahrhaben wolle.
ALTERNATIVE. Karte Vier gebe darüber Auskunft, warum die Situation so ist, wie
sie zurzeit ist. Antwort: FALSCHHEIT. Karte Fünf orakelt, wie sich die
Situation unter den gegebenen Umständen wohl entwickeln werde. Und hier ein
großes Fragezeichen: SELBSTKRITIK. Enttäuschung. Selbstkritik ist für mich
nicht annähernd die Antwort auf meine Fragen. Oder soll das heißen, dass ich
keine Fragen hätte, wenn ich selbstkritischer wäre? Noch selbstkritischer
werden, würde als nächsten logischen Schritt Suizid bedeuten. Also, das lassen
wir mal lieber. Aber kein Wahrsage-Set ohne Deutungstext und dieser klärt auf: Manchmal
versuchen wir, uns selbst klein zu halten, trauen uns bestimmte Dinge nicht zu
(...). Oder aber das genaue Gegenteil ist der Fall, nämlich die
Selbstüberschätzung oder Fehleinschätzung von Risiken. (...) Wohl eher Ersteres.
Was hat es gebracht? Letztendlich machen die Karten
nur das deutlich, was ohnehin schon in einem schlummert und womit man sich
bereits auseinandergesetzt hat. Sie liefern Stichworte, die auf Interpretation
warten, keine Antworten. Das Leben bleibt das, was ich draus mache.
PS: Vielleicht ignoriere ich die Alternativen, die mir
geboten werden, wirklich: Zwei Menschen klingelten gerade bei mir und wollten
über den richtigen Pfad sprechen. Gott wird es richten, ALLES. Ich lehnte
dankend ab, was sie bedauerten. Auf dem Auge will ich weiter blind bleiben. Ich
habe nichts dagegen, denn mein Pfad ist das nicht.
Montag, 1. April 2013
Mittwoch, 27. Februar 2013
Augen auf bei der Berufswahl
Na, das wär dann auch geklärt. Nacktmalen ist nichts
für mich. Schon gar nicht in Kombination mit einer Flasche Rotwein, wie ich am Montagmorgen
feststellen musste. Ich ahnte noch nichts Böses, denn Sonntagabend hatte ich
echt Spaß. Aber als Montag dann um 6:00 Uhr der Wecker klingelte und ich - kaum
aus meiner Schlafkoje gekrochen - lauter Bilder auf dem Boden sah, schämte ich
mich fremd. Denn das konnte unmöglich von mir stammen! Tat es doch. Ich hatte
in der Nacht von Sonntag zu Montag offensichtlich circa 8 Werke geschaffen.
Butter bei die Fische: Augen auf bei der Berufswahl! Von dem ausgehend, was ich
gestern in die Tonne geschmissen habe - naja, da hab ich wohl mit geschlossenen
Augen gemalt oder mir mein nicht vorhandenes Talent schön gesoffen. Das Trinken
an sich wiederum hatte nicht nur negative Auswirkungen in Bezug auf die Einschätzung
meines Talentes, sondern mir darüber hinaus einen eher unangenehmen
Arbeitsmontag beschert. In meinem Alter verträgt man ja nichts mehr. Wie auch
immer. Die NEON (Ausgabe 3/13), die heute eine Freundin an mich weitergab,
fährt auch mit einigen Tipps auf:
München Zwei etwa 17-jährige diskutieren im Ghettoslang, wie
es bei ihnen nach der Schule weitergeht. "Ey, für ein Gramm kriegst du
fünfzig Euro. Mit Drogen kannst du paar tausend Euro im Monat machen." Der
andere scheint nicht überzeugt: "Nee, ich glaub, ich studier bei der
Bundeswehr." Annabel Dillig
Ich kann mit Überzeugung sagen, für mich kommt weder
das eine noch das andere in Frage. Weitersuchen!
Samstag, 23. Februar 2013
Living in a material world
Also, ich weiß nicht, wie es dem Rest der Welt geht,
aber ich bin ganz kurz davor durchzudrehen und nackt verrückte Bilder zu malen,
was nachweislich nicht meiner Begabung entspricht. Meinen Freund habe ich seit
Wochen nicht gesehen, was sowohl für ihn als auch für mich gegenwärtig das Beste
ist. Ich bin unerträglich! Mein Zustand ist unerträglich! Ich glaube, ich habe
die Quarter-Life-Crisis. An Midlife-Crisis glaube ich nicht, denn dann wäre die
Zeit, die mir noch bleibt, doch etwas knapp und wir wollen ja positiv denken.
Vor allem habe ich noch so viel vor!
