Ich habe ein ganz dunkles Geheimnis, aber
heute mache ich reinen Tisch. Ich bin ein Wirtschaftsflüchtling, von besorgten
Bürgern auch Wohlstandsflüchtling genannt. Ich bin vor Jahren – perfide getarnt
als Muttersprachler – in Hamburg eingereist. Und außer Heimweh hatte ich
nichts. Nicht mal ein schlechtes Gewissen.
Also, bin ich ein Flüchtling von der ganz
schlimmen Sorte. Obwohl man in meinem Bundesland weder Krieg führt noch an
Armut stirbt und es damit als sicheres Herkunftsland gilt, habe ich es
verlassen. Ich wollte irgendwie ein anderes Leben – und total überzogen und
egoistisch – mehr Auswahl bei der Arbeitsplatzsuche und auch mal ein bisschen
Geld verdienen.
Ganz in diesem Sinne nahm ich den Hamburgern
erstmal einen Studienplatz weg und später dann auch einen Arbeitsplatz. Damit
nicht genug. Ich habe auch nicht einfach nur studiert. Ich habe ihr BAföG
genommen und ihnen anschließend nur die Hälfte zurückbezahlt! Schmarotzer!
Und, wenn es mal nicht so läuft in Hamburg,
wie ich es mir vorstelle, meckere ich rum. Man hat ja so seine Ansprüche.
Und, all das kann ich noch toppen: Denn ich
habe mich nebenbei vermehrt. Ja, noch mehr von der Sorte. Denn ja, oft bringen
wir Flüchtlinge unseren ganzen Eierstock mit oder kriegen vor Ort am laufenden
Band Kinder.
Ich wohne auch nicht mehr in meiner ersten
Absteige, in der mich eine Freundin beherbergt hat. Ich habe ganz frech nach
der schönen Wohnung gegriffen, kaum, dass sie auf den Markt geworfen wurde.
Nach all dem darf ich doch nur noch meine
Abschiebung erwarten.