Freitag, 14. Dezember 2012

Überrannt von unschönen Dingen

So sehr ich grundsätzlich adventlich eingeschwungen bin, so bin ich gegenwärtig auch genervt. In diesen Tagen wird man quasi überrannt von unschönen Dingen, die sich leider nicht ausblenden lassen. Angefangen hat es mit der spontifixen Idee einer Kollegin, die uns anpries, die Weihnachtsfeier in diesem Jahr in unserem Büro abhalten zu können. Jeder bringe etwas mit und dann wird‘s schon gemütlich - so wie früher. Früher hab ich da noch nicht gearbeitet, aber es muss heiß hergegangen sein. Abgesehen davon, dass ich wenig Wert darauf lege, mich über die Arbeitszeit hinaus mit einigen Kollegen aus unserem Haifischbecken zu umgeben, habe ich auch keine Lust, mit denen heiß zu werden. Wir haben es innerhalb der letzten Monate kaum geschafft, warm zu werden. Wie auch immer. Viel mehr zu schaffen, macht mir da der Teil mit Jeder bringt was mit! Kochen ist ja in und wird leidenschaftlich von der Mehrzahl der Arbeitskollegen ausgeübt. Man is(s)t anspruchsvoll. An mir ist dieser Trend des Kochens irgendwie vorbeigegangen, nein, eigentlich sogar gerannt, vor mir davon gelaufen; hier und da mal ein kleiner Anfall, der schnell vorüberging und nicht dazu geführt hat, dass ich da irgendwelche nennenswerten Kompetenzen entwickeln konnte, so dass meine Küchen-und Kochkenntnisse sich eher auf Erstsemesterniveau befinden (gerade bei Mutti ausgezogen). Dementsprechend verfüge ich weder über Vorräte noch über spezielle Zutaten und Gewürze. Speziell wäre in meinem Fall schon Knoblauch. Brauch ich nie. Hab ich nicht. Das heißt, die Beschaffung der Zutaten - für selbst das einfachste Gericht - bedeutet in meinem Fall schon ein Großeinkauf und kostet mehr als der gewöhnliche Anteil für eine stinknormale Weihnachtsfeier mit Vollverpflegung und Bespaßung. Grr. Ich verfüge auch über kein Behältnis, in dem ich solche Mengen an Nahrung, die da als Beitrag von mir verlangt werden, transportieren könnte. Spätestens da erscheint mir doch der Begriff Weihnachtsfeier nicht angemessen. Grund zu feiern, ist das alles nicht. Aber leider konnte ich gar nicht so schnell gucken, wie ich ungefragt von allen Seiten überstimmt wurde.
Nachdem ich ein Rezept gefunden hatte, das als simpel eingestuft ist, hab ich gestern im Supermarkt schon mal den Proberundgang gemacht, ob ich da dann nächste Woche auch alles finde, was ich so brauche. Im Leben hab ich z.B. noch nie getrocknete Tomaten gekauft und weiß nicht annähernd, wo die liegen (oder stehen?!) könnten. Aber was soll ich sagen? Weniger die Zutaten, viel mehr fiel mir da die neueste Spendenaktion ins Auge. Mehr als kurios. Nächstenliebe 2.0: Hinter der Kasse sind jeweils Körbe aufgestellt, in die man vorher gekaufte Waren tun kann, um sie der Tafel zu spenden. Erst dachte ich: Super Idee. Dann: Abzocke. Alles entbehrlich. Wenn der Supermarktchef nicht jeden Abend alles in die Container schmeißen lassen würde, was annähernd das Verfallsdatum überschritten hat, dann bräuchte nicht ein Mensch spenden (und dafür extra bezahlen), sondern es wäre mehr als genug für die Tafel übrig und die Körbe würden überquellen.
Von Spendenaktionen habe ich diese Woche sowieso die Nase voll. An jeder Ecke wird um eine Spende gebeten. Morgens im Radio, tagsüber auf der Straße, nach Feierabend in der Post und abends im Fernsehen. Die Not ist scheinbar zur Weihnachtszeit am größten oder geht man davon aus, dass unser Herz zu dieser Zeit ganz groß ist und wir umso spendabler? Selbst, wenn dies so sein sollte: Irgendwann ist dennoch die Schmerzgrenze erreicht. Wenn aus bitten, betteln wird. Auch, wenn es für die Umwelt ist, aber da bin ich mir im Nachhinein auch nicht mehr so ganz sicher. Als ich vorgestern aus dem Globetrotter marschierte, sprach mich am Ausgang eine Greenpeace-Frau an. Und ich muss sagen, Greenpeace habe ich auch für schlauer gehalten. Natürlich wollte man mir die Mitgliedschaft ans Herz legen. Soweit in Ordnung. Dann bat man um meine Unterschrift zum Schutz der Arktis. Auch gut. Ich sollte unterschreiben und irgendwann würde meine Unterschrift dann mit allen anderen in einer unzerstörbaren Kapsel vier Kilometer unter dem Pol versenkt werden. Ich zitiere: "Mit Ihrem Namen - aufbewahrt in einer unzerstörbaren Kapsel am Nordpol - treten Sie für den Schutz der Arktis ein!" Da war ich draußen. Wenn es so einfach wäre! Mir stellt sich hier vor allem die Frage, ob die Arktis noch mehr Müll gebrauchen kann, besonders in Form einer unzerstörbaren Kapsel?! Wie genau soll ihr das jetzt helfen?
Ich werde mir das mal genauer überlegen. Oder auch nicht. Vielleicht hat Greenpeace ja Lust darauf zu antworten. Ich trink jetzt Glühwein und mach Platz für schöne Dinge.