Wenn ich mal drei Stunden für mich abzwacken könne,
dann solle ich schwimmen und in die Sauna gehen. Das sei das Beste. Hat die
Ärztin gesagt. Ich habe mir das ja wirklich zu Herzen genommen... und fuhr in
die Innenstadt.
Ohne Anhang und To-do-Liste, ohne den Ansatz von
Erledigungen oder Nützlichkeitsdingen. Einfach mal treiben lassen. Über den
Rathausmarkt gehen, wenn noch keine Sau da ist, abgesehen von einem Polizisten,
der vor dem Rathaus auf und ab geht. Wie geil ist das denn?? Die Luft, der
nahende Frühling, die Frische am Morgen, das schönste Rathaus der Welt, an der
Alster... und ich hab das alles (fast) für mich ganz allein. Wieso gehen, wenn
ich tanzen kann? Ach, was sag ich: Fliegen!
Naturhigh nahm ich den 5er und fuhr zur Uni. Ganz wie
früher. Einen Abstecher in den Copy Shop, ein Frühstück in der Mensa, einen völlig
überteuerten kleinen Caffe Latte bei Balzac am Grindelhof. Und da war es: Es
machte sich nach langer Zeit mal wieder so etwas wie Hoffnung und Optimismus
breit. So richtig breit. So sah ich wahrscheinlich auch aus. Alle kamen mir
total nett vor. Ich bin geheilt.
Ich brauche keine Pillen, keine Sauna und kein
Schwimmbecken. Ich brauche Platz und Zeit und Frühlingsluft. Ich brauche die
Uni, die Mensa und alles drum herum - einen Ort, der mir das Gefühl vermittelt,
dass noch alles möglich ist, die Zukunft noch vor mir liegt, auch wenn ich
gerade nicht weiß, wo ich wie am besten abbiegen soll. Hier ist's jedenfalls
erst einmal ganz schön. Ich bin verliebt. Und gönn mir gleich nochmal mit dem
5er die Runde durch die Stadt.