Wandern oder gar Pilgern ist seit einiger
Zeit ja mehr als up to date und gilt als Garant der Erleuchtung. Einmal Pilgern
bitte und schon weißt du, wo es in deinem Leben lang geht oder gehen sollte.
Der Buchmarkt ist von Jakobsweg-Romanen und Ratgebern überschwemmt: The place
to be. Also, für mich mehr als ein Wink mit dem Zaunpfahl einen großen Bogen
drum zu machen: Zuviel Ablenkung und vermutlich hat sich schon die ein oder
andere Fast-Food-Kette an verschiedenen Rastplätzen entlang des Weges
niedergelassen. Nein, danke! Die Erleuchtung hätte ich aber trotzdem gerne,
obwohl sie längst in mir schlummert und manchmal auch schon herausschaut. Ich
wollt sie nun mal richtig befreien. Und wenn das durchs Wandern möglich ist,
immer her mit den Abenteuern! Ich ging als Kind schon gern spazieren. Ich gehe
ständig zu Fuß, wo andere den Bus nehmen. Ich gehe gern. Einfach laufen und die
Gedanken treiben lassen.
Doch, was soll ich sagen? Es war nicht schön.
Es war nicht leicht. Es war gar nicht lang genug, aber es war zumindest die
Ahnung, wie es sein könnte, sich frei zu laufen, sich so zu schinden, bis alles
scheiß egal und der Kopf frei ist. Aber vor allem war es Blasen, geschwollene
Hände, wunder Hintern, sich im Wald verlaufen und Angst haben und kein Quartier
finden. (Der Norddeutsche ist eben nicht auf Wanderer eingestellt.) Weit und
breit nur Waldgeräusche und ich. Sieben Stunden strammen Schrittes. Kaum
Pausen, kaum Essen – aber das Ziel vor Augen, das unbedingt erreicht werden
muss, EGAL WIE!
Es war auch eine mit Geld nicht zu bezahlende
Mitwanderin, ein Aufgeben gilt nicht, ein Ängste überwinden und die
Feststellung, dass es funktioniert und mehr geht, als man denkt, wenn man sich
selbst den Weg versperrt. Es war die Begegnung mit der Zivilisation, die
interessiert und belustigt schaute, wenn wir vom Wald in ihr Dorf kamen.
Und es ist das Gefühl, ohne Rucksack nicht
mehr gehen und stehen zu können, weil das Ding dich scheinbar zusammen und
aufrecht gehalten hat. Es ist auch Stolz, es geschafft zu haben.
Und schließlich ist es der dringende Wunsch
in den Wald zurückzukehren, spätestens wenn du bei deiner Rückkehr im Bus in
Hamburg sitzt und von einem Alkoholiker-Teenie fast bekotzt wirst.
Aber die
Erleuchtung ist es nicht.