Freitag, 12. August 2011

Marathon

Ich bin moppelig und habe keine Waage. Wozu auch? Meine Lieblingshose ist der beste Maßstab und die passt irgendwie nicht mehr. Das will ich ändern und hatte DIE Idee. Ich laufe einen Marathon. Das ist eine Herausforderung, die ich in meinem langweiligen Leben brauche und ganz nebenbei werde ich dann auch wieder in meine Hose passen. Denn klassische Diäten sind nichts für mich. Ich verfüge nicht über tausend verschiedene Gewürze, die man für die Zubereitung scheinbar aller Diätrezepte der Welt braucht, und ich will sie mir auch nicht kaufen. Ich arbeite auch nicht in einem Büro, wie wohl sonst alle Frauen, die Diätratgeber lesen, und sich immer in kleinen Döschen das jeweilige Tagesprogramm in kleinen Portiönchen für die Pausen zur Arbeit mitnehmen sollen. Außerdem ist mir dieser Diätkram zu kompliziert, zu zeitaufwendig und ich habe einfach keine Lust drauf. Das ist so lebensfeindlich und unpraktisch. Mal abgesehen davon, dass in mir neben einer mecklenburgischen Bäuerin auch eine Französin wohnt, die ordentlich ernährt werden will. Und wenn man einmal das Hungern versucht hat, muss man sich eingestehen, dass man dann gleichzeitig auch das Fernsehen aufgeben sollte, denn dort werden eigentlich ununterbrochen Lebensmittel beworben, die man sich im Zustand stärkster Bewusstseinstrübung durch Hunger am liebsten unter Androhung roher Gewalt von den essenden Freunden, die man eigentlich auch nicht mehr treffen sollte, erpressen will. Ich will nicht Größe Null. Ich will einfach nur nicht noch fetter werden und auch keinen Diabetes, keinen Herzanfall und ich will auch nicht das Leben verlängern, nur seine Qualität verbessern. Kurzum, ich will Spaß und weiter meine vielen Kaffees mit Kondensmilch zum Frühstück und meinen Weincocktail zum Feierabend. Das Problem ist nur, dass ich von Sport eigentlich genauso viel halte, wie von Diäten. Ich war schon in der ersten Klasse die Dicke, die doppelt so lange für die Umrundung des Sportplatzes brauchte, wie alle anderen. Ich lief quasi noch meine Runde, während meine Mitschüler sich bereits wieder umzogen. Ich bin auch eher der asthmatische Typ. Und letzten Sommer, als ich es schon einmal mit dem Laufen versuchen wollte, war ich so langsam, dass ich innerhalb einer Runde um den Appelhoffweiher zweimal von ein und derselben joggenden Oma überrundet wurde. Da bin ich dann ganz schnell nach Hause gegangen, wahrscheinlich schneller als ich eigentlich laufen kann. Aber dieses Jahr will ich vorbereitet sein. Darum bin ich mal wieder meiner Lieblingsbeschäftigung nachgegangen und habe alles im Internet recherchiert. Das war allerdings eher unfruchtbar und ich schneller abgelenkt und in sozialen Netzwerken unterwegs als mir mein Vorsatz erlaubt. Und bei dem Wetter soll man bestimmt auch nicht mit dem Laufen anfangen. Diesen Sommer ist Regenzeit. Ich habe seit Juni bereits Herbstgefühle und friere. Hätte ich nicht den eisernen Grundsatz frühestens ab Oktober zu heizen, ich würde jeden Abend die Heizung auf fünf drehen. Darum erst mal einen Tee. Glaub ich an Schicksal? Denn wieder ist es das Schild am Teebeutel, das mir einen Hinweis gibt: Wer sich viel zutraut, erreicht auch viel. Na, dann wohl Marathon!