Beim besten Willen kann sich da kein Funken Mitleid
einstellen, selbst wenn (oder gerade weil?) sich der Präsident eines nicht ganz
unbekannten Fußballklubs mittels sämtlicher Medien derart bemitleidet, heult,
sich als Opfer darstellt und sich öffentlich hingerichtet fühlt. Eine im
wahrsten Sinne des Wortes jämmerliche Berichterstattung. Geht's noch? Mir dabei
jedenfalls immer schlechter. Ich fühle mich verarscht, wenn jemand sich durch
eine Selbstanzeige vor der Strafverfolgung drücken will und dann weder versteht
noch einsehen kann, dass dies nicht das Mittel ist, sich reinzuwaschen, gerade
wenn der Eindruck entstanden ist, dass diese Anzeige nur erfolgt ist, weil die Person
ohnehin kurz davor war aufzufliegen und schnell noch ihren Arsch retten wollte.
Gut, ich steck da nicht drin und kenn nicht alle Fakten, doch angewidert bin
ich trotzdem. Vor allem, weil ich nicht verstehe, was der Mann zu jammern hat?!
Denn offensichtlich ist man in seinem Bundesland der Meinung, besonders auch in
seinem Fußballklub, dass er ein total super Vorbild ist und er Chef bleiben
darf. Ich würd mal sagen, der hat seine Schäfchen im Trockenen, wo man doch
hört, wie viel Unterstützung da von allen Seiten kommt - eine Unterstützung,
die sich so manch wirklich arme Supermarktverkäuferin nur erträumen kann,
nachdem sie dabei erwischt worden ist, zu Unrecht einen gefundenen Pfandbon im
Wert von ein paar Cent eingelöst zu haben.
Gleiches Recht für alle? Manche Menschen sind einfach
gleicher. Da ist die Grenze fließend, der Täter wird zum Opfer und aus Unrecht
wird Recht. Faire Prozesse? Die Verfolgung solcher Angelegenheiten ist das
Abbild unserer Gesellschaft: Die, die nichts haben, ständig für alles zahlen
und zur Rechenschaft gezogen werden, und auf der anderen Seite Geldsäcke, die
sich aus allem freikaufen können und in dieser Gewissheit handeln. Wenn das die
Pfeiler einer funktionierenden Gesellschaft sind, dann funktioniert diese
Gesellschaft offenbar nur für einen kleinen Teil ihrer Angehörigen. Es würde so
manchem nicht schaden, mal darüber nachzudenken, wie wertvoll denn sein eigener
Beitrag an diese Gesellschaft ist und dass nicht nur man selbst die
Gesellschaft ist, an die man Beiträge zahlt.
Justitia ist blind. Ich hoffe nicht so blind, als dass
sie nicht in der Lage ist, Unrecht von Recht zu unterscheiden. Und das werden
wir dann sehen.