Und da sind wir auch schon bei der Sache! Ich laufe im
Hamsterrad und schaffe den Absprung nicht. Um mich herum wird gebaut,
geheiratet, befruchtet, gepresst, gewickelt und verwirklicht. Woher haben die
Leute bloß die Zeit? Ich schaffe nichts, außer zu arbeiten, obwohl ich
eigentlich Besseres vorhabe. Zum Beispiel wollte ich noch mal durch Kuba
reisen, bevor es ein Land wie jedes andere auf der Welt wird – vom Westen
verspeist. Und wo war ich in letzter Zeit? Kaum außerhalb Hamburgs, wo ich vom
Westen verspeist werde. Die Leute reden immer von Familie und Beruf unter
einen Hut kriegen. Ich bekomme nicht mal mich allein und meinen Beruf unter
einen Hut. Mein Freund muss teilweise schon draußen bleiben. Ich finde, da sind
Zweifel mehr als angebracht, ob es DAS sein kann, auch wenn dieses Modell
gesellschaftlich angesagt ist und erwartet wird. Konformität war noch nie meine
Stärke.
Neulich teilte mir eine Freundin mit, ich sei die
unabhängigste Frau, die sie kenne. Ich weiß nicht, wie sie darauf kommt, aber
es ist ein Irrtum. Das Rad dreht sich. Und ich finde nicht heraus.
Unabhängigkeit in jeder Hinsicht scheint mir auch nicht erstrebenswert. Ein
weites Feld... Aber in Bezug auf zwischenmenschliche Beziehungen ist
Unabhängigkeit doch scheiße. Je mehr die Menschen und dein Umfeld dich als
unabhängig wahrnehmen, desto weniger Chancen zum Anlehnen werden dir geboten,
und wenn du nicht aufpasst, ist Unabhängigkeit irgendwann Einsamkeit. Ich will
ja nur meinen Job loswerden!
Und wie ich das am besten mache, ohne dem finanziellen
Ruin ausgeliefert zu sein? Weiß ich auch noch nicht, aber ich bin guter Dinge.
Vielleicht planen VOX oder RTL 2 ja ein neues Reality-Format. Attraktive
Bloggerin auf spiritueller Sinnsuche (Anfragen bitte über die Redaktion).
Vielleicht kommt mir gleich beim Nacktmalen aber auch noch eine bessere Idee.
Eventuell stell ich mich auch vors Rathaus und singe ODER unterrichte Yoga und
gebe mir dafür einen spirituellen Namen. Von Bärbel Erna zu Mediata Yogis. Irgendwas
fällt mir schon ein. Nichts ist unmöglich.
Samstag, 2. Februar 2013
VerIRRt
Und, was machen Sie so? Dabei zusehen, wie die
Wissenschaft sich selbst degradiert und völlig unglaubwürdig macht? Früher
hatte es doch wirklich Zugkraft, wenn etwas durch wissenschaftliche Studien
belegt wurde. Heute glaube ich keiner Statistik, die ich nicht selbst gefälscht
habe oder für deren Ergebnis ich nicht ordentlich bestochen worden bin.
Vielleicht wusste ich früher auch einfach noch nicht, wie es läuft. Es ist
erschreckend - wie die diesjährigen Grimme-Preis-Nominierungen.
Und Sie? Geht‘s Ihnen gut? Das kann nur ein Irrtum
sein! Dem DSM zufolge - der "Bibel der Psychiatrie", wie es kürzlich
im SPIEGEL 4/2013 so nett formuliert war - sind wir nämlich alle ein bisschen
bluna. Und wer es noch nicht ist, dem oder der kann spätestens mit der neuesten
Ausgabe des DSM geholfen werden. Ab Mai ist es soweit. Die neueste Auflage wird
vorliegen. Jahrelang hat man an neuesten Störungen gebastelt. Allen, die noch
kein ADHS haben, bietet man jetzt zahlreiche Alternativen. Wie wäre es mit
einer Binge Eating Störung, Arbeitsplatzphobie oder Hoarding Disorder? Auch
nicht? Sie Anfänger! Aber vermutlich trauern Sie länger als zwei Wochen nach
dem Verlust eines geliebten Menschen? Na, dann ist doch alles klar! Sie sind
geisteskrank und dürfen Pillen schlucken. Herzlichen Glückwunsch; grundsätzlich
schon mal an jeden, der demnächst irgendeine Diagnose erhält. Sie können nichts
dafür! Sie sind krank! Ach, und meine besten Glückwünsche an die
Pharmaindustrie. Ich finde auch, der Gesunde ist einfach nur noch nicht richtig
untersucht worden und für jedes Problem gibt es eine Lösung zum Einnehmen.
