Vielleicht ist es Weihnachten, vielleicht insgesamt
die Tatsache, dass sich wieder ein Jahr dem Ende zuneigt. Bilanz ziehen. Gute
Vorsätze. Alles muss besser werden.
In diesem Jahr ist so viel passiert, dass ich vollends
damit beschäftigt bin, es in meinem Kopf zu ordnen. Ich bin noch nicht bereit
für das neue Jahr. Ich habe noch nicht alle 2015-Akten in die entsprechenden
Gehirnarchivregionen abgelegt. Und bei all dem Sortieren, Entrümpeln,
Vorbereiten, ist mir aufgefallen, dass manche Dinge zu Ende gehen, ohne dass
man aktiv auf PAPIERKORB gedrückt hat, aber irgendwie sind sie doch da
gelandet. Na ja, nicht im Papierkorb, aber einfach im Archiv, ganz weit hinten.
Man stellt fest, dass man das Ende von etwas ganz
Großem verschlafen hat. Wie konnte das passieren? Und obwohl ganz viel Staub
drauf liegt, tut es ganz doll weh. Es wäre nicht auszuhalten, ohne Staub, ohne
Abstand.
Aus den Augen, aus dem Sinn, heißt es. Aber auch: Wo
ein Wille ist, ist ein Weg. Haben wir einfach nicht gewollt? Oder sind wir doch
mit der Zeit blind geworden? Oder erwachsen?
Erst haben wir es immer geschafft, uns irgendwie
irgendwo zu treffen. Nun klappt es nicht mal mehr, wenn ich in derselben Stadt
bin. Vom visuellen Direktkontakt zur Emailfreundschaft, wobei selbst die
erhebliche Mängel aufweist.
Manchmal denke ich, ich war immer mehr auf die
Freundschaft angewiesen als sie, immer mehr bemüht alles am Laufen zu halten.
Wenn es nicht läuft, fängt man an, aufzurechnen. Was
macht sie, was ich? Bringt gar nichts, außer der Feststellung, dass es eine
erhebliche Schieflage gibt. Ist da schon der Fehler? Aber ganz unterm Strich
ist es mir eigentlich auch egal, denn wir teilen ETWAS, das andere nie hatten.
Selbst, wenn das Ende von Etwas uns jetzt erwischt hat, schmälert das in keiner
Weise das, was wir hatten und im Herzen immer haben werden.
Weißt
ja, wie es ist... die Arbeit... die Kinder... das Geld... die Entfernung...
Und irgendwann sind es nicht nur zwei voneinander
getrennte Wohnorte, sondern auch die Leben, die Lichtjahre voneinander entfernt
sind.
So sind aus besten Freundinnen Bekannte geworden. So
teilen wir nur noch Erinnerungen. Nicht mehr. Aber auch nicht weniger.