Wie ich hier so
sitze und einen Schluck Käse, na gut, ist Kaffee, aus Muddis Muttis Katzentasse
trinke, stellt sich mir ernsthaft die Frage, wie ich kulinarisch als Kind in
diesem Haushalt überleben konnte. Bei Mutti ist alles abgelaufen, analog oder
aus Glutamat. War das schon immer so? Und fand ich das normal? Vor allem: Hat es
mir geschmeckt?? Irgendwie ekelt es mich heute vor den meisten Sachen. Und dann
mache ich was ganz Unvorstellbares: Ich esse trotz Hunger lieber gar nichts
oder nur ganz wenig. Also, irrsinniges Verhalten, völlig wider meiner Natur.
Aber das ist auch nichts Neues. Ernährungsexperimente
sind offenbar meine Lebensaufgabe - der geneigte Leser und Verfolger dürfte es
bereits wissen. Da fällt mir ein, mit 13 oder 14 habe ich mich lediglich von
Toast und Gurke ernährt. Nun gut, weniger Muttis Schuld als die der Ärzte, weil
wir (meine Freundin und ich) es als Fans für nur konsequent und richtig hielten
Vegetarier zu werden, weil es Farin Urlaub auch war oder sein sollte. Und
damals hatten wir oder man im Allgemeinen einfach keine Vorstellung davon, was
Vegetarier so essen könnten, außer Toast und Gurke. Nebenbei haben wir dann
viel geraucht und gesoffen. Wegen der Gesundheit war's wohl also nicht. Aber
wahrscheinlich wegen der Tiere. Jedenfalls behaupteten wir das damals... und
nagten weiter morgens, mittags und abends am Toast mit Gurke. War wohl wegen
Farin, wegen unserer Diätbemühungen und vielleicht auch die Spannung, wer
zuerst hinschmeißt und ein Viech isst. (Übrigens: Gewonnen.)
Viecher sind
zwar nach wie vor nicht mein Ding, aber mein Nahrungsspektrum ist doch wieder
etwas umfassender als Toast und Gurke. Neulich wollte ich die Haferflocken, für
die sich mein Kind in keiner Variante erwärmen konnte, mal richtig ordentlich
verwursten und das Waffelrezept auf der Packung ausprobieren. Total Natur,
total ökologisch wertvoll und ohne Gift. Ich hätte gleich stutzig werden
müssen: Gesunde Waffeln? Da kann irgendwas nicht stimmen. Und es stimmte hinten
und vorne nicht. Total misslungen. Der Teig war vielleicht ökologisch wertvoll,
aber ungenießbar bzw. in einem Aggregatzustand, der sich durch das Aufbacken
kaum oder gar nicht veränderte. Sabsch statt Waffeln. Ich hab's dreimal
versucht, geprüft, verbessert. Nix.
So komme ich nicht umhin, festzustellen, dass ich kulinarisch überlebt habe, weil Muttis Waffeln (und andere Gerichte) vielleicht vor Zucker und ganz bösen Zutaten strotz(t)en, nichts für Besseresser, Besserwisser, Genussverweigerer oder andere Essgestörte sind - dafür aber immer gelingen und Spaß machen und vor allem sind sie ESSbar und halten den Motor am Laufen. Während meine Waffeln (und auch zahlreiche bisherige andere Kochversuche wertvoller Art) der Mülleimer gegessen hat und selbst dem sind sie schlecht bekommen.
Ich glaub, ich geh
nochmal in die Küche und hol mir so einen Schluck Käse. Schadet vielleicht doch
nicht. Immerhin schon ein paar Jahrzehnte geschafft.
PS: Und bei genauerer Betrachtung sahen doch auch die Waffeln aus wie ein Schluck Käse...
PS: Und bei genauerer Betrachtung sahen doch auch die Waffeln aus wie ein Schluck Käse...