Ach, wie habe ich die Wissenschaft geliebt und jede
meiner Abschlussarbeiten exakt den Standards unterworfen. Ich habe bis zur
absoluten Verschmelzung mit dem Thema nächtelang durchgearbeitet, penibel
untersucht, dokumentiert, behauptet, belegt und kapiert statt kopiert. Und nun?
Lese ich im SPIEGEL, wie angesehene Wissenschaftler sich zu Diagnosen stümpern,
um unsterblich zu werden. Und das ist ja erst der Anfang.
Vor einiger Zeit suchte mein Vorgesetzter Freiwillige
aus unserem Team, die an einem Forschungsprojekt teilnehmen wollen. Als ich
dann noch hörte, dass dieses Projekt von den beiden Professoren durchgeführt
werden soll, die ich in meiner Studienzeit als die besten an der ganzen
Hochschule wahrnahm, sagte ich begeistert zu. Nach fast einem Jahr Teilnahme
ist das Ergebnis lediglich Ernüchterung. Ist die Wissenschaft heutzutage
bedeutungslos, weil jeder Wissenschaftler bedeutend sein will, ohne wirklich
Bedeutung zu haben oder Bedeutung zu schaffen? In unserem Fall jedenfalls ist
überdeutlich, dass hier nur auf den Markt gedrängt wird, weil das Thema gerade
up to date ist und man sich unsterblich machen kann. Da ist es zweitrangig, ob
gestümpert wird. Hauptsache, es geht schnell und bringt das Ergebnis, welches
man für sein Buch, das bald erschienen soll, schon vorformuliert hat. Da sind
die Versuchspersonen, inklusive mir, mit ihren Fragen und der ständigen Kritik
eher lästig. Da holpert man durch die regelmäßigen Treffen und tut weiter so,
als sei keine Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit im vorliegenden
Konzept festzustellen, auch nicht, als vorgestellt wird, dass die
Vorher-Nachher-Vergleiche gar nicht vergleichbar sind, denn die Proben sind
nicht mal von denselben Personen. Das ist ja, als sei ich krank und mir wird
Blut abgenommen, um in zwei Wochen festzustellen, ob alles wieder in Ordnung
ist, schicke ich aber Herrn Müller zur Blutprobe, weil der Termin mir so nicht genehm
ist.
In der ZEIT habe ich vor einiger Zeit mal gelesen:
"Die Forschung zerlegt die Welt so sehr, dass die Zusammenhänge verloren
gehen!" Da muss man sich nicht wundern, wenn keiner mehr den Überblick
hat. Das hätte mir eigentlich schon im Studium auffallen müssen, denn wie oft
mussten wir Sequenzen auswendig lernen, wie in einer doofen Schule mit
Anwesenheitspflicht?! Das habe ich wohl abgespalten und ausgeblendet. (Hallo
DSM, gilt das auch als Krankheit, gegen die ein Kraut gewachsen ist?)
Und, war ich zum Ende des Studiums nicht auch - zumindest
kurzzeitig - total blind und taub oder einfach nur angenehm gebauchpinselt, als
meine Diplomarbeit mit 1,0 bewertet wurde und ich dann das Angebot erhielt, die
Ergebnisse meiner Untersuchung in einer Fachzeitschrift zu veröffentlichen?!
Als die Professorin mich dann zum dritten Mal bat, Korrekturen am Artikel
vorzunehmen und ich bei der vierten Überarbeitung dann das Gefühl hatte, dass
weder von meinem Thema noch der Artikel
sonst etwas beinhaltete, wofür es sich zu sterben lohnt oder ich meinen Namen
hergebe, sagte ich dankend ab. Das kam nicht so gut an, denn auch sie hätte
wohl gern noch einmal ihren Namen als Co-Autorin irgendwo abgedruckt vor der
Pension gesehen. Das letzte Mal war schon zu lange her.
Verirrt. Verraten. Verkauft. Ohne meinen Beitrag.
Samstag, 19. Januar 2013
Opiata Passiva
Ich finde mein Name passt nicht mehr zu mir. Ich
sollte ab sofort Opiata Passiva
heißen. Ich bin so betäubt von der Erwerbsarbeit, dass ich einfach nur atme und
lethargisch durch die Woche gleite. Mein Leben lebt mich und nicht ich mein
Leben. Ich bin gerade ganz weit davon entfernt, mein Sommerkleid im Winter zu
tragen oder mit dem Panzer zur Arbeit zu fahren. Als hätte mich pünktlich zum
neuen Jahr, das ich so voller Tatendrang begonnen habe, irgendetwas erschlagen.
Erschreckend ist, dass ich dabei überaus zufrieden bin. Ohne Ehrgeiz. Ohne
Ziel. Ohne mich.
Und nun entschuldigt. Die Couch ruft. Dieser Beitrag.
Schon zu viel.
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