Sonntag, 23. September 2012

Casting Blogger

Warum blogge ich eigentlich? Ob ich blogge, mit dem Hintergedanken, entdeckt zu werden und vom Schreiben leben zu können? Solche Fragen stellen nur Anfänger, selbst wenn viele Aufhörer immer noch dieses Fünkchen Hoffnung in sich tragen. Und: Ich habe keine Antwort! Vielleicht blogge ich wirklich, um grundsätzlich eine Möglichkeit zu haben, Beiträge zu veröffentlichen – so ganz frei von der Zensur. Frei von der Zensur bin ich allerdings nur, weil ich kaum Leser habe. Wo keiner guckt und liest, kann sich auch niemand beschweren und zensieren. Das Internet als Medium erkannt und entdeckt zu werden? Für wen? Ich glaube, hier gilt das, was auch außerhalb des Internets gilt: Bekannt werden die, die Multiplikatoren haben – und die werden bei Anmeldung nicht automatisch mitgeliefert. Vielleicht klappt das mit dem Singen besser – als Schreiberling, der kein Interesse daran hat, seine Beiträge, Geschichten und Romane auf einer Bühne zu tanzen oder medienwirksam in ein Mikro zu schreien, kaum. Angeblich erhalten Buchverlage in Deutschland um die 80.000 Manuskripte im Jahr. Wer da glaubt, im Internet sei er besser aufgehoben, um auf sich aufmerksam zu machen, ist schief gewickelt. Vielmehr schwimme ich hier in einem Meer von Bloggern, die die 80.000 weit überschreiten. Hier ist man noch egaler, wenn es das denn gibt. Beliebig. Hier geben auch die ihren Senf dazu, die keinen geraden Satz formulieren können und nicht mal eine grobe Vorstellung vom Wort Manuskript haben – und zwischen all denen muss man erst mal gefunden werden!
Nicht nur ich musste schon feststellen, dass Menschen in Verlagen keine Phantasie haben. Ein Verlag ist letztendlich auch nur ein Gewinnmaximierungsunternehmen, nicht kreativ. Reichen Sie Exposé und Vita ein. Die Vita zählt dann aber nicht, weil diese immer schon aufs Schreiben bezogen sein soll, was mir offiziell ja noch niemand erlaubt hat. Immer soll man schon den ersten Schritt gemacht haben. Und schließlich heißt es dann wieder: Tut uns leid, aber wir verlegen jetzt lieber das Buch von Manuela Hundefänger, die sich dienstags erfolgreich auf Vox räkelt und auch schon gewinnbringend glitzerpinke Klobrillen mit ihrem Konterfei drauf verkauft. Die Aufgabe und das Glück in diesem Leben sind wohl nicht nur, seinen Platz zu finden, sondern auch, diesen einnehmen zu dürfen. Und man muss sich davon losmachen, dass dieser Weg logischen Regeln folgt.
Ja, vielleicht blogge ich auch deshalb. Es ist auf den ersten Blick logisch, dass das Bloggen Türen öffnet, auf den zweiten (realistischen) Blick völlig aussichtslos, aber die Hoffnung stirbt zuletzt und ICH SEHE ES EINFACH NICHT EIN! Selbst, wenn ein Blog nicht die richtige Frequenz sein sollte, ein anderer Kanal steht gerade nicht zur Verfügung - keine Reality-Show für angehende Schriftsteller und Autoren.
Und, was soll’s? Natürlich will ich gern vom Schreiben leben können. Andererseits lebe ich nur noch, weil ich schreibe – lebe ich nicht allein deshalb schon davon?