Mittwoch, 5. Oktober 2011

Verlockend wie Fußpilz

Ihr neuer Bankberater möchte Sie gern kennenlernen. Frau Richter, die bisher für Sie zuständig war, übernimmt nun andere Aufgaben hier bei uns im Hause.

Ich ihn aber nicht. Ich bin ungefähr so daran interessiert, ihn kennenzulernen, wie an einer hartnäckigen Variante von Fußpilz. Mir liegt nichts am persönlichen Kontakt zu meinem Bankberater. Das weiß auch Frau Richter, die zwar jahrelang für mich zuständig war, von der allerdings weder ich weiß, wie sie aussieht, noch sie ein Bild von mir hat. Und dabei will ich es grundsätzlich gern belassen. Denn, was hätten wir denn zu bereden? Es ist völlig ausreichend, wenn ich meine Überweisungsträger am Anfang des Monats in den dafür vorgesehenen Briefkasten in der Filiale meiner Wahl werfe, eben gerade die, die auf dem Weg liegt, und wenn ich meine restlichen Geschäfte an den dafür erfundenen Automaten tätige – also ab und zu einen Kontoauszug drucken und wenn der sagt, dass noch Geld da ist, das dann abholen. Dazu kommt maximal zweimal im Jahr ein visueller Direktkontakt mit dem jeweils diensthabenden Mitarbeiter in dem Kassenkäfig, wenn ich mal wieder festgestellt habe, dass eine Abbuchung ansteht und mein Konto dafür nicht gedeckt ist. Der im Kassenkäfig eingesperrte hasst mich dann gewöhnlich, weil ich alle Ein-, Zwei- und Fünf-Cent-Stücke, die ich die letzten Monate gesammelt habe, auf mein Konto einzahlen will. Das stößt meist auf genauso viel Verständnis wie meine Offenbarung, dass ich meinen neuen Berater nicht kennenlernen will. Die – ich nehme an Call-Center-Mitarbeiterin, die mich anrief, um den Termin zu vereinbaren – war völlig aus der Bahn geworfen. Ich signalisierte die Bereitschaft zum Erscheinen, wenn es etwas gäbe, wofür sich das Erscheinen lohnt. Dazu gehört nicht, den neuen Berater einfach nur kennenzulernen. Denn Berater wollen einen nicht einfach kennenlernen. Eine Bank ist ein Geschäft. Die wollen mir in der Regel was aufquatschen, was nichts mit mir zu tun hat. Ich hätte nicht mal ein Konto, wenn mit dem Fall nicht der totale soziale und gesellschaftliche Ausschluss und eine gewisse Interaktionsstarre verbunden wären. Ich kenne auch nur schmierige Bankleute. Welche, die immer noch glauben, Geld lasse sich unendlich maximieren und die nicht verstehen, dass ich kein Interesse an einer Immobilie habe. Mal davon abgesehen, dass ich dafür mit Geld planen müsste, was ich nicht habe (Oma hat schon gesagt, dass das gar nicht geht!!!), halte ich den Zustand oder die Aussicht darauf, immobil zu sein, für überhaupt nicht verlockend. Genauso wenig wie das Gespräch in der Bank.