Warum blogge ich eigentlich? Ob ich blogge,
mit dem Hintergedanken, entdeckt zu werden und vom Schreiben leben zu können?
Solche Fragen stellen nur Anfänger, selbst wenn viele Aufhörer immer noch
dieses Fünkchen Hoffnung in sich tragen. Und: Ich habe keine Antwort!
Vielleicht blogge ich wirklich, um grundsätzlich eine Möglichkeit zu haben,
Beiträge zu veröffentlichen – so ganz frei von der Zensur. Frei von der Zensur bin
ich allerdings nur, weil ich kaum Leser habe. Wo keiner guckt und liest, kann
sich auch niemand beschweren und zensieren. Das Internet als Medium erkannt und
entdeckt zu werden? Für wen? Ich glaube, hier gilt das, was auch außerhalb des
Internets gilt: Bekannt werden die, die Multiplikatoren haben – und die werden bei
Anmeldung nicht automatisch mitgeliefert. Vielleicht klappt das mit dem Singen
besser – als Schreiberling, der kein Interesse daran hat, seine Beiträge,
Geschichten und Romane auf einer Bühne zu tanzen oder medienwirksam in ein
Mikro zu schreien, kaum. Angeblich erhalten Buchverlage in Deutschland um die
80.000 Manuskripte im Jahr. Wer da glaubt, im Internet sei er besser
aufgehoben, um auf sich aufmerksam zu machen, ist schief gewickelt. Vielmehr
schwimme ich hier in einem Meer von Bloggern, die die 80.000 weit
überschreiten. Hier ist man noch egaler, wenn es das denn gibt. Beliebig. Hier
geben auch die ihren Senf dazu, die keinen geraden Satz formulieren können und nicht
mal eine grobe Vorstellung vom Wort Manuskript haben – und zwischen all denen
muss man erst mal gefunden werden!
Nicht nur ich musste schon feststellen, dass
Menschen in Verlagen keine Phantasie haben. Ein Verlag ist letztendlich auch
nur ein Gewinnmaximierungsunternehmen, nicht kreativ. Reichen Sie Exposé und Vita ein. Die Vita zählt dann aber nicht,
weil diese immer schon aufs Schreiben bezogen sein soll, was mir offiziell ja
noch niemand erlaubt hat. Immer soll man schon den ersten Schritt gemacht
haben. Und schließlich heißt es dann wieder: Tut uns leid, aber wir verlegen jetzt lieber das Buch von Manuela
Hundefänger, die sich dienstags erfolgreich auf Vox räkelt und auch schon gewinnbringend
glitzerpinke Klobrillen mit ihrem Konterfei drauf verkauft. Die Aufgabe und
das Glück in diesem Leben sind wohl nicht nur, seinen Platz zu finden, sondern
auch, diesen einnehmen zu dürfen. Und man muss sich davon losmachen, dass
dieser Weg logischen Regeln folgt.
Ja, vielleicht blogge ich auch deshalb. Es
ist auf den ersten Blick logisch, dass das Bloggen Türen öffnet, auf den
zweiten (realistischen) Blick völlig aussichtslos, aber die Hoffnung stirbt
zuletzt und ICH SEHE ES EINFACH NICHT EIN! Selbst, wenn ein Blog nicht die
richtige Frequenz sein sollte, ein anderer Kanal steht gerade nicht zur
Verfügung - keine Reality-Show für angehende Schriftsteller und Autoren.
Und, was soll’s? Natürlich will ich gern vom
Schreiben leben können. Andererseits lebe ich nur noch, weil ich schreibe –
lebe ich nicht allein deshalb schon davon?