Gespräch beim Arbeitsamt, was vermutlich gar nicht
mehr so heißt, aber egal... Rein in den Beruf und Wiedereinstieg und so. Wir
sind da die Richtigen. Aber flexibel sollten Sie schon sein. Was sind Sie denn
von Beruf?
Bereits beim Zweitgenannten fällt sie ihr ins Wort.
Also, in meine Suchmaske passt hier nur ein Begriff
und beileibe (...dass es dieses Wort noch gibt?!), die Ausbildung ist ja wohl
schon ‘ne Weile her... Nehmen wir mal das Erste. Wird gerade sowieso wie Sau gesucht.
Haben Sie gute Chancen.
Als sie (beileibe) einwerfen möchte, dass auch diese
Ausbildung schon LANGE her ist und eher Interesse besteht, sich als Tagesmutter
selbstständig zu machen, weil das gerade am besten zu ihrer Lebenssituation
passt: Vereinbarkeit von Beruf und Familie und so...
Ja, dann sind Sie hier aber ganz falsch. Da müssen Sie
woanders hin. (Wo genau weiß sie jetzt auch nicht.) Rufen Sie doch mal beim
Bezirksamt an.
Tja, und dann sitzt sie im Bezirksamt und die
freundliche Beraterin in Tagesmutterangelegenheiten möchte ihr ans Herz legen,
dass sie - sollte Interesse an der Tätigkeit als Tagesmutter bestehen - erst
noch eine Art Ausbildung machen muss. Das ist Vorschrift. Dass sie bereits
Erzieherin ist, beeindruckt nicht. Auch nicht das Studium der Sozialpädagogik.
Und auch nicht, dass sie den Kurs wahrscheinlich abhalten könnte. Wenn Sie
einen Quereinstieg in den pädagogischen Bereich anstreben, dann sind die
Chancen in der Ganztagsschule ganz gut. Da sei man für die Nachmittagsaufbewahrung
immer auf der Suche nach Honorarkräften. Sei ja auch ‘ne wichtige Aufgabe.
Könnte sie sich ja nochmal überlegen.
Hä? Wie jetzt, Quereinstieg??
Ach so, stimmt ja, Sie sind ausgebildet.
Entschuldigung, die meisten, die hier herkommen, sind artfremd. Dennoch müsste
sie sich schon zertifizieren lassen, wenn das als Tagesmutter was werden soll.
Irritiert verlässt sie das Amt. Fragen über Fragen.
Komisch, als Politikerin kann man von heute auf morgen vom Arbeits- ins
Familien- und von da ins Verteidigungsministerium wechseln und das obwohl man
Ärztin ist und höchstwahrscheinlich ohne Zertifikat. Sie würde einfach nur gern
in einem Beruf arbeiten, den sie schon erlernt hat. Nix Quereinstieg, nix
Honorar, nix artfremd. Keine OP am offenen Herzen! Einfach pädagogisch
wertvolle Kinderbetreuung, die angeblich doch dringend gebraucht wird UND sie
wäre so flexibel Finanzeinbußen in Kauf zu nehmen. Aber: Die, die Flexibilität
wollen, erkennen sie nicht.
Blind. Taub. Schwerfälliges Behördenmonster.
Pädagogisch wertvoll.
Ich persönlich mache drei Kreuze, dass mein
Arbeitsplatz auf mich wartet. Muss er auch noch, denn meine o.g. potentielle
Betreuungsperson hat sich umorientiert und tagesmuttertechnisch aufgegeben.