Heute in der Stadt - Hamburg ist ja auch nur ein Dorf
- treffe ich eine alte Bekannte, ehemalige Freundin; und wie es dann so ist,
hat man sich eigentlich nichts zu sagen, was dazu führt, dass sie mich u.a.
fragt, was ich denn so zu Weihnachten bekommen habe. Mir fällt so spontifix gar
nichts ein, obwohl es ganz viel war und so antworte ich, dass ich die CD von der König tanzt bekommen
hätte, was sogar stimmt. Wer das denn sei? Na, ein Drittel von Fettes Brot.
Woraufhin sie fragt, ob es denn der kleine Dicke sei. Ha, und das fragt mich
ausgerechnet jemand, der selbst 150 kg wiegt. Ist ja 'ne Frechheit. Und, wen
ich von Fettes Brot
denn am besten finden würde. Hallo?
Noch ehe ich mich weiter wundern kann, sprudelt es aus
ihr heraus, sie glaube ja fest daran, dass sie bald mit Robbie Williams ein
Kind haben wird. Den Namen hätte sie sich auch schon überlegt. Wird auch eine
Fernbeziehung sein. Sie will ja weiter in Hamburg arbeiten. Ja, nee, ist klar.
Äh?!
Wenn es stimmt, dass die Menschen, mit denen man sich
umgibt, auch immer etwas über einen selbst aussagen, ja, dann war meine
Pubertät wohl noch schwerer als ich bisher angenommen habe. Oder war sie damals
anders? Na ja, Schwamm drüber, andere ehemalige Freunde von mir haben im
Schlafzimmer ja mittlerweile auch eine Hanfplantage. Was denn aktuell mein
Lieblingslied sei? Die Frage reißt mich wieder aus meinen Gedanken. Ich habe
nie nur ein Lieblingslied. Ich kann mit ganzen Platten eine leidenschaftliche
Liebesbeziehung führen, wenn sie sich gerade als Soundtrack meines Lebens
anbieten. Scheiß Frage! Und was soll das überhaupt? Stehen wir kurz davor, dass
sie mir ihr Steckbriefheft oder Poesiealbum überreicht? Da könnt ich dann auch
noch eintragen, welche aktuell meine Lieblingsfarbe ist oder was ich werden
will, wenn ich groß bin. Oder kleistert sie mir den BRAVO-Starschnitt zusammen,
den ich mir dann übers Bett hängen kann? Wie pubertär ich auch zeitweise
erscheinen mag, die Phase mit Star-Schwärmereien habe ich vor ca. 15 Jahren erfolgreich
hinter mich gebracht.
Neues Jahr, alte Bekannte, neue Verwirrung, die ich
nicht kannte. Was soll das denn schon wieder? Muss denn jeder irre werden?