Freitag, 6. Juli 2012

Sommer vorm Balkon

Ich weiß noch, wie es war: Zeugnisausgabe und dann die Unendlichkeit des Sommers, die Ewigkeit im Blick und die Gewissheit, dass die Schule so weit entfernt ist, dass der Wecker scheinbar nie mehr klingeln wird und ich nur im Moment leben kann, synchron mit dem Tag und ohne Verpflichtung zu Nützlichkeitsdingen.
School’s out for summer – Bei mir ist school out forever und mein Leben besteht nur noch aus Nützlichkeitsdingen. Na ja, fast. Neulich ist es mir gelungen eine Woche überhaupt nicht nützlich zu sein. Herrlich! In einer Ferienwohnung, wo mein Balkon 5 Meter vom Meer entfernt war und ich genau wusste, dass Sonne gefährlich ist, ich aber nichts dagegen tun konnte, dass es mich magisch zu ihr zog, um mein Akku aufzuladen. Nicht sonnengebräunt, sondern sonnengebrannt. Scheiß egal. Ich war noch nie so sicher, für das Meer geboren worden zu sein, fürs schnurcheln auf der Hängematte, fürs surfen, fürs von Sonne umgeben sein und zufrieden in den Tag hineinleben. Das Meer war leider noch nicht ganz so weit wie ich – mit bescheidenen 13 ° C...
Aber egal, ich gleite, ich bin die Leichtigkeit des Seins. Meer ist alles, ich bin Meer und mein mich begleitender Freund schon völlig eifersüchtig, weil ich den ganzen Tag nur davon spreche. Wovon auch sonst? Alles ist so fantastisch, dass ich einfach nichts zu bemängeln habe. Mein Gehirn arbeitet vielleicht noch zu 30 % - gerade genug, um die überlebenswichtigen Grundbedürfnisse zu managen. Ich beobachte Möwen und finde sie drahtig. Ich höre die Wellen und lachende Menschen im Café unter meinem Balkon, wenn ich ein Nickerchen halte, was ich gleich nach dem Aufstehen und dem Morgenkaffee mache.

Ich weiß einfach nichts mehr, was mich in meinem anderen Leben ausmacht, und es ist mir völlig egal. Ich bin der alte Mann die junge Frau und das Meer!