Dienstag, 18. Oktober 2011

Bei dir piept' s wohl!

Ständig piept es überall. Was piept heutzutage nicht? Jedenfalls tun es Alarmanlagen (jetzt auch an Fahrrädern), rückwärtsfahrende LKWs, bremsende Busse, Backöfen in Supermärkten, Pfandautomaten, zu lang geöffnete Kassen, Rauchmelder wegen verbranntem Toast, Boards der Paketauslieferer, auf denen man den Empfang quittiert, Rollstühle... Und ich glaube, bei mir piept‘ s auch. Auf jeden Fall piept es bei meiner ehemaligen Mitbewohnerin, von der man behauptet, dass ich auf irgendeine Art und Weise mit ihr verwandt sei. Und, was mich zum Piepen bringt, ist der Ärger darüber, dass ich einfach noch nicht buddhistisch gelassen genug bin, darüber stehen zu können. Der kleine Giftzwerg schickte mir eine Freundschaftseinladung bei Facebook. So ein falscher Fuffziger! Das letzte, was ich über sie gehört habe, sind Äußerungen wie: Du solltest mal hören, was sie bei den Großeltern über dich erzählt… Die Welt ist ein Dorf, jedenfalls wenn man aus einem kommt, und dementsprechend verhält sich die soziale Kontrolle durch die Dorfgemeinschaft, in der jeder jeden kennt. Die Großeltern sind ja auch nicht gut auf dich zu sprechen, nachdem was in Hamburg vorgefallen ist! Bis heute ist mir allerdings unklar, worum es eigentlich geht, da es immer nur bei Andeutungen bleibt, wenn mir zugewandte Anverwandte darüber berichten. Vorgefallen ist genug, z. B., die erschreckende Tatsache, dass ich Freunde habe, die sich trauen, mich auf unserem Festnetz anzurufen, natürlich nur, um sie zu stören. Und, oh Gott, ja, ich habe ein echtes Sexualleben, während sie sich doch schon von Nachbarn, die mal fünf Minuten rummachen, so dass es im Innenhof schallt, gestört fühlt und ihnen am nächsten Tag die vergrößerte Kopie der Hausordnung an die Tür nagelt. Ist ja auch pfui Teufel und wie bei den Tieren und muss mit Uhrzeit dokumentiert und für Beschwerdezwecke festgehalten werden. Im Zuge dessen kommt sie nicht umhin, mir mit gerümpfter Nase mitzuteilen, dass sie ihrem Freund, wenn der am Wochenende mal was will, gleich klar gemacht hat, dass einmal reicht. Schließlich gäbe es ja auch noch andere Dinge zu tun, z. B., zu seiner Mutter in den Garten zu fahren. Die Ereignisse könnten ein ganzes Buch füllen, aber nichts davon kann so bescheuert sein, wie ihre Anfrage selbst. Es will gar nicht in meinen Kopf, wie sie auf die Idee kommt, dass ich mit ihr befreundet sein will. Mir ist schon klar, dass für die meisten auf Facebook befreundet nicht gleich befreundet ist. Je länger die Liste der sogenannten Freunde, desto mehr taugt sie als Statussymbol. Und ist ja auch eine nette Art für jede Läster-Schwester auf dem Laufenden zu bleiben. Aber, wenn sie annimmt, dass der Fakt, dass man sich Verwandte nicht aussuchen kann, automatisch dazu führt, dass man mit ihnen zumindest auf Facebook befreundet sein kann, ja, dann muss ich sagen: Bei dir piept’s wohl!