Man gewöhnt sich ja an alles. Sogar an
gelangweilte, übersättigte Kinder, die zu nachtschlafender Zeit am 31. Oktober
an Türen klingeln, aus Gründen, die sich mir nicht erschließen, die mehr oder
weniger motiviert einen Spruch aufsagen und die dann unzufrieden mit dem sind,
was man ihnen in das eigens für diesen Tag industriell gestaltete Behältnis
wirft. Da versuchen sie der alten Dame von nebenan anschließend doch lieber
gleich etwas Kleingeld abzuschwatzen. Nur Bares ist Wahres. Das kann Kind nicht
früh genug lernen.
Und heute? Heute ist der 17. November, wenn
ich nicht irre und was sahen meine von der Erkältung noch leicht geschwollenen
Augen?? Winterzauber am Wandsbek Markt? Hallo? Meine Uroma,
eine sehr weise Frau, hat immer gesagt: Kein Advents- und Weihnachtsschmuck vor
Totensonntag! Ich will hier gar nicht den Anschein erwecken, aus einer
besonders bibelfesten Familie zu kommen, aber alles andere fühlt sich für mich
irgendwie unnatürlich an. Dabei hatte ich mich gerade damit abgefunden (…und es
hat Jahrzehnte gedauert!), dass bereits im August Schokoweihnachtsmänner zu
haben sind, während alle Welt noch Tanga statt dicker Angora-Unterwäsche trägt
und der Schokoweihnachtsmann auf dem Weg nach Hause vermutlich zu schmelzen
beginnt.
Gerade diese Woche, als ich im Fieberwahn und
flügellahm im Bus saß und mich zum Arzt keuchte, sah ich in dem einen oder
anderen Vorgarten in Bramfeld schon mal einen Lichthirsch. Und die Woche davor
waren irgendwo schon Fenster geschmückt und beleuchtet, als ich abends von der
Arbeit kam. Ach, und nun heute das: Winterzauber. Nennt es, wie ihr wollt, aber
für mich ist das ein Weihnachtsmarkt. Ich dachte, der Irrtum wäre einmalig, denn
soweit ich erinnere, fand das im letzten Jahr schon statt und wurde von mir
boykottiert. Soviel Glühwein kann ich gar nicht trinken, als dass es mir nicht
mehr widerstrebt und ich meine Goldene Regel vergesse: Keine adventlichen und
weihnachtlichen Anwandlungen in jedweder Form vor dem 1. Advent! Strikte
Verweigerung! Aber dann geht es ab…