Freitag, 7. März 2014

Follow me! I’m TOP IT GIRL.


Ich weiß nicht, was mich dazu trieb. Langeweile, weil ich aufgrund eines bisher nicht näher bestimmbaren Infektes, der möglicherweise ansteckend ist, aus dem Verkehr gezogen wurde, oder war es einfach der Anblick von Ozzy Osbourne vorletzte Nacht, der Anblick von Dekaden langer Drogensucht, der mich selbst stoned werden ließ? God bless Ozzy Osbourne!

Ich fand es plötzlich jedenfalls eine tolle Idee eine andere Persönlichkeit anzunehmen und diese auf Twitter zu präsentieren. Na ja, wenn man es genau nimmt, eine Person ohne Persönlichkeit: Top it girl. Dieser Name ist mir auf Toilette eingefallen, weil es ja einerseits wirklich die Krönung ist und andererseits unbedingt it girl enthalten sein sollte. Zuvor hatte ich gerade einen Artikel gelesen, in dem es darum ging, wie sehr die Buchindustrie lügt, um Bücher zu verkaufen. ("Filmrechte schon an 20th Century Fox verkauft" oder "New York Times Bestseller" - Es versteht sich von selbst, dass auf meinen Blog beides zutrifft ;)) Mit it girl verkauft sich im Moment ja scheinbar alles. Kann ich mich selbst verkaufen? Meine Oma hat schon immer gesagt, dass die Leute beschissen werden wollen. Na, dann mal los!

Ich hatte mich noch kaum angemeldet, sprich den Namen eingegeben, da hatte ich schon drei Follower. In den ersten zehn Minuten kam ich bereits auf vier. Ich folgte schnell mal allen Dummbratzen, die girls sind und mit it (was auch immer das ist) Geld verdienen, also allen, die ich verabscheue. Ich zündete ein Feuerwerk der Belanglosigkeiten, gab mich als ‘columnist, blogger, traveler‘ aus und lud dazu mal ein schönes Palmenbild für den Hintergrund hoch und eins mit wallender blonder Mähne am Meer als Profilbild. It's never too late to live your dreams. Selbstverständlich wohne ich sowohl in den USA als auch in Germany. Und, was soll ich sagen, ruckzuck folgten mir Menschen aus Idaho und Kentucky, die aussehen wie Tripel-Versionen von Daniela Katzenberger. Oder Bobbi aus Schottland, wo ich gar nicht so genau weiß, welchem Geschlecht er/sie/es angehört - sieht n bisschen aus wie Tokio Hotel.

Ich tweetete mich in Rage. Yeah! I like it! I have fun! Ein bisschen schizophren, denn ich war auf einmal top it girl und kurz davor mir die Nägel machen zu lassen und zum Friseur zu gehen und Bilder davon zu posten. Ich verlinkte und verhashtaggte alle Follower und begrüßte sie persönlich.

Nachmittags war ich schon so fertig, dass ich erst mal ein Nickerchen machte. Und, was soll ich sagen? Top it girl ist dem Schlaf erlegen und hat abends dann noch ihren Twitter Account gelöscht, an den bereits zahlreiche Onlineshops gemailt hatten. Please add me and take a look on my website.

Oh, Oma, die Leute wollen wirklich beschissen werden. Denken ist out. Da müh ich mich jahrelang ab und hab genau drei Leser, von denen einer ich selbst bin und top it girl beeindruckt allein durch nicht beeindruckende Präsenz. Bloße Versprechungen reichen aus.

Und? Kann ich mich selbst verkaufen? Ja, wenn ich alles hinterm Berg halte, was mich ausmacht. Und nein, auf keinen Fall. Ich halt es nicht aus!! Und das ist gut so. Mein Fazit: Es ist quasi ein Leichtes eine Gefolgschaft von Dummbratzen, Verzweifelten und anderen Suchenden aufzubauen,  aber schwer ist, Menschen zu finden, die auch lesen können... Top it girls Zielgruppe wird niemals meine sein. Aber vielleicht versuche ich es demnächst mit einem Kompromiss und kündige mich selbst erst mal als Germany's next topblogger an. Wenn's hilft ;)