Sonntag, 21. Oktober 2012

Erwachsensein ist ein Arschloch

Ich gehöre zu den Menschen, die von Lady Gaga gelangweilt sind. Ihre Musik erinnert mich an Eurodance aus den 90ern und mindestens die Hälfte ihrer Klamotten habe ich auch schon mal irgendwo an anderen gesehen, vermutlich an Madonna. Aber der Jugend kann man die Jugend nicht vorwerfen. Für die ist das neu - für mich lediglich ein weiteres Indiz doch nicht mehr 13 zu sein. Manchmal erfüllt mich so eine Sehnsucht. Von Kopf bis Fuß verzehre ich mich nach 13. Das ist irgendwie in mir, ohne dass es noch mal raus darf. Aber es will so gerne. Ich habe das Gefühl, ich bin oft nur einen Steinwurf von dem entfernt, was ich sonst nur über andere lese. Seine Wünsche und Handlungen stehen in keinem adäquaten Verhältnis. Das eigene Vermögen und andererseits die Vorstellung und Wahrnehmung bezüglich der eigenen Fähigkeiten stehen in keinem angemessenen Verhältnis. Was ist denn angemessen? Ist es angemessen, wenn ich mein inneres Kind oder meine Phantasien im Griff habe? Angemessen oder nicht: Wollen wir letztendlich nicht alle dasselbe?
Die Sehnsucht in mir lässt sich nicht abstellen, doch stirbt die Hoffnung nicht zuletzt? Vielleicht ist die Chance an sich schon gestorben, aber so lange ich das Gefühl habe, sie lebt in mir, gehe ich dem Licht entgegen. Oder ist es angemessen - angebracht - Träume aufzugeben? Und wenn ja, wann ist der Zeitpunkt dafür?
Manchmal wünschte ich, ich würde es machen können wie früher, da habe ich mit meinem Lippenkonturenstift meine Augen dramatisch angemalt, so dass jeder Lehrer sagte, ich würde auch wirklich krank und schlimm aussehen und dann durfte ich ohne Konsequenzen nach Hause gehen und den ganzen Tag hatte ich zur freien Verfügung, während meine Mutter nichtsahnend arbeiten war und meine Schwester in der Grundschule. Heute muss ich die Miete zahlen. Eine eigene Wohnung ist das Ende der Freiheit, obwohl alle Jugendlichen denken, da würde sie erst anfangen.
Als neulich mal wieder ein Friseurbesuch misslang und meine Haare anstatt gesträhnt scheckig daher kamen und ich dann selbstständig meine Kreativität am Pony auslebte, um den Schaden zu begrenzen, fand ich mich danach richtig punkig und freute mich - bis mir einfiel, dass ich am Montag wieder arbeiten muss und ich damit nicht konform genug aussehe. Konform für einen Job, in dem es zwei goldene Regeln gibt: 1. Immer zuerst die Zuständigkeit prüfen. Im besten Fall ist man nicht zuständig. 2. Wer viel nach außen gibt, läuft Gefahr, auch viel zurück zu bekommen. Wann ist das passiert? Ich habe die Revolution quasi für ein Paar Turnschuhe verraten! Nun bin ich sonntags schon total genervt und steh spätestens um 10 auf. Sonst kann ich abends ja nicht rechtzeitig einschlafen und komme am Montag nicht um 5:45 Uhr aus dem Bett.
Wo ist die Liebe geblieben? Die Liebe an allem, für alles. So wie ich meine beste Freundin geliebt habe oder den ein oder anderen Popstar. Wo das Leben noch Leidenschaft und Poesie und die Vorstellung von dem war, was ich vom Leben erhoffte. Hunger nach Leben. Bedeutung für andere. Wo es nur schwarz und weiß gab, wo es keinen Unterschied zwischen dem Ende einer Liebe und dem Ende der Welt gab. Manchmal macht sie sich bemerkbar. Ist sie unsterblich? Zumindest ist es die Erinnerung daran und die erfüllt mich, wie mich früher die Hoffnung erfüllte. Und darum habe ich in der Küche gerade ein Take That Konzert gegeben und so richtig mein inneres Kind oder auch meine innere Schlampe befreit.