Für eine Zugfahrt kaufte ich mir vor einigen Tagen ein
Buch von der - so die Welt am Sonntag - "Spezialistin für den
schlauen Frauenroman". Was soll ich sagen? Da ist es wohl schlecht um die
Frauen bestellt oder die Definition von schlau hat sich verändert. "Eine
köstliche Komödie über die Suche nach dem Glück.", so wie die Mitarbeiter
der Cosmopolitan behaupteten, habe ich jedenfalls nicht gefunden. Liegt
da vielleicht eine Verwechslung vor?
Ich bin nun auf Seite 150 und es ging noch um
überhaupt nichts anderes, als um die Unzufriedenheit der weiblichen Hauptfigur
mit den eigenen körperlichen Unzulänglichkeiten und die (dämlichen und
erniedrigenden) Versuche diese zu beheben. Das alles natürlich mit der Hilfe
eines schwulen besten Freundes. Und alle sind der Überzeugung, dass das
Liebesglück im Allgemeinen vom Aussehen abhängt. So wird alles unternommen, um
dem Auserwählten hinterher zu hecheln und ihn zurück zu erobern, wobei
anzumerken ist, dass die mit ihm geführte Beziehung, wenn man sie denn überhaupt
so nennen darf, ganze zwei Wochen Bestand hatte, die Hauptfigur aber so leidet,
als hätte sie eine 80jährige Ehe zu verarbeiten und sich in einem nicht
nachvollziehbaren Liebeskummer suhlt. Nebenbei geht sie einem Beruf nach, der
zwar unspektakulär klingt, aber - gemessen an ihren im Buch getätigten Ausgaben
- unglaublich viel Geld einbringen muss. Sollte ich auch anfangen in einem
Reisebüro zu arbeiten? Von mehr als einer Nebentätigkeit kann man im Übrigen
wirklich nicht ausgehen, denn obwohl sie vollzeitbeschäftigt ist, verbringt die
Frau die meiste Zeit des Arbeitstages damit, in ihrem Selbstmitleid zu
ersaufen, wenn sie nicht gerade Sekt trinkt.
Und als ich gedacht habe, dass es eigentlich nicht
mehr schlimmer kommen kann, gebar eine Bekannte der Hauptfigur ein Kind, das
sie auf den Namen Claire taufte. Erst in der Kirche bei der Taufe sei dann
aufgefallen, dass das Baby die Last des vollständigen Namens Claire Grube
trage. Ja, nee, ist klar. Als ich 8 Jahre alt war, ist mir Claire Grube auch
schon mal begegnet - genau wie ihre Freunde Axel Schweiß und Mario Arner. So
ein Schwachsinn.
Frauen, die solche Bücher geil finden, stehen auch auf
George Clooney und Leonardo DiCaprio - Männer, die offensichtlich
beziehungsunfähig sind und über die sie sich dann einbilden, sie würden sich
eines Tages für immer fest binden, wenn sie erst die Richtige gefunden haben - in
den meisten Fällen natürlich die Einbildende. Das sind Bücher für Frauen, die
als Kind schon Prinzessin werden wollten, schöne Kleider begehrten und mit der
Glaskugel spielten - und heute noch auf den Prinzen warten, der all ihre
Probleme löst.
In meiner Kindheit wurde mir eingetrichtert, wie
wertvoll Bücher seien und dass man diese auf gar keinen Fall wegschmeißt. Ich
denke, nun - in der Generation Casting und Gehirnverlust - hätte auch meine Oma
nichts dagegen, wenn ich die nichtssagende Pubertätsgeschichte einer 32jährigen
im Klo herunterspüle.