In jedem Urlaub ein Mensa-Gedächtnistag. Das
muss! Da kenn ich mich aus. Da bin ich zu Haus. Und auch heute habe ich mich
wieder überaus zu Hause gefühlt. Gefährlich – in vielerlei Hinsicht. Gefahr
Eins: Das Essen. Ich bilde mir ein, früher war alles besser. Salat musste noch
nicht abgewogen werden und auch die Nudelportionen nicht. Heute ist der pleite,
der sich ordentlich an der Nudelbar draufschaufelt und dann an die Mensakasse
geht, wo in Gramm abgerechnet wird. Ganz doof, wenn die Frage kommt: Student?
Alter kostet extra, extra wie exmatrikuliert. Die fetten Jahre sind vorbei. Und
auch das in vielerlei Hinsicht. Zum einen hab ich zwar einen Riesenberg
Spaghetti bekommen, von der Soße allerdings nur eine mickrige Kelle. Ich bin
nicht gerade dafür bekannt, Soßen zu mögen, aber das war selbst mir ein
bisschen dürftig und führte leider dazu, dass ich gegen drei Uhr schon wieder
solchen Hunger hatte, dass ich eine Jumbotafel Milka aß. Zum anderen (ist es
wahr?) wird die Mensa – zumindest einmal wöchentlich – vegan! Neben
Pressfleisch und anderen Möglichkeiten auf dem Weg zur Mensavergiftung, nun
also Essen aus Blumen.
Genug vom Essen, nun zu Gefahr Zwei: Me and
my drama, der Lockruf der Uni, mich wieder einschreiben zu wollen. Nicht doch
noch ein Master, ein bisschen Forschung, Gespräche mit Inhalt und fachlicher
Auseinandersetzung? Seitdem ich neulich feststellte, dass ich mittlerweile so
aussehe, wie mein aktueller Job sich anfühlt (nämlich alt und unflexibel, ja
geradezu verbittert), erscheint mir die Uni mein perfekter Jungbrunnen, ein
Neuanfang, ein Impuls, eine Wiederbelebung, neue Möglichkeiten… Halt, Stop!
Neue Möglichkeiten? Da war doch was! Und dann kreuzt auch sie noch meinen Weg,
eine ehemalige Kommilitonin, die mir den Master in höchsten Tönen anpreist, in
dem sie sich nun auch tummelt. Vollgepackt mit studentischen Auslagen und
Zeitschriften und mein Motivationsschreiben zumindest im Kopf schon mal
vorformuliert, fahre ich nach Hause, wo ich mich vor den PC setze und auf die Uni-Seite
surfen will, nicht ohne vorher noch einen Abstecher zu YouTube zu machen, um
herauszufinden, welche Offenbarung sich mir neulich auf ZDFkultur bot… Ja, und
da bin ich dann hängengeblieben und höre das Lied seitdem in Endlosschleife. ME
AND MY DRUMMER. Der Bandname, so schlicht wie das Werk bombastisch ist. Über
Geschmack lässt sich streiten, aber ich finde sie nicht nur toll, ich bin ihnen
zu Dank verpflichtet! Mein aktuelles Lieblingslied ist ein Schatz, quasi die
Vereinigung all dessen, was ich jemals anstrebe bzw. schon erlebt habe. Wenn
ich Bilder im Kopf habe, die ich nicht malen kann, würden sie so aussehen, wie
das Lied klingt. Theatralisch, emotional, ausdrucksstark und doch einfach.
Einfach fantastisch. Anmutig, tragisch, dramatisch, poetisch. Das ist nicht
einfach ein Lied, das ist ein ganz großer Auftritt. Und vor allem ist es die Konfrontation damit,
mich nicht schon wieder im Netz der Was-Wäre-Wenns und Wenn-Danns zu verheddern
- und die Ermahnung hinsichtlich der beschränkten Zeit, die mir bleibt, etwas
zu erschaffen, was sich liest, wie die Musik klingt. Mir fehlen die Worte. Und
das ist schlecht, denn die brauch ich, um zu schreiben. Buchstaben sind meine
Noten. Was will ich mit einem Master? Ich komponiere.