Dienstag, 13. Dezember 2011

Einfach mal die Klappe halten

Es ist gerade zwei Wochen her, dass ich gekündigt habe und schon kennen mich meine neuen Kollegen besser als ich sie. Aber eher so wie bei Stille Post. Das ist vielleicht für Kinder lustig. Mir ist das Lachen vergangen. In dem Personalgespräch, welches meiner Ansicht nach vertraulich ist - sonst könnte ich meine Personalakte ja auch an das Schwarze Brett in der Kaufhalle nageln - gab ich bekannt, zu welcher Firma XY ich wechseln werde. Am nächsten Tag wussten es eigentlich alle Kollegen. Nun ist es so, dass wir mit Firma XY regelmäßig zu tun haben, was die Chefin zum Anlass nahm, sich während eines Telefonates beiläufig bei einem Mitarbeiter von XY darüber zu beschweren, dass man mich abgeworben hätte, was nur bedingt richtig ist und der Mitarbeiter entsprechend ahnungslos, denn in der Niederlassung, in der sie anrief, fange ich gar nicht an. Da alle Mitarbeiter der Firma XY allerdings eine gemeinsame Weihnachtsfeier haben, wurde dies gleich heiß diskutiert und es wurden Vermutungen laut, ich wisse selbst gar nicht, wo ich denn nun meinen neuen Job antreten werde. Ja, so sehe ich aus.
Warum können Menschen nichts für sich behalten? Warum muss alles die Runde machen? So wie mein Foto, welches bereits auch schon dem ein oder anderen Mitarbeiter von XY per Mail zuging, ohne dass ich gefragt wurde und nur damit man mich dann auf dem Flur ab Januar auch erkennen wird. Vielleicht will ich gar nicht erkannt werden und erst mal in Ruhe da anfangen, ohne schon einen Ballast mit mir rumzuschleppen, dass jeder, aber auch wirklich jeder bei XY, schon irgendetwas von mir gehört hat! Gefährliches Halbwissen.
Was das Foto betrifft, so ist da nicht mein jetziger Arbeitgeber schuld, sondern dies ist dem Überschwang der Gefühle meiner Freundin geschuldet, die es gut meinte und ihren ehemaligen Anleiter aus dem Praktikum, der ab Januar ein Stockwerk über mir sitzen wird, schon mal visuell vorbereitete. Wahrscheinlich erkennt er mich nun, ich ihn aber nicht. Ein wildfremder Mann hat ein Foto von mir. Ich habe ihn einmal flüchtig gesehen - im Studentenwohnheim, als ich aus der Dusche kam und ein Handtuch um den Kopf gewickelt hatte. Um nicht noch mehr Missverständnisse entstehen zu lassen: Der Rest von mir war auch bedeckt.
Hamburg ist ein Dorf und so ist es auch nicht verwunderlich, dass ich schon weiß, dass mein neuer Bürostuhl geliefert wurde.