Donnerstag, 14. Juni 2012

Me and my drama solved by ME AND MY DRUMMER


In jedem Urlaub ein Mensa-Gedächtnistag. Das muss! Da kenn ich mich aus. Da bin ich zu Haus. Und auch heute habe ich mich wieder überaus zu Hause gefühlt. Gefährlich – in vielerlei Hinsicht. Gefahr Eins: Das Essen. Ich bilde mir ein, früher war alles besser. Salat musste noch nicht abgewogen werden und auch die Nudelportionen nicht. Heute ist der pleite, der sich ordentlich an der Nudelbar draufschaufelt und dann an die Mensakasse geht, wo in Gramm abgerechnet wird. Ganz doof, wenn die Frage kommt: Student? Alter kostet extra, extra wie exmatrikuliert. Die fetten Jahre sind vorbei. Und auch das in vielerlei Hinsicht. Zum einen hab ich zwar einen Riesenberg Spaghetti bekommen, von der Soße allerdings nur eine mickrige Kelle. Ich bin nicht gerade dafür bekannt, Soßen zu mögen, aber das war selbst mir ein bisschen dürftig und führte leider dazu, dass ich gegen drei Uhr schon wieder solchen Hunger hatte, dass ich eine Jumbotafel Milka aß. Zum anderen (ist es wahr?) wird die Mensa – zumindest einmal wöchentlich – vegan! Neben Pressfleisch und anderen Möglichkeiten auf dem Weg zur Mensavergiftung, nun also Essen aus Blumen.

Genug vom Essen, nun zu Gefahr Zwei: Me and my drama, der Lockruf der Uni, mich wieder einschreiben zu wollen. Nicht doch noch ein Master, ein bisschen Forschung, Gespräche mit Inhalt und fachlicher Auseinandersetzung? Seitdem ich neulich feststellte, dass ich mittlerweile so aussehe, wie mein aktueller Job sich anfühlt (nämlich alt und unflexibel, ja geradezu verbittert), erscheint mir die Uni mein perfekter Jungbrunnen, ein Neuanfang, ein Impuls, eine Wiederbelebung, neue Möglichkeiten… Halt, Stop! Neue Möglichkeiten? Da war doch was! Und dann kreuzt auch sie noch meinen Weg, eine ehemalige Kommilitonin, die mir den Master in höchsten Tönen anpreist, in dem sie sich nun auch tummelt. Vollgepackt mit studentischen Auslagen und Zeitschriften und mein Motivationsschreiben zumindest im Kopf schon mal vorformuliert, fahre ich nach Hause, wo ich mich vor den PC setze und auf die Uni-Seite surfen will, nicht ohne vorher noch einen Abstecher zu YouTube zu machen, um herauszufinden, welche Offenbarung sich mir neulich auf ZDFkultur bot… Ja, und da bin ich dann hängengeblieben und höre das Lied seitdem in Endlosschleife. ME AND MY DRUMMER. Der Bandname, so schlicht wie das Werk bombastisch ist. Über Geschmack lässt sich streiten, aber ich finde sie nicht nur toll, ich bin ihnen zu Dank verpflichtet! Mein aktuelles Lieblingslied ist ein Schatz, quasi die Vereinigung all dessen, was ich jemals anstrebe bzw. schon erlebt habe. Wenn ich Bilder im Kopf habe, die ich nicht malen kann, würden sie so aussehen, wie das Lied klingt. Theatralisch, emotional, ausdrucksstark und doch einfach. Einfach fantastisch. Anmutig, tragisch, dramatisch, poetisch. Das ist nicht einfach ein Lied, das ist ein ganz großer Auftritt.  Und vor allem ist es die Konfrontation damit, mich nicht schon wieder im Netz der Was-Wäre-Wenns und Wenn-Danns zu verheddern - und die Ermahnung hinsichtlich der beschränkten Zeit, die mir bleibt, etwas zu erschaffen, was sich liest, wie die Musik klingt. Mir fehlen die Worte. Und das ist schlecht, denn die brauch ich, um zu schreiben. Buchstaben sind meine Noten. Was will ich mit einem Master? Ich komponiere.