Ich bin mir nicht sicher, ob ich froh bin, dich los zu
sein, oder traurig, dass du gehst.
2015 sind Dinge passiert, die mir nie wieder passieren
werden. Die einzigartig sind. Mein Baby wurde geboren. Das hübscheste,
schlaueste und beste Baby der Welt. Versteht sich ja von selbst. Ein Baby, das
es geschafft hat, dass Opas durch halb Europa fliegen, ihren ersten Flug im
Leben machen, um es zu bewundern. Mein Vater hat mich noch nie besucht, 35
Jahre lang nicht. Opa war da.
Jeden Morgen geht die Sonne auf, wenn ich in das
Bettchen schaue und sie geht erst unter, wenn wir das Baby schlafend wieder
hineinlegen. Und selbst dann ist Sonne im Herzen; es macht Purzelbäume, wenn
ich nur an mein kleines Schwrobbelchen denke.
2015 sind Dinge passiert, die hoffentlich nie wieder
passieren werden. Krisen, Staatspleiten, Flüchtlingsdramen, Kriege,
Terroranschläge, die Wiederentdeckung von Diktaturen mitten in Europa, der
spürbare Klimawandel mit Frühling im Winter, halbherzige Versuche die Welt zu
retten und gleichzeitig neue Atomkraftwerke zu bauen, Autos zu manipulieren.
Menschen, die sich nicht einschränken wollen, um ihre Lebensqualität
beizubehalten, aber noch nicht verstanden haben, dass durch ihren Lebensstil
langfristig überhaupt kein Leben mehr möglich ist. Nach uns die Sintflut.
Und, was passiert mit dem Baby?
Ich bin mir nicht sicher, ob ich mehr Angst vor all
dem habe oder ob die Wut gewinnt. Wut gegen die Dummheit, Trägheit – dieses Nichtstun,
dieses Diskutieren und Verhandeln, ohne auch nur eine Konsequenz aus all den
Katastrophen zu ziehen. Als hätte man ewig Zeit. Dabei ist die längst
abgelaufen und kaum jemand versucht hinterherzulaufen. Und da kotzt du mich an
2